- Anteil digitaler, programmierbarer Wertpapiere steigt
- Mit der Blockchain lassen sich digitale Assets direkt gegeneinander handeln
- Digitale Wertpapiere brauchen den Digi-Euro
Rund 15 Jahre nachdem der Bitcoin die Blockchain-Revolution losgetreten hat, steht auch dem Kapitalmarkt die nächste Digitalisierungswelle bevor. „Der Kapitalmarkt erfindet sich mit der Tokenisierung neu. Der Maschinenraum befindet sich im Umbau und bewegt sich langsam in Richtung digitaler und programmierbarer Wertpapiere, die auf entsprechenden Blockchain-Plattformen emittiert und abgewickelt werden“, urteilt Guido Zimmermann, Digitalisierungs-Experte aus dem LBBW Research.
Seit der Einführung der Bankkarte in den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind viele Bereiche des Bankgewerbes digitalisiert. „Finanzinstitute, die entsprechende Produkte anbieten wollen, müssen sich fragen, welche Produkte und Dienstleistungen auf Blockchain-Basis sie ihren Kunden erfolgreich anbieten können“, erklärt der Analyst.
Blockchain und andere Technologien mit verteilten Kontenbüchern (DLT) bieten Banken und ihren Kunden jede Menge Vorteile. Für Zimmermann führt deshalb bereits heute kein Weg mehr daran vorbei: „Die Aufsicht und Zentralbanken ermöglichen den Einsatz der Technologie. Die gesetzlichen Voraussetzungen für die Begebung digitaler Aktiva sind geschaffen. Der Marktanteil tokenisierter Wertpapiere wächst, und das Kundeninteresse steigt.“ Auf bislang offene Fragen sollten die Vertreter der Finanzbranche nun am besten gemeinsame Antworten finden, meint der Analyst.
Dabei liegen für den Experten die Vorteile insbesondere für den professionellen Investor auf der Hand: So mache eine Blockchain den Wertpapierhandel vor allem sicherer, weil sich Daten bei verteilten Kontenbüchern nicht unbemerkt manipulieren lassen. Auch sinken bei einem weitgehend automatisierten Wertpapierhandel insbesondere bei grenzüberschreitenden Transaktionen die anfallenden Kosten. Computerprogramme, die mit digitalen Aktiva verbunden werden können (sogenannte Smart Contracts), mindern schließlich das Kontrahentenrisiko, dass der Vertrag nach Abschluss noch platzt, weil Zwischenhändler oder Clearingstellen obsolet werden. Stattdessen können Kryptowertpapiere effizient nahezu in Echtzeit, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, gehandelt und abgewickelt werden.
Blockchain-Technik schafft neue Möglichkeiten an den Finanzmärkten
Zusätzlich hält die Tokenisierung der Wertpapiere eine echte Neuerung parat, erklärt Analyst Zimmermann: „Die DLT-Infrastruktur ermöglicht es zudem, unterschiedliche Asset-Klassen direkt gegeneinander zu handeln.“ Beispielsweise bietet die Plattform Ethereum einige wenige gemeinsamen Standards für viele verschiedene Assets und erlaubt damit, diese Aktiva gegeneinander zu handeln.
Zahlreiche Stolpersteine müssen zuvor jedoch noch aus dem Weg geräumt werden. Zum weltweiten Durchbruch dieser neuen Asset-Klasse fehlt nicht nur eine international einheitliche Regulatorik, sondern auch die Kompatibilität der Handels- und Abwicklungsplattformen. Erst dann werde das Kundeninteresse zunehmen und so für einen liquiden Handel mit Kryptowertpapieren sorgen. Für einen letzten Schritt muss zudem die EZB sorgen, indem sie digitales Zentralbankengeld (den „Digi-Euro“) einführt, beziehungsweise für das Interbankengeschäft die Verknüpfung von Blockchain-Plattformen mit bestehenden Bezahlsystemen unterstützt. „Alles in allem noch ein weiter Weg, aber die ersten Schritte sind bereits längst gemacht“, urteilt Guido Zimmermann
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