IPCC-Bericht: Energiewende als Königsweg zur Klimaneutralität

In seinem Bericht zeigt der Weltklimarat IPCC Wege zur Bekämpfung des Klimawandels auf. Wie steige ich aus fossilen Brennstoffen aus – und bleibe dabei im Geschäft?

Ein Mann trägt eine Panel einer Solaranlage

Mit dem Europäischen Green Deal hat sich die EU das Ziel gesetzt, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu werden. Wie das gelingen kann, zeigt der jüngste Bericht des Weltklimarats IPCC „Klimawandel 2022: Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“.

In diesem Bericht haben die IPCC-Autoren erstmals berechnet, wie viel mögliche Maßnahmen bis 2030 zum Klimaschutz beitragen können und wie ihre Kosten-Nutzen-Rechnung ausfällt. Das Fazit der Forscher ist eindeutig: Der Königsweg zum Klimaschutz ist der Umstieg von fossile auf erneuerbare Energien.

Der Industrie kommt eine Schlüsselrolle zu

Dabei kommt der Industrie eine Schlüsselrolle zu – ist sie doch weltweit für knapp ein Viertel aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Doch so groß der CO2-Fußabdruck der Industrie auch ist, so vielfältig sind ihre Möglichkeiten, fossile durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Davon profitieren sie selbst in mehrfacher Hinsicht: nicht nur durch eine bessere Klimabilanz, sondern auch durch geringere Energiekosten und mehr Versorgungssicherheit.

Drei Beispiele zeigen, wie Industriebetriebe ihre individuelle Energiewende vollziehen können:

Einkauf von Ökostrom über Direktlieferverträge

Immer mehr Unternehmen kaufen Strom direkt aus einzelnen Wind- oder Solarparks ein. Mit solchen langfristigen Lieferverträgen (Power Purchase Agreements, kurz PPAs) gewinnen sie Planungssicherheit, ein wertvolles Gut in Zeiten hochgradig volatiler Preise an der Strombörse. In der Regel werden diese Wind- und Solarkraftwerke gezielt für solche PPAs errichtet. Die steigende Nachfrage nach dem Liefermodell beschleunigt also den Ausbau der erneuerbaren Energien – und damit den Abschied von Kohle und Erdgas.

Erneuerbare Energie selbst erzeugen

Industrie- und Gewerbebetriebe haben vielfältige Möglichkeiten, sich mit selbst produzierter Energie aus erneuerbaren Quellen zu versorgen: mit Photovoltaik-Anlagen auf Werkhallen zum Beispiel, mit Biomasse-BHKWs oder Wärmepumpen. Nicht zu unterschätzen ist das Potenzial der Abwärme-Nutzung, gerade für Niedertemperatur-Anwendungen. Viele Beispiele zeigen, dass ein solches „Wärme-Recycling“ den Bedarf an fossilen Energieträgern deutlich senken kann.

Einsatz von grünem Wasserstoff und seiner Derivate

Grüner Wasserstoff ist eine Art Allzweck-Instrument für die Dekarbonisierung der Industrie: Der klimaneutrale, mit Wind- oder Solarstrom produzierte Energieträger und seine Derivate wie synthetisches Methan können Erdgas in vielen Bereichen ersetzen, ohne dass Anlagen und Maschinen oder Fertigungsprozesse angepasst werden müssen. Zudem macht er es möglich, Produktionsverfahren zu etablieren, die ganz ohne fossile Energieträger auskommen – etwa in der Stahlindustrie. Allerdings wird es wohl noch bis Ende dieses Jahrzehnts dauern, bis größere Mengen an grünem Wasserstoff und seine Derivate in Deutschland verfügbar sein werden.