Emissionshandel: Wie sich die Systeme weltweit unterscheiden
Viele Länder der Welt haben den CO₂-Emissionshandel zu einem ihrer zentralen Instrumente für den Klimaschutz gemacht.
Das Grundprinzip der einzelnen Systeme ist dabei stets das gleiche. In der konkreten Gestaltung gibt es aber zum Teil erhebliche Unterschiede. Für internationale Unternehmen kann das ein wichtiger Entscheidungsfaktor sein, zum Beispiel bei der Wahl eines Produktionsstandorts.
Emissionshandelssysteme (EHS) haben großen Charme, weil sie auf marktwirtschaftliche Weise Emissionsminderungen garantieren – und das zu geringstmöglichen Kosten. Deshalb setzen mehr und mehr Länder auf dieses Konzept. So hat „International Carbon Action Partnership“ – ein Netzwerk von Regierungen zur Umsetzung des Emissionshandels – ermittelt, dass 2021 bereits 16 Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase von einem Handelssystem erfasst wurden.
Insgesamt 25 verschiedene EHS gibt es mittlerweile weltweit, 22 weitere sind in Planung. Auch wenn das Grundprinzip der Systeme stets das gleiche ist, lohnt ein Blick auf die jeweilige Gestaltung. Denn gerade im Vergleich der Handelssysteme von europäischen und außereuropäischen Staaten gibt es zum Teil erhebliche Unterschiede. Damit variieren auch die Kosten, die mit der verpflichtenden Teilnahme an einem EHS verbunden sind.
EU: Die EU ist weltweit Vorreiter bei der Einführung des Emissionshandels, die Mitgliedsstaaten haben das System bereits 2005 eingeführt. Heute erfasst es etwa 40 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in der EU. Zur Teilnahme verpflichtet sind fossile Kraftwerke sowie energieintensive Industrieanlagen. Im Zuge des Europäischen Green Deal will die EU nun die zulässigen Emissionen deutlich verringern. Der Preis für die Emissionszertifikate hat sich seit Anfang 2020 etwa verdoppelt.
Deutschland: Die Bundesrepublik nimmt natürlich am Emissionshandel der EU teil. Zudem hat Deutschland aber auch noch ein separates, nationales Handelssystem für die Wärmeversorgung und den Straßenverkehr eingerichtet. Diese Bereiche werden bislang nicht vom EHS der EU erfasst.
Großbritannien: Mit dem Brexit ist Großbritannien auch aus dem CO₂-Handelssystem der EU ausgestiegen – und hat dafür 2021 ein eigenes EHS gestartet. Dieses System ist eng an das der EU angelehnt: Die Ausgabe der Emissionsberechtigungen erfolgt hauptsächlich über Auktionen, zudem wird ein Teil der Zertifikate kostenlos verteilt. Die Entwicklung der CO2-Emissionspreise in Großbritannien verläuft bislang weitgehend parallel zu denen in der EU. Das britische EHS erfasst rund ein Drittel der CO₂-Emissionen des Landes.
Schweiz: Auch das Schweizer EHS orientiert sich stark am System der EU. Seit 2020 sind beide miteinander verknüpft – Zertifikate können also etwa auch zwischen Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz gehandelt werden. Damit gleichen sich auch die Zertifikatspreise an.
China: Anders als die europäischen Handelssysteme beschränkt sich das nationale EHS Chinas auf Kraftwerke – die von Strom- und Wärmeversorgern genauso wie die von Industriebetrieben, die sich so selbst mit Energie versorgen. Im Laufe der nächsten Jahre sollen weitere Emissionsquellen einbezogen werden. Wegen der vielen fossilen Kraftwerke im Land erfasst das System jedoch bereits heute 40 Prozent des nationalen CO₂-Ausstoßes. Die Zertifikatspreise sind allerdings sehr niedrig: Sie liegen bislang etwa um den Faktor Sieben bis Zehn unter denen im EHS der EU. China erprobt derzeit in einigen Industrieregionen eine Ausweitung des Systems auf andere Sektoren.
USA: In den USA gibt es bislang kein landesweites EHS. Dafür haben Bundesstaaten wie Kalifornien oder Oregon eigene Systeme eingeführt, jeweils mit eigenen Regeln. Bereits 2010 haben eine Reihe von Staaten im Nordosten des Landes einen gemeinsamen Handelsraum für Emissionen aus Kraftwerken geschaffen. Die Emissionszertifikate werden per Auktion vergeben. Sie sind so limitiert, dass der CO₂-Ausstoß der Kraftwerke bis 2030 um 30 Prozent gegenüber 2020 sinken wird. In den letzten beiden Jahren lag der Zertifikatspreis um das Drei- bis Fünffache niedriger als in der EU.
Mexiko: Seit zwei Jahren sammelt Mexiko in einer Pilotphase Erfahrungen mit dem Emissionshandel. Dem System unterliegen sowohl Kraftwerke als auch Industrieanlagen. Die Zertifikate werden kostenfrei ausgegeben. Wer seinen CO₂-Ausstoß verringert, kann die überschüssigen Emissionsrechte an Unternehmen verkaufen, die mehr Zertifikate als zugeteilt benötigen.
Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 10.10.2022