Bundesregierung gibt Gas beim Ausbau der Ladeinfrastruktur

Ab 2035 werden in der Europäischen Union nur noch Elektroautos neu zugelassen. Deutschland baut schon das Ladenetz für die Elektromobilität massiv aus.

Mann lehnt an einem Elektroauto während es an eine Ladestation angeschlossen ist.

Die Tage der PKWs mit Benzin- oder Dieselmotor sind gezählt: Im Rahmen der Fit-for-55-Strategie haben sich die EU-Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament im Oktober darauf geeinigt, ab Anfang 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen. Das bedeutet in der Praxis, dass die Autohersteller ab diesem Zeitpunkt in der EU ausschließlich Modelle mit Elektromotor verkaufen dürfen.

Auch die Bundesregierung treibt den Umstieg auf die Elektromobilität voran. So haben SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag das Ziel gesetzt, bis 2030 insgesamt 15 Millionen Elektroautos auf die Straße zu bringen – derzeit sind es 1,6 Millionen Fahrzeuge. Damit das gelingt, soll der Ausbau der Ladeinfrastruktur „massiv beschleunigt“ werden, heißt es im Koalitionsvertrag.

15 Millionen

Elektroautos sollen bis 2030 auf Deutschlands Straßen fahren. Das hat sich die Ampelkoalition als Ziel gesetzt.

Mit dem „Masterplan Ladeinfrastruktur II“ hat die Bundesregierung dafür jetzt ein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgelegt. Damit will die Ampelkoalition für genug öffentliche Lademöglichkeiten für PKWs und auch LKWs sorgen. „Unser Ziel: den Ausbau von Ladeinfrastruktur beschleunigen, den Ladeprozess vereinfachen und so den Umstieg für die Menschen erleichtern“, sagt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

Bundesregierung sieht Wirtschaft in der Pflicht

Dabei setzen SPD, Grüne und FDP stark auf das Engagement von Unternehmen: Bau und Betrieb der Ladeinfrastruktur müssten in erster Linie durch die Privatwirtschaft erfolgen, betonen die Ampelparteien. Die Bundesregierung will die Unternehmen unterstützen, indem sie etwa, zusammen mit den Kommunen, Hindernisse in Planungs- und Genehmigungsprozessen beseitigt und – wo nötig – das Bau- und Immissionsrecht anpasst.

Zugleich soll das Verfahren zum Anschluss der Ladepunkte an die Stromnetze entbürokratisiert werden, unter anderem durch einheitliche, digitale Anmeldeverfahren. Nicht zuletzt will der Bund dafür sorgen, dass die Kommunen den Unternehmen die nötigen Flächen für die Ladesäulen bereitstellen. Dabei will der Bund mit gutem Beispiel vorangehen und eigene Flächen, vor allem an Autobahnen, verfügbar machen.

Unser Ziel: den Ausbau von Ladeinfrastruktur beschleunigen, den Ladeprozess vereinfachen und so den Umstieg für die Menschen erleichtern.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing

„Laden künftig so einfach wie Tanken“

Der Masterplan sieht vor, mit der Digitalisierung mehr Komfort beim Laden von Elektrofahrzeugen zu schaffen. So sollen Daten wie etwa die Auslastung von Ladestationen und die jeweiligen Preise in Echtzeit abrufbar sein, sodass Autofahrerinnen und -fahrer besser planen können. Das Laden solle künftig ebenso einfach und selbstverständlich sein wie heute das Tanken, betont die Bundesregierung.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Integration der Ladeinfrastruktur in das Stromnetz. So will die Bundesregierung die Netzbetreiber dabei unterstützen, die örtlichen Stromnetze für die Elektromobilität zu rüsten.

Ziel für 2030 kassiert

Die Vorgängerregierung hatte das Ziel ausgegeben, bis 2030 insgesamt eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte zu schaffen. Die Ampelkoalition bekennt sich im Grundsatz zu diesem Ziel, macht aber zugleich deutlich, dass nicht die absolute Zahl der Ladepunkte entscheidend ist. Vielmehr komme es darauf an, die Entwicklung der Ladeinfrastruktur am tatsächlichen Bedarf zu orientieren. Das sei die Voraussetzung, damit die Elektromobilität zum Massenmarkt werden kann.

Konkret bedeutet das, Ladepunkte bevorzugt dort einzurichten, wo die Nachfrage am größten ist, etwa an Autobahnen. Und dort auf Schnellladesäulen. Ein einziger Ladepunkt dieser Art kann nämlich weit mehr E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer bedienen als mehrere Ladestationen mit geringer Leistung – und bietet zudem mehr Komfort, weil die Kundinnen und Kunden deutlich weniger lang warten müssen.