Tempo, Tempo!

Die etwas andere Akquisition: Mithilfe des Konsortialkredits der LBBW gelingt Trodat der reibungslose Übergang zu einer neuen Eigentümerstruktur.

Die Zentrale von Trodat bei Nacht: Die Österreicher sind Weltmarktführer als Hersteller von Stempeln

Absolute Verschwiegenheit war gefordert, und zügig musste es gehen. „Das Zeitkorsett war eng geschnürt“, sagt Christopher Müller, Vertreter der Eigentümer der Trodat Trotec Holding GmbH. Der österreichische Hidden Champion war bislang im Eigentum der Familien Müller-Just und Doppler. Nun sollte die Familie Müller-Just die Anteile der Familie Doppler übernehmen und zugleich sollten die Gesellschafter der Unternehmensgruppe ImWind als Minderheitsgesellschafter einsteigen. Damit dieser Wechsel geräuschlos, fix und finanziell solide klappt, ohne das weitere Unternehmenswachstum einzuschränken, wurde die LBBW als Partner für die Finanzierung ausgewählt.

Keine selbstverständliche Wahl, denn die Kontakte der LBBW zu Trodat waren zuvor eher locker. Doch die Österreicher hatten sich umgehört: „Wer hat die Expertise, wer kann überzeugende Transaktionen vorweisen? Wer ist für Transparenz und Effizienz bekannt, wer gilt als unkomplizierte Bank?“, zählt Gabriel Schweiger, geschäftsführender Gesellschafter von ImWind, auf. „Und nicht zuletzt: Wer ist groß genug, um das gesamte Volumen zu schultern?“

Immerhin handelte es sich um ein nicht unwesentliches Volumen. Trodat ist als Weltmarktführer für Stempel in mehr als 150 Ländern vertreten und wächst vor allem im asiatischen Raum. Ebenso spannend und noch dynamischer ist der zweite Geschäftsbereich: Unter dem Namen Trotec haben sich die Österreicher auf Laserplotter zum Beschriften, Schneiden und Gravieren spezialisiert. Dieser Bereich wächst jährlich um 20 Prozent. Zusammen erwirtschaften beide Bereiche – Stand 2017 – einen jährlichen Umsatz von 249 Millionen Euro.

Die LBBW positioniert sich als „Sole Underwriter“

Erste Aufgabe der LBBW: diese beiden recht unterschiedlichen Geschäftsfelder zu durchleuchten. „Wir mussten das Unternehmen verstehen“, sagt Joachim Wohlfrom, Experte für Acquisition Finance bei der LBBW. „Was braucht es? In welcher Form? Wie viel Kredit verträgt es? Wie viel Freiraum braucht es beim Wachsen?“ Selbstverständliche Fragen, mit einer Besonderheit: dem Zeitdruck. Den minderte die LBBW, indem sie sich früh festlegte: „Wir finanzieren das Vorhaben mit einem Konsortialkredit und starten als Sole Underwriter“, sagt Experte Wohlfrom. Diese Finanzierungsform erlaubt weiteren Banken ein problemloses Einsteigen, während Trodat weiterhin nur mit der LBBW als Ansprechpartnerin zu tun hat. Zunächst aber garantierte die LBBW die gesamte Kreditsumme. Damit kam Tempo in die Verhandlungen.

„Herr Wohlfrom hat kurz geschluckt, als er von den ambitionierten und nicht verhandelbaren Fristen hörte“, erinnert sich ImWind-Chef Schweiger. „Aber kurz darauf hat er versichert, dass die LBBW das schaffe.“ Nicht einmal innerhalb von zwei Monaten wurde die Finanzierung verhandelt und unterzeichnet – obwohl mittendrin die Adventszeit und Weihnachten lagen. „Alle haben Tag und Nacht gearbeitet, um die Fristen einzuhalten“, sagt Schweiger. Von wegen stille Tage!

Entspannter gestaltete sich danach die Suche der LBBW nach weiteren Banken, die sich beteiligen wollten. „Wir haben ein gutes Gespür für den Bankenmarkt und sind als Arrangeur von Konsortialkrediten bestens bekannt“, sagt LBBW-Experte Wohlfrom. „Das zeigte sich an der Nachfrage: Sie war so groß, dass wir gar nicht alle Finanzinstitute ansprechen mussten, die wir auf der Liste hatten.“

Vorbehalte der Eigentümer? Gibt’s nicht mehr

Überzeugungsarbeit musste eher bei der Familie Müller-Just geleistet werden. „Wir hatten durchaus Vorbehalte“, sagt Eigentümervertreter Christopher Müller und zitiert seinen Großvater Walter Just: „Macht euch nicht zu sehr von den Banken abhängig.“ Trodat habe immer aus eigener Kraft wachsen wollen, „und das hat 100 Jahre lang gut geklappt“. Deshalb sei es der Familie wichtig gewesen, dass ihr Finanzpartner ihr unternehmerisches Credo verstehe. „Uns interessiert nicht die Dividende des nächsten Jahres, uns interessieren die Dividenden der nächsten Generation“, sagt Müller. Damit traf er auf volles Verständnis: „Die LBBW teilt unseren familienunternehmerischen Ansatz, wir spüren da vollen Support.“

Die von der LBBW umgesetzte Finanzierung erlaubte nicht nur einen reibungslosen Wechsel der Eigentümer, sondern sichert das weitere Wachstum mit einem maßgeschneiderten Finanzierungskonzept für die nächsten Jahre ab. „Operativ wird das Unternehmen dadurch nicht eingeschränkt“, sagt Co-Eigentümer Schweiger, „im Gegenteil, wir können bei Bedarf sogar Akquisitionen tätigen.“ Klingt so, als habe er da sehr konkrete Ideen.

Alles über Konsortialkredite erfahren Sie in unserem Dossier: Konsortialkredite.

Haben Sie Fragen?

Kontaktieren Sie uns.

Dagmar Hartmann, Acquisition Finance

Dagmar Hartmann

Leiterin Acquisition Finance LBBW