Frischer Wind für die Kunstsammlung der LBBW

Kunstkuratorium berufen. Nach Jahren der Ruhe verstärkt die Bank mit LBBW-Vorstand Thorsten Schönenberger ihr Kunstengagement. Lutz Casper ist Leiter der Sammlung.

Gruppenbild: Kuratorium der LBBW Kunstsammlung

Herr Schönenberger, welche Bedeutung hat die Sammlung LBBW für Sie und die Bank?

Schönenberger: Wir als Bank bekennen uns zu Kunst als einer wertvollen Facette unserer Unternehmenskultur, die wir bewahren und fördern wollen. Deshalb liegt es mir am Herzen, sie wieder einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehören Präsentationen wie beispielsweise auf der ART COLOGNE, oder der Leihverkehr mit Museen. Auch Kunstführungen für Kunden, Mitarbeiter und Interessierte sind für mich ein wichtiger Hebel. Dass wir auf ein großes Interesse stoßen, hat jüngst unser Engagement bei der Langen Nacht der Museen in Stuttgart nochmals bestätigt. Wir sehen Kunst also keineswegs als Luxus – unser Engagement zahlt auf unsere Marke und unser positives Image bei unseren Kunden und Investoren ein.

Herr Casper, wo liegt der Akzent der bisherigen Sammlung?

Casper: Die Anfänge beruhen auf einem Sammlungskonzept in den 1970er Jahren. Hier galt das Interesse Vertretern der südwestdeutschen Kunst zu denen Oskar Schlemmer und Willi Baumeister gehören. Später traten Arbeiten herausragender Künstler der deutschen Kunst nach 1945 hinzu – zum Beispiel von Gerhard Richter, Georg Baselitz und Anselm Kiefer. Ab den frühen 1990er Jahren wurde das Interesse auf die junge aktuelle zeitgenössische deutsche und internationale Kunst ausgedehnt. Dieser Sammlungsteil mit Erwerbungen der LBBW ab 1999 wird im Hauptgebäude präsentiert. Darüber hinaus zählen beispielsweise auch Gemälde von Max Slevogt, Otto Dill und Hans Purrmann sowie zeitgenössische Werke von Neo Rauch, Matthias Weischer und Tim Eitel zur Sammlung.

Herr Schönenberger, mit welcher Maßnahme gehen wir an den Start?

Schönenberger: Die LBBW war erstmals auf der ART COLOGNE (19. bis 22. April 2018) mit einer eigenen Sonderausstellung „Comeback – Sammlung LBBW – Bereit für Neues“ präsent (Halle 11.3, B-016). In diesem Rahmen wurden hochkarätige Werkbeispiele der Sammlung von 15 international bekannten Künstlern und Künstlerinnen gezeigt. Es ist die größte deutsche Kunstmesse, bei der rund 55.000 Besucher waren. Damit erzielen auch wir eine beachtliche Öffentlichkeitswirkung und schärfen unser Image – als eine starke deutsche Bank, die sich sympathisch, modern und mit zeitgemäßen neuen Formaten präsentiert.

Herr Casper, keiner kennt die Sammlung so gut wie Sie: Was würden Sie als die größten Schwergewichte der Sammlung betrachten?

Casper: „Claudius (WVZ 603)“ von Gerhard Richter, dem international bekannten deutschen Künstler, aus dem Jahr 1986 dürfte hier der Spitzenreiter sein. Interessierte finden es im Stuttgarter Hauptgebäude. Dicht gefolgt kommen zwei Gemälde von Otto Dix, die beide als Leihgabe im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen sind. Bei dem einen handelt es sich um das berühmte „Bildnis der Tänzerin Anita Berber“ aus dem Jahr 1925. Das andere ist das 1930 entstandene Werk „Melancholie“.

Herr Schönenberger, wie binden Sie die Mitarbeiter in die neue „Kunstoffensive“ ein?

Schönenberger: Wir planen für die Mitarbeiter beispielsweise zwei- bis dreimal im Jahr einen „LBBW Art Club“ in den Abendstunden. Hier ist der Gedanke, dass Mitglieder des Fachkuratoriums Neugestaltungen der Sammlung präsentieren und auch über sonstige Vorhaben berichten. Gerne würden wir auch Künstler zu einer Art „Ateliergespräch“ einladen oder die Sammlungen anderer Häuser besuchen. An Ideen und Anregungen mangelt es nicht – nun haben wir den ersten Schritt gemacht.

Gruppenbild: Kuratorium der LBBW Kunstsammlung

Die konstituierende Sitzung des Kuratoriums fand am 9. April 2018 statt. Ziel ist es, in allen Bereichen der Kunst und der Förderung zu beraten, Empfehlungen auszusprechen und die Entwicklung der weiteren Sammlung zu begleiten.

Den Kuratoriumsvorsitz hat LBBW-Vorstand Thorsten Schönenberger inne. Die Mitglieder des Kuratoriums sind aktuell Prof. Dr. Dirk Boll (Präsident EMERI, Christie’s), Maike Cruse (Direktorin Gallery Weekend Berlin), Claudia Diem (Vorständin BW-Bank), Dr. Ulrike Groos (Direktorin Kunstmuseum Stuttgart), Thomas Locher (Rektor der HGB Leipzig), Dr. Ulrike Lorenz (Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar) und Petra Olschowski (Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg). Das Fachkuratorium wird gebildet von Dr. Nadia Ismail (Direktorin Kunsthalle Gießen), Dr. Gregor Jansen (Direktor Kunsthalle Düsseldorf) und Lutz Casper (Leiter Sammlung LBBW).