Verkehrswende mit Strom, Wasserstofffahrzeugen und synthetischen Kraftstoffen
Technologisch steht der Verkehrswende nichts im Weg: Es gibt viele Ansätze für eine klimagerechte, nachhaltige Mobilität.
Der Verkehr gilt als das Stiefkind beim Klimaschutz: Zwischen 1990 und 2019 blieben die Treibhausgasemissionen hier nahezu konstant. Erst 2020 und 2021 ging der Ausstoß wegen der Coronapandemie deutlich zurück. „Vom Klimaziel für 2030 ist der Verkehr noch weit entfernt. So weit, dass es enormer Anstrengungen bedarf, das Ziel zu erreichen“, sagt Frank Biller, Automobilanalyst der LBBW.
Höchste Zeit also für eine umfassende Verkehrswende! Drei Wege stehen für die nachhaltige Mobilität zur Verfügung: erstens der Einsatz von Elektromotoren, zweitens CO2-neutrale synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels oder das mit Strom erzeugte EE-Gas sowie drittens die Stärkung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs.
Strom und Wasserstoff für nachhaltige Mobilität
Elektromotoren sind sehr sparsam: Anders als bei Verbrennungsmotoren geht beim Betrieb kaum Energie als Abwärme verloren. Stammt der eingesetzte Strom aus erneuerbaren Quellen, sind Elektrofahrzeuge klimaneutral unterwegs. Zudem werden bei der Produktion der E-Mobile weniger Schadstoffe ausgestoßen als beim Bau konventioneller Autos. Deshalb plädieren viele Experten dafür, bei der Verkehrswende wo immer möglich auf Elektroantriebe zu setzen. Wobei aber nicht vergessen werden sollte, dass bei der Fertigung der Fahrzeuge heute noch sehr viele CO₂-Emissionen entstehen.
Vom Klimaziel für 2030 ist der Verkehr noch weit entfernt.
Elektrische PKW und Transporter sind bereits recht weit verbreitet. Sie sind relativ leicht, sodass sich der notwendige Strom gut in Batterien speichern lässt. Auch Busse mit Elektromotor und Batterie setzen sich zumindest im Stadtverkehr mehr und mehr durch. Bei LKW fahren die Hersteller dagegen noch mit angezogener Handbremse – die Serienfertigung hat gerade erst begonnen. Doch sie dürfte sich schnell verbreiten: „Spätestens 2030 sind elektrische Nutzfahrzeuge je gefahrenen Kilometer günstiger als solche mit Verbrennungsmotoren“, sagt LBBW-Experte Biller voraus.
Eine Alternative zur Batterie könnten Brennstoffzellen werden: Sie erzeugen während der Fahrt aus mitgeführtem Wasserstoff Strom für den Elektromotor. Wegen des hohen Energiegehalts des Wasserstoffs bieten Brennstoffzellenfahrzeuge große Reichweiten. Ein guter Grund für einige Hersteller, auch bei Autos auf Wasserstoff zu setzen.
Sowohl bei Strom als auch bei Wasserstoff im Verkehr gibt es allerdings noch eine Hürde: Es fehlt bislang an der nötigen Infrastruktur. So müssen die Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge massiv ausgebaut werden. Für Wasserstofffahrzeuge gibt es bislang in Deutschland gerade einmal rund 100 Tankstellen. Dazu kommt, dass bislang kaum grüner, klimaneutraler Wasserstoff verfügbar ist. Nicht zuletzt ist das Angebot gerade bei Wasserstofffahrzeugen noch äußerst überschaubar.
E-Fuels und EE-Gas ersetzen Benzin, Diesel, Kerosin und LNG
Wasserstoff kann jedoch noch mehr: Er lässt sich auch nutzen, um klimaneutrale, synthetische Kraftstoffe wie E-Fuels oder EE-Gas zu produzieren. Sie sind chemisch weitgehend identisch mit Benzin, Diesel, Kerosin oder LNG. Das hat den Charme, dass sich synthetische Kraftstoffe in allen herkömmlichen Verbrennungsmotoren einsetzen lassen – also auch in denen, die bereits im Einsatz sind. Mit E-Fuels wird sogar ein Opel Manta aus den Achtzigerjahren zu einem klimaneutralen Auto!
Zudem zeichnen sich die synthetischen Kraftstoffe durch ihren hohen Energiegehalt aus. Damit sind sie unverzichtbar für einen klimaschonenden Flug- und Schiffsverkehr. Ein weiterer Pluspunkt von E-Fuels und EE-Gas ist, dass sich dafür die bestehende Tank-, Lager- und Transportinfrastruktur konventioneller Treibstoffe nutzen lässt.
Spätestens 2030 sind elektrische Nutzfahrzeuge je gefahrenen Kilometer günstiger als solche mit Verbrennungsmotoren.
Was nach einer Universallösung für die Verkehrswende klingt, hat jedoch einen großen Nachteil: Man braucht enorm viel Strom, um E-Fuels und EE-Gas zu produzieren. Deshalb sollten synthetische Kraftstoffe nach Meinung vieler Experten bevorzugt dort eingesetzt werden, wo Elektroantriebe technisch nicht sinnvoll oder gar möglich sind.
Verkehrswende verlangt neue Mobilitätskonzepte
Die Verkehrswende kann nur gelingen, wenn sie auch als Mobilitätswende verstanden wird. Das bedeutet vor allem, den Individualverkehr zu reduzieren – in erster Linie durch den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Ein besseres Angebot, verlässliche Fahrpläne und günstige Preise sind Voraussetzungen dafür, Autofahrer zum Umstieg in Busse und Bahnen zu bewegen.
Darüber hinaus sind neue Modelle für nachhaltige Mobilität gefordert, etwa Sharing-Angebote oder innovative Logistikkonzepte. Auch die Stadtplanung muss ihren Beitrag zur Verkehrswende leisten, beispielsweise mit der Ausweisung zusätzlicher Flächen für Radfahrer und Fußgänger.