Jenseits des Emissionshandels: freiwillige CO₂-Kompensation
Viele Unternehmen unterstützen Klimaprojekte anderswo in der Welt, um so den eigenen CO₂-Ausstoß auszugleichen. Die LBBW unterstützt sie dabei.
Unabhängig vom EU-Zertifikatehandel (EU ETS) und dem deutschen Brennstoffemissionshandel hat sich weltweit ein CO₂-Handelssystem auf freiwilliger Basis etabliert. Es funktioniert jedoch nach völlig anderen Regeln als die beiden verpflichtenden Systeme.
Im freiwilligen Emissionshandel finanzieren Unternehmen oder Privatpersonen vor allem Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern, die dort eine Emissionsminderung bewirken. Damit kompensieren sie CO₂, also Kohlendioxid, das sie selbst erzeugen. Hinter diesem Engagement steht der Gedanke, dass es für den Klimaschutz unerheblich ist, wo auf der Erde der CO2-Ausstoß reduziert wird – Hauptsache, die Emissionen sinken.
Für viele Unternehmen ist der freiwillige Emissionshandel mit seinem Prinzip des CO₂-Ausgleichs ein zentraler Hebel, um – bilanziell – ihren Ausstoß an Treibhausgasen zu reduzieren oder gar klimaneutral zu werden. Sie kompensieren so eigene Emissionen, die sie selbst aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen nicht vermeiden können.
So funktioniert der freiwillige Handel mit VER-Zertifikaten
Wer das Instrument der CO₂-Kompensation nutzen will, muss im ersten Schritt seinen Treibhausgasausstoß berechnen. Für diese Menge kaufen die Unternehmen oder Privatpersonen dann etwa bei Emissionshändlern die entsprechende Menge Zertifikate über verifizierte Emissionsminderungen (VER-Zertifikate). Diese Zertifikate haben die Händler zuvor bei Partnern erworben, die Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern umsetzen.
Die CO₂-Kompensation ist für nahezu alle großen Konzerne in Europa und den USA ein unverzichtbares Instrument auf dem Weg zur ausgeglichenen Klimabilanz
Auch die LBBW wird ihren Kunden künftig einen Zugang zu langfristiger CO₂-Speicherung über VER-Zertifikate anbieten. Sie stammen aus Aufforstungsprojekten vor allem in Lateinamerika, die die LBBW selbst gemeinsam mit Partnern, unter anderem aus der Forstwirtschaft, betreibt. Die Kunden sind dabei über einen Fonds direkt an den Wäldern beteiligt. Emissionshändler und andere Mittelsmänner sind hier nicht involviert. Die LBBW hat damit die volle Kontrolle darüber, dass die Emissionsminderung auch tatsächlich erreicht wird. Der Besitz der Zertifikate wird in einem Register dokumentiert. Nach dem Kauf durch den CO₂-Emittenten werden die VER-Zertifikate im Register schließlich gelöscht. Das garantiert, dass die CO₂-Minderung aus einem Projekt nur einmal angerechnet wird.
Siegel geben Sicherheit
Der freiwillige Emissionshandel unterliegt praktisch keiner staatlichen Regulierung. Daher haben diverse Organisationen aussagekräftige Qualitätsstandards entwickelt, die sicherstellen sollen, dass die Projekte tatsächlich einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Ein zentrales Kriterium ist die zusätzliche Minderung der Emissionen – ohne die erwarteten Erlöse aus dem Verkauf der VER-Zertifikate wäre das Klimaschutzprojekt nicht umgesetzt worden. Daher fließt kein Geld in Projekte, die auch ohne den freiwilligen Emissionshandel wirtschaftlich wären. Ein weiteres Kriterium ist die langfristige Wirkung der Klimaschutzmaßnahme: Es gilt sicherzustellen, dass die Emissionsminderung dauerhaft ist. Zudem muss ausgeschlossen sein, dass eine Emissionsreduktion mehrfach geltend gemacht oder verkauft wird. Nicht zuletzt müssen die Projekte maximal transparent sein und sorgfältig geprüft werden.
Ob diese und weitere Anforderungen erfüllt sind, lässt sich anhand von Qualitätssiegeln nachvollziehen. Die beiden wichtigsten, anspruchsvollsten Siegel sind „Gold Standard“ und „Verified Carbon Standard“ (VCS/Verra). Die künftig von der LBBW angebotenen Zertifikate tragen das VCS/Verra-Siegel. Zudem lässt die LBBW weitere unabhängige Prüfungen vornehmen, die weit über die VCS/Verra-Anforderungen hinausgehen.
Haben Sie Fragen?
Kontaktieren Sie uns!
Matthias Felscher