Vorteile und Nachteile des Emissionshandels
Werden die Klimaziele wirklich erreicht? Welche Kosten kommen auf Unternehmen und Verbraucher zu? Wir listen die Vor- und Nachteile des EU-Emissionshandels auf.
Mit dem CO₂-Zertifikatehandel stellt die EU ein marktwirtschaftliches Instrument ins Zentrum ihrer Klimaschutzpolitik. Gegenüber anderen Konzepten zum Senken von Treibhausgasen hat der Emissionshandel große Vorteile, allerdings auch Nachteile. Beides stellen wir hier vor.
CO₂-Zertifikatehandel mit hoher Zielgenauigkeit
Der Emissionshandel zeichnet sich durch seine hohe Zielgenauigkeit aus: Anders als etwa bei einer Umweltsteuer lässt sich über die Menge der ausgegebenen Zertifikate exakt steuern, wie stark die Emissionen der teilnehmenden Anlagen sinken werden.
Dabei profitiert die EU auch von der großen Flexibilität, die das Instrument bietet. Erhöht die EU ihre Klimaziele, kann sie nachjustieren, indem sie die Zahl der ausgegebenen Emissionsrechte reduziert. Gleiches gilt, wenn die Preise der CO₂-Zertifikate so stark sinken, dass sie keinen Anreiz für Investitionen in Klimaschutz mehr bieten. In diesem Fall kann die EU dem Markt vorübergehend oder dauerhaft Zertifikate entziehen, um die Preise zu stützen.
Zum anderen verfügt das EU European Trading System (EU ETS) über eine hohe ökonomische Effizienz: Es gibt gezielt denjenigen Unternehmen einen Anreiz, ihren CO₂-Ausstoß zu senken, deren Reduktionskosten geringer sind als die anderer Firmen. Über den Zertifikatehandel profitieren davon auch die Teilnehmer, für die eine Minderung ihrer Emissionen höhere Kosten bedeuten würde – sie kaufen CO₂-Zertifikate zu einem Preis, der unter ihren eigenen Vermeidungskosten liegt.
Kritik am Emissionshandel: Risiko bei Investitionsentscheidungen
So zielgenau und effizient der EU-Emissionshandel auch ist, so hat er doch gegenüber einer Umweltsteuer einen großen Nachteil: Da sich die Entwicklung des CO₂-Zertifikatspreises nicht verlässlich prognostizieren lässt, sind Entscheidungen über Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet.
Mit dem Emissionshandel wird das übergeordnete CO₂-Ziel auf kostengünstigstem Weg erreicht. Dennoch lässt er den Preis für Energie und Industriegüter steigen
Liegt etwa der Preis der Emissionsrechte künftig niedriger als erwartet, wäre es für ein Unternehmen womöglich wirtschaftlicher gewesen, CO₂-Zertifikate zu kaufen statt die eigenen Emissionen zu senken. Umgekehrt könnten sich Firmen auch verspekulieren, wenn sie in Erwartung niedriger Zertifikatspreise auf Klimaschutzinvestitionen verzichten.
EU ETS hat Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft
Der EU-Emissionshandel lässt die Preise von Energie und Industriegütern steigen – zumindest dort, wo die Wettbewerbssituation das zulässt. Denn die Unternehmen sind bestrebt, ihre ETS-Kosten an die Kunden weiterzugeben. Damit betreffen die Entwicklungen bei den Preisen der CO₂-Zertifikate indirekt auch Unternehmen, die nicht dem EU-Emissionshandel unterliegen. Zudem bedeutet der Zertifikatehandel einen Kostennachteil für Unternehmen, die im globalen Wettbewerb stehen. Die EU versucht dies zu kompensieren, indem sie kostenlose CO₂-Zertifikate an betroffene Unternehmen ausgibt. Allerdings würden auch andere Instrumente wie Umweltsteuern oder ordnungsrechtliche Vorgaben letztlich zu höheren Kosten für die europäische Wirtschaft führen.
Ordnungsrecht ergänzt Emissionshandel
Neben dem CO₂-Zertifikatehandel haben ordnungsrechtliche Maßnahmen wie Ver- und Gebote oder Grenzwerte ihren Platz im klimapolitischen Instrumentenkasten der EU, auch wenn diese vergleichsweise unflexibel sind. Denn das EU ETS verliert stark an Effizienz, wenn die CO₂-Emissionen eines Unternehmens gering sind: Der Aufwand für die Teilnahme wird gemessen am Minderungspotenzial ab einem bestimmten Punkt zu groß. Deshalb hat sich die Europäische Union für einen Maßnahmenmix mit dem EU ETS als Leitwerkzeug entschieden.