Natürliche CO₂-Speicher: Bund und EU wollen Wälder und Moore stärken
Wälder und Moore sind gigantische Kohlendioxid-Speicher. EU und Bundesregierung wollen das Potenzial dieser CO₂-Senken noch stärker nutzen.
Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral sein. Den Weg dahin weist der Europäische Green Deal. Allerdings geht die EU davon aus, dass auch Mitte des Jahrhunderts noch gewisse Mengen an Treibhausgasen ausgestoßen werden. Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, muss also CO₂ aus der Atmosphäre entfernt werden – als Ausgleich für die nicht vermeidbaren Emissionen.
Diese Aufgabe können Wälder und Moore übernehmen: Sie holen das Treibhausgas aus der Luft und binden es in Biomasse. Damit dienen sie als natürliche CO₂-Senken. Das Fit-for-55-Aktionsprogramm der EU-Kommission sieht vor, auf diese Weise bereits bis 2030 mindestens 310 Millionen Tonnen CO₂ – das entspricht knapp einem Zehntel der EU-Treibhausgasemissionen von 2020 – zu binden.
Deshalb legt die EU in ihrer Klimapolitik einen Schwerpunkt darauf, diese Ökosysteme zu stärken. Ein wichtiger Baustein ist hier die neue EU-Waldstrategie. Sie sieht unter anderem vor, bis zum Ende des Jahrzehnts drei Milliarden Bäume zu pflanzen. Darüber hinaus will die EU mit einer neuen Bodenstrategie die Moore schützen. Mit deren Entwässerung werden nämlich große Mengen an CO₂ freigesetzt. Zudem sollen bereits trockengelegte Moore erneut vernässt werden, so dass sie wieder als CO₂-Senken dienen.
EU will Wirtschaft für den Schutz der Wälder in die Pflicht nehmen
Auch die europäische Wirtschaft will die EU beim Waldschutz in die Pflicht nehmen: Sie plant, von Unternehmen bestimmter Branchen Nachweise zu verlangen, dass für ihre Produkte über die gesamte Lieferkette hinweg keine Wälder gerodet oder geschädigt werden. Laut Konzept der EU-Kommission soll dies unter anderem für Rindfleisch, Soja und Holz gelten. Dem Europäischen Parlament genügt das allerdings nicht – die Abgeordneten wollen weitere Produkte wie Schweinefleisch, Mais und Holzkohle hinzunehmen. Wie diese Verordnung nun konkret gestaltet wird, verhandeln derzeit Kommission, Parlament und Mitgliedsstaaten.
Der World Wide Funds For Nature (WWF) begrüßt die Initiative der Abgeordneten. „Das Europäische Parlament hat mit seiner Entscheidung heute ein starkes Signal gesetzt: Produkte, die auf dem europäischen Markt gehandelt werden, dürfen nicht auf Kosten von Wald- und Buschlandschaften sowie Menschenrechten produziert werden“, heißt es in einer Stellungnahme.
Bundesregierung will vier Milliarden Euro bis 2026 in Ökosysteme investieren
Auch die Bundesregierung sieht in CO₂-Senken ein zentrales Instrument für das Erreichen der Klimaziele. So hat die grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz erarbeitet: Dessen Ziel ist es, Ökosysteme zu stärken, wiederherzustellen und zu bewahren, so dass sie gleichermaßen dem Klimaschutz wie als Lebensraum für Pflanzen und Tiere dienen. Bis 2026 will die Bundesregierung vier Milliarden Euro für 64 Maßnahmen in zehn Bereichen zur Verfügung stellen.
Dazu gehört zum Beispiel ein besserer Schutz der Wälder. Sie bedecken ein Drittel der Landesfläche und sind damit Deutschlands größte landgebundene Treibhausgassenke. Die bestehenden Wälder sollen resilienter gegen die Folgen des Klimawandels werden. Zudem soll die Waldfläche vergrößert werden. Auch die Wiedervernässung von Mooren steht ganz oben auf der Agenda. Insgesamt 92 Prozent der deutschen Moorböden sind bereits trockengelegt worden. Damit können sie ihre Funktion als CO₂-Speicher nicht mehr erfüllen.
Derzeit haben Länder, Verbände und Bürger noch die Möglichkeit, zum Entwurf Stellung zu nehmen. Anschließend soll das Programm final abgestimmt und Anfang 2023 vom Kabinett beschlossen werden.
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 18.10.2022