Der Gesundheitssektor – grenzenloses Wachstum

Immer mehr Menschen, die zudem länger leben und von technologischen Fortschritten profitieren: Ein Ende des Booms im Gesundheitssektor ist nicht in Sicht.

Junge Menschen beim Joggen

„Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“, so definiert die Weltgesundheitsorganisation WHO das Gesundsein. In eine Wachstumsstrategie übersetzt bedeutet das: Erst wenn alle rund acht Milliarden Menschen gesund sind und gesund leben, stößt der Gesundheitsmarkt an seine Grenzen.

Fitness-Trend wirkt wie ein zusätzlicher Schub

Davon ist die Menschheit weit entfernt. Entsprechend stark waren die Wachstumszahlen in den vergangenen Jahren. Treiber des Wachstums sind vor allem gesamtgesellschaftliche Trends, aber eben auch die bessere medizinische Versorgung selbst. Ganz oben auf der Liste: die stetig wachsende Weltbevölkerung und die zunehmend längere Lebenserwartung in den Industrieländern sowie die verbesserte Grundversorgung mit Pharmaprodukten und Medizintechnik. In Summe seien „dynamisch wachsende Märkte“ zu beobachten, schreibt LBBW Research. Der seit einigen Jahren starke Trend in – zumindest vielen – Industrieländern zu gesunder Ernährung und Fitness wirkt da wie ein weiterer Wachstumstreiber. Neben dem Wunsch nach persönlicher Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten steht der Wille, gesund zu leben, seit jeher ganz oben auf der Wunschliste der Menschen.

In einer aktuellen umfassenden Studie zum Weltgesundheitsmarkt haben die Expertinnen und Experten von LBBW Research eine Menge Daten, Fakten und Zahlen zusammengestellt. Und geben damit einen tiefen Einblick in und guten Überblick über einen Markt, der immer weiterwachsen wird.

Es ist ein Bild des steten und exorbitanten Wachstums. Es ist aber auch ein Beleg dafür, wie stark die Corona-Pandemie unzweifelhafte Erfolge der vergangenen Jahrzehnte zunichtegemacht hat oder die Erfolge der deutlich besseren gesundheitlichen Versorgung und Vorsorge um Jahre zurückgeworfen hat. So haben sich weltweit zumindest nach den offiziellen Statistiken mehr als 500 Millionen Menschen mit dem Covid-Virus infiziert. Allein 2020 und 2021 starben laut WHO direkt oder indirekt rund 15 Millionen Menschen. Die pandemiebedingten Ausgaben in den Staatshaushalten stiegen zudem immens.

Wachstumstreiber Onkologie und Immunologie

LBBW Research rechnet künftig vor allem mit zwei Pharmasektoren, der Onkologie (jährliches Wachstum in den kommenden fünf Jahren 9 bis 12 Prozent) und der Immunologie (jährlich 6 bis 9 Prozent bis 2026), die das weitere Marktwachstum vorantreiben. Bereits heute gehören beide Medizindisziplinen zu den umsatzstärksten Pharmabereichen.

1750 Mrd. $

an weltweiten Umsätzen mit Arzneimitteln werden für 2026 erwartet

Sie sind umsatzstark in einem wohlgemerkt ohnehin starken Wachstumsmarkt. So werden die Arzneimittelumsätze weltweit bis 2026 auf rund 1.750 Milliarden US-Dollar pro Jahr steigen. Allein die Ausgaben für Corona-Impfstoffe dürften sich bis 2026 auf mehr als 250 Milliarden Dollar summieren. Wachstumsbremse hier: die angespannten Haushaltslagen, vor allen in den USA. Die Gesundheitsausgaben liegen dort mit einem Anteil von knapp 18 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt auf Rekordniveau – historisch und weltweit. Deutschland rangiert mit knapp 13 Prozent auf Platz zwei.

Bio, vegan oder vegetarisch – der Umsatz steigt und steigt

Megatrend der Zukunft: gesund leben. Fitness-Studios boomen, Personal Trainer sind ausgebucht. Dazu gehört natürlich gesunde Ernährung. Der Umsatz mit veganen oder vegetarischen Produkten hat sich zwischen 2018 und 2020 auf 3,2 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln hat sich zwischen 2011 und 2021 von 6,6 Milliarden auf 15,9 Milliarden Euro deutlich mehr als verdoppelt.

15.9 Mrd. Euro

haben die Deutschen 2021 für Bio-Lebensmittel ausgegeben – 140 Prozent mehr als noch 2011

Verlierer des Gesund-leben-Trends: die Süßwaren-Industrie. Der wöchentliche Konsum geht seit Jahren zurück. Die Befragten in einer Studie des Verbandes für Ernährung und Diätetik sagen: Auf dem Wochen-Speiseplan spielen Schokoriegel und Gummibärchen nur noch eine geringe Rolle.