29.11.2022

Weltweiter CO₂-Ausstoß erreicht 2022 neuen Höchststand

Die Treibhausgas-Emissionen steigen in diesem Jahr um ein Prozent. Damit bleibt immer weniger Spielraum, die Pariser Klimaziele zu erreichen.

Schornsteine in der Ferne im Abendlicht vor einem Gewässer
Schornsteine in der Ferne im Abendlicht vor einem Gewässer

Der weltweite Treibhausgasausstoß erreicht eine neue Rekordmarke: Mit 36,6 Gigatonnen liegt er 2022 über dem Vor-Corona-Niveau. Das hat das Global Carbon Project ermittelt, eine Initiative namhafter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt. In den beiden Vorjahren waren die CO2-Emissionen pandemiebedingt leicht zurückgegangen. 2022 steigt der Ausstoß jedoch wieder an, so die Forscherinnen und Forscher – um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als einen wesentlichen Grund für diese Entwicklung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgemacht, dass 2022 insgesamt 2,2 Prozent mehr Erdöl verbraucht wurde. Das führen sie vor allem darauf zurück, dass der Flugverkehr zuletzt stark zugenommen hat. Während der Pandemie waren zahlreiche Flugzeuge am Boden geblieben.

2022 wurde außerdem so viel Kohle verbrannt wie nie zuvor. Hier liegt das Plus ebenfalls bei einem Prozent. Die Mitautorin der Studie, Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), kommentiert: „Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass wir den Höchststand der CO₂-Emissionen aus der Kohleverbrennung schon überschritten hätten“ – ein Irrtum, wie die aktuellen Zahlen zeigen. Der Erdgaseinsatz dagegen verringert sich in Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine um 0,2 Prozent.

Indien stößt mehr CO₂ aus als die EU

Mit Mehremissionen von 1,5 Prozent geht der Anstieg bei den Treibhausgasen zu einem großen Teil auf das Konto der USA. In der EU dagegen sinkt der Ausstoß 2022 um 0,8 Prozent – ein Erfolg, der auch auf das EU-Emissionshandelssystem, kurz EU ETS, zurückzuführen ist (mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Themenspecial zum Emissionshandel). Auch in China, mit Abstand größter CO₂-Emittent der Welt, fällt der Treibhausgasausstoß im laufenden Jahr geringer aus, um 0,9 Prozent. In Indien wiederum nehmen die Emissionen um sechs Prozent zu. Das Land stößt jetzt mehr Treibhausgase aus als die EU.

1 %

geringer als im Vorjahr ist der Ausstoß von Treibhausgasen innerhalb der Europäischen Union im Jahr 2022, auch auf das EU-Emissionshandelssystem zurückzuführen.

Gestiegener Ausstoß weltweit von Treibhausgasen in Prozent

Die Emissionsreduktion muss getrieben werden durch den Energiesektor, durch den sehr schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien.

Julia Pongratz, Klimaforscherin und Professorin für Geografie und Landnutzungssystem an der Ludwig-Maximilian-Universität München

CO₂-Budget ist bald aufgebraucht

Was bedeutet all das für das Erreichen der Klimaziele von Paris? Auf der dortigen UNO-Klimakonferenz hat sich die Weltgemeinschaft 2015 verpflichtet, die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. Daraus lässt sich eine CO₂-Menge ableiten, die sich weltweit noch ausstoßen lässt, bis die vereinbarten Temperaturgrenzen erreicht sind. Forscherinnen und Forscher des Global Carbon Projects hat nun ausgerechnet, dass das CO₂-Budget für das 1,5-Grad-Ziel mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit in neun Jahren erschöpft sein wird, wenn man für die kommenden Jahre Emissionen auf dem Niveau von 2022 zugrunde legt. Für das Zwei-Grad-Ziel ist das Limit 2052 erreicht. Mit anderen Worten: Um zu verhindern, dass sich die Erde um mehr als 1,5 Grad erwärmt, muss die Weltgemeinschaft in diesem Szenario ab 2031 klimaneutral wirtschaften – und darf die Emissionen bis dahin nicht weiter steigen lassen. Für das Zwei-Grad-Ziel bleibt immerhin noch deutlich mehr Zeit. So oder so verlangen die Pariser Klimaziele jedoch, aus dem Anstieg der Treibhausgasemissionen schnellstmöglich einen Rückgang zu machen.

„Die Emissionsreduktion muss getrieben werden durch den Energiesektor, durch den sehr schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien“, sagt Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilian-Universität München, ebenfalls Mitautorin der Studie. Wobei es aber nicht genüge, die Wind- und Solarenergie auszubauen: Im Gegenzug müssen fossile Kraftwerke abgeschaltet werden.

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