05 – Wohnungsneubau fördern

Häuser zu bauen ist derzeit entweder unrentabel – oder unerschwinglich. Damit verschärft sich die Krise auf dem Wohnungsmarkt, denn die Nachfrage steigt.

Frau und Kind vor futuristischem Holzhaus

Die Folgen sind ein massiver Rückgang der Baugenehmigungen und eine Zunahme stornierter Projekte. Heute nicht beantragte Wohnungen schlagen sich erst in anderthalb bis zwei Jahren in der Bauleistung nieder. Die Wohnungsknappheit wird sich daher noch weiter verschärfen.

Die deutsche Bauwirtschaft befindet sich mitten in einer der schwersten Krisen vergangener Jahrzehnte. Die jahrelang von der ultralockeren Geldpolitik beflügelte Branche erlebt durch stark steigende Kosten einen regelrechten Einbruch. Die Baupreise haben in den vergangenen drei Jahren um knapp 40 Prozent zugelegt. Zuletzt sind die Zinsen für Baufinanzierungen um mehr als drei Prozentpunkte gestiegen. Neu gebaute Wohnimmobilien sind damit für Eigennutzer nahezu unerschwinglich und für Investoren unrentabel geworden.

40 %

höher als noch vor drei Jahren sind die Baupreise heute

Grafik zu einbrechenden Baugenehmigungen

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Wohnraum. Dafür verantwortlich ist die stetige Zuwanderung, aber auch die Tatsache, dass für viele Kaufinteressenten ein Eigenheim unerschwinglich ist. Sie suchen stattdessen nach einer Mietwohnung. Steigende Mieten sowohl bei Bestands- als auch Neubauwohnungen sind die Konsequenz. Wohnen wird verstärkt zur sozialen Frage, wobei vor allem bezahlbarer Wohnraum in Ballungszentren ein Kernproblem darstellt.

Ziele für Wohnungsneubau werden verfehlt

Um den Bedarf zu decken, werden laut Branchenverband bereits heute rund 700.000 Wohnungen mehr benötigt. Die Bundesregierung plant zwar, jährlich 400.000 neue Wohneinheiten, davon 100.000 Sozialwohnungen, zu schaffen. Doch sie wird dieses Ziel – nicht nur in diesem Jahr – deutlich verfehlen.

Sollen die Mieten nicht weiter steigen, müssen neue Wohnungen entstehen. Da der Wohnungsmarkt in Deutschland ein klassischer Mietmarkt ist, braucht es vor allem Anreize für Investoren. Entscheidend ist es, die Finanzierungsbedingungen durch die vorübergehende Wiedereinführung zinsverbilligter KfW-Kredite für Wohneigentum zu verbessern. Auf dem aktuellen Zinsniveau sind Neubauten nicht rentabel für Investoren oder nicht finanzierbar für Eigennutzer.

Marcel Gaupp, Analyst bei LBBW Research

Wohnen wird verstärkt zur sozialen Frage

Marcel Gaupp, Analyst bei LBBW Research

Neben günstigeren Zinskonditionen ist aber auch die Bemessungsgrundlage entscheidend. Die KfW-Darlehen sollten anders als derzeit nicht ausschließlich an den Energieeffizienzstandard EH40 (Effizienzhaus 40) gekoppelt werden. Stattdessen könnte die KfW die Zinshöhe ihrer Kredite nach dem Energieeffizienzstandard staffeln. Dann bliebe ein gewisser Fördereffekt für umweltfreundlicheres Bauen erhalten.

Serielles Bauen statt noch mehr Bürokratie

Generell sollten aber die in den vergangenen Jahren verschärften Baustandards (Auflagen etwa für den Lärm- und Umweltschutz sowie Energieeffizienzstandards) nicht noch weiter steigen. Parallel müssen Baugenehmigungsverfahren etwa bei Bau- und Grundbuchämtern beschleunigt, vereinfacht und digitalisiert werden.

Schließlich kann auch die Bauwirtschaft etwas beitragen: Serielles Bauen kann einen entscheidenden Stellhebel darstellen. Vorgefertigte Teile reduzieren die Kosten und Bauzeiten erheblich, sind derzeit aber noch nicht der Standard. Auch hier müssen bürokratische Hürden fallen und bundesweit einheitliche Standards entstehen. Mit diesen Maßnahmen kann der Neubau erfolgreich wieder angekurbelt werden.

Jetzt anpacken:

  • Baustandards nicht weiter verschärfen.
  • Zinsverbilligte KfW-Kredite mit EH55-Standard temporär wieder einführen.