Woran es krankt in Deutschland

Das Gesundheitssystem läuft in die Kostenfalle, auch weil es die Prävention vernachlässigt. Das Start-up Oska Health will das für Menschen mit Nierenleiden ändern.

Stethoskop liegt auf einer Tastatur

Deutschland krankt, und zwar an seinem Gesundheitssystem. Viele Arztpraxen nehmen keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf, Notaufnahmen sind überfüllt und die Krankenhäuser – und ihr Personal! – arbeiten am Limit. Und das nicht erst seit Corona. Kranke Menschen müssen oft monatelang auf Termine bei Fachärztinnen und Fachärzten warten, und jetzt werden auch noch die Medikamente knapp.

Vorbeugen ist billiger als Behandeln

Da liegt etwas im Argen im deutschen Gesundheitssystem. Am mangelnden Geld liegt es nicht. Die deutschen Krankenkassen hatten allein 2021 Einnahmen von 278,6 Milliarden Euro. Trotzdem scheint das Geld nicht zu reichen: Im selben Jahr fuhren die Kassen ein Defizit von 6,7 Milliarden Euro ein. Kritiker fordern daher eine „Revolution“, zumindest einen „Neustart“ des deutschen Gesundheitssystems. Dabei ließe sich die Kostensituation bereits entspannen, würde mehr Wert auf Prävention gelegt werden. Behandeln ist deutlich teurer als Vorbeugen. Um das an einem Beispiel zu illustrieren: Jeder fünfte Nierenleidende ist so schwer krank, dass er regelmäßig zur Dialyse muss. Diese 20 Prozent sorgen allerdings für 60 Prozent der Kosten. „Schlauer und kostensparender wäre es, wenn Menschen mit Nierenleiden gar nicht erst zur Dialyse müssten“, sagt Andreas von Richter, Managing Director von LBBW Venture Capital.

70 %

der Gesundheitsausgaben innerhalb der Europäischen Union entfallen auf chronische Krankheiten wie Nierenleiden.

Richter kennt sich besser mit Nierenleiden aus, als er sich noch vor einem Jahr hätte vorstellen können. Nicht als Betroffener, zum Glück. Doch seit einigen Monaten gibt es Oska Health im Portfolio von LBBW Venture Capital – ein Start-up, das sich die Aufgabe setzt, durch Prävention dafür zu sorgen, dass weniger Menschen zur Dialyse müssen.

Wir wissen, wo man ansetzen muss, um Patientinnen und Patienten mit Nierenleiden ein besseres Leben zu ermöglichen.

Niklas Best, CEO von Oska Health

Prävention? Ist offenbar nicht so wichtig

So einleuchtend dieser Ansatz ist: Er liegt quer zum Selbstverständnis des Gesundheitssystems. Dort hat Prävention keinen zentralen Stellenwert. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) hat ausgerechnet, dass Krankenkassen pro Versicherten jährlich knapp 2 Euro für individuelle verhaltensbezogene Prävention ausgeben.

Genau an diesem Punkt – kostensparende Prävention für bessere Gesundheit – setzen derzeit viele Start-ups an. Sie zeigen, welche Möglichkeiten sich durch die Digitalisierung im Gesundheitssystem eröffnen. Ansatzpunkte gibt es gerade bei der Prävention. Oska Health geht es darum, dass Nierenkranke ihr Verhalten – etwa die Ernährung – ändern. „Die Realität der Dialyse ist hart“, sagt Niklas Best, CEO von Oska Health. „Viele Patientinnen und Patienten wünschten, sie hätten früher gehandelt, um ihre Nieren und ihr Leben zu schützen.“ Viele Komplikationen sind vermeidbar, wenn die Betroffenen Support bekommen und ihren Lebensstil ändern. „Beides fehlt im Alltag vieler“, sagt Niklas Best. Das will Oska Health ändern: „Wir wissen, wo man ansetzen muss, um Patientinnen und Patienten ein besseres Leben zu ermöglichen.“

44000 Euro

pro Jahr und Patient betragen in Deutschland die Kosten für Dialyse samt Begleiterkrankungen.

Laechelnder Geschaeftsmann mit Tablet am Fenster

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Patienten müssen ihr Verhalten ändern – die App hilft

Der Ansatz von Oska Health: Eine App wird mit individualisierten Daten gefüttert und entwickelt daraus einen Tagesplan. „Was Sie als Patient tun müssen, das ist alles bekannt – Sie müssen es nur umsetzen in ihren Alltag“. Genau das ist die Schwierigkeit, und genau daran arbeitet das Gründungsteam derzeit – allesamt mit Erfahrung in der Medizintechnik. Die App soll Spaß machen und nicht als freudlose Fron empfunden werden. Aktuell werden Gamification-Ideen ausprobiert. Dass sich die Benutzerinnen und Benutzer über die App vernetzen sollen, das steht bereits fest. Ebenso geplant ist, dass sich Krankenschwestern und Psychologen als „Coaches“ zur Verfügung halten, falls sich zwischen gutem Willen und konsequenter Umsetzung doch noch eine Lücke auftut.

Andreas von Richter erklärt die Zukunftstechnologie Blockchain

Die Ärzte können sich selten die Zeit nehmen, alle aufkommenden Fragen zu beantworten. Das übernimmt jetzt Oska Health.

Andreas von Richter, Managing Director von LBBW Venture Capital

Die App hält außerdem alle relevanten Informationen rund um Nierenkrankheiten parat. „Die Ärzte können sich selten die Zeit nehmen, alle aufkommenden Fragen zu beantworten“, sagt Andreas von Richter von LBBW Venture Capital. „Wer deshalb anfängt zu googeln, weiß bald nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.“ Dann will die Oska Health-App mit verlässlichen Informationen weiterhelfen.

Einsparpotenzial in Milliardenhöhe

Bis zum Jahresende sollen hunderte Testpatientinnen und -patienten die Oska Health-App täglich nutzen. „Es werden sicherlich nicht alle Nierenleidenden diese App benutzen“, das ist Andreas von Richter durchaus klar. Selbst wenn es nur ein Drittel sind, wäre schon viel gewonnen. Weil viele Menschen ihr Verhalten ändern, seltener ins Krankenhaus müssen und vielleicht niemals an die Dialyse.

Wenn ein Drittel weniger Nierenkranke zur Dialyse müssten, würde das die Kosten zur Behandlung von Nierenleiden um 15 Prozent senken, haben die Gründer mal grob überschlagen. 15 Prozent von jährlich mehr als 25 Milliarden Euro, das entspricht fast 4 Milliarden Euro. Gleichzeitig wird die Lebensqualität vieler Betroffener positiv verändert. Einfach, weil Prävention ernst genommen wird.

Die Finanz-Zentren Medizin der BW-Bank, einem Unternehmen der LBBW, beraten niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie Vertreterinnen und Vertreter weiterer Heilberufe von der Gründung bis zur Übergabe.

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Andreas von Richter erklärt die Zukunftstechnologie Blockchain

Andreas von Richter

Managing Director LBBW Venture Capital