18.08.2022

Studie zur Zukunft des Internets

Pressemitteilung | Studie

Nur wenig hat Wirtschaft und Gesellschaft in den vergangenen 30 Jahren so stark verändert wie die Einführung des Internets. Nun steht das World Wide Web selbst vor einem weitreichenden Umbruch, sagt LBBW-Analyst Guido Zimmermann voraus. Mit entsprechenden Folgen für uns alle. Technische Treiber der Entwicklung sind die Blockchain-Technologie, die virtuelle Realität und die Künstliche Intelligenz – Technologien, die zusammen ein Metaversum digitaler Welten aufspannen.

„Es gab noch nie das eine Internet. Es hat in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrere Wandlungen vollzogen“, erklärt der Digitalisierungsexperte. Mitte der zweitausender Jahre hatte das Web mit dem Ersetzen von zuvor statischen Internetseiten, die nur zum Lesen verwendet werden konnten, durch stärker individualisierte Inhalte einen ersten radikalen Wandel vollzogen. Das gleichzeitig aufkommende Smartphone unterstützte den Siegeszug des „Mitmachwebs“, in dem man lesen und auch schreiben konnte, dabei nachhaltig.

Knapp 20 Jahre später steht das Internet erneut vor einem epochalen Bruch. „Umfassender und folgenreicher als jemals zuvor“, glaubt Zimmermann. „Das Internet der dritten Generation erlaubt es den Nutzern nicht nur, im Internet zu lesen und zu schreiben, sondern auch, digitale Güter zu besitzen oder diese gar zu erschaffen. Mit dieser Tokenisierung von allem geht auch die Kommerzialisierung von allem einher.“

Die digitale Welt zerfällt in drei geopolitische Sphären

Wenig Hoffnung hegt Zimmermann zudem, dass das neue Internet die Fehler und Schwächen des alten heilt, auch wenn dies viele Enthusiasten erhoffen. Er erwartet vielmehr, dass der technische Fortschritt eine stärkere staatliche Kontrolle des Internets ermögliche und die virtuelle Welt deshalb zunehmend nach geopolitischen Einflusssphären aufgeteilt werde, zwischen denen der Datenfluss kontrolliert und behindert werde. Neben dem westlichen Netz dürfte auch ein chinesisches und russisches Internet entstehen, sowie stark kontrollierte kleine Zonen wie Nordkorea, Myanmar und Iran.

Aber nicht nur Einschränkungen sind aus Asien zu erwarten, auch viele Innovationen dürften aus dem Fernen Osten stammen. In den jungen und bevölkerungsreichen Ländern sei das Bedürfnis größer als im Westen, sich in digitalen Netzwerken und Gemeinschaften zu organisieren. „In den nächsten fünf Jahre befindet sich das entstehende Metaversum noch in einer Findungsphase. Aber in den nächsten zehn Jahren wird der nahtlose Wechsel zwischen realer Welt und virtueller Welt zunehmen“, sagt Zimmermann voraus.

Die Vernetzung von realer und digitaler Welt ist dabei keine Neuentwicklung. Bereits heute haben soziale Netzwerke wie Facebook oder LinkedIn diese Verschmelzung im Privaten und Beruflichen weit vorangetrieben. Der aktuell verwendete Begriff Metaversum beschreibt jedoch weit mehr: Das reale und virtuelle Leben der Menschen wird durch das Metaversum verschmelzen. Wie in einer Videokonferenz oder in der virtuellen Spielewelt Second Life existieren die Teilnehmer gleichzeitig in beiden Welten.