Die Zukunft Afrikas sieht düster aus
Der „schwarze Kontinent“ leidet einer aktuellen Studie des LBBW Research zufolge am meisten unter dem Klimawandel und der Automatisierung im verarbeitenden Gewerbe. Die Analysten sehen diese Trends aber auch als Bedrohung für die Schwellen- und Entwicklungsländer auf der ganzen Welt.
Die Schwellenländer sehen sich heute mit einem zunehmend feindlicheren Handelsumfeld konfrontiert. Frühere Erfolge in Ostasien waren vor allem auf die hohen Exportzahlen zurückzuführen. Heute jedoch haben die Schwellenländer mit dem zunehmenden politischen Widerstand gegen den Freihandel in den entwickelten Ländern wie den USA zu kämpfen, urteilen die Experten der LBBW.
Zudem belastet der Wandel des Weltklimas in Zukunft vor allem Südostasien und Afrika. Bedroht ist vor allem das Produktivitätswachstum in der Landwirtschaft. Studien für Indien zeigen, dass der Klimawandel die Erträge vor allem in wasserarmen Regionen um 20 bis 30 Prozent drücken könnte. Eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung erfordert aber eigentlich, dass Menschen von der Landwirtschaft in dynamischere Sektoren wechseln. Werden die Menschen weiterhin in der Landwirtschaft benötigt, um eine wachsende Bevölkerung weiterhin ernähren zu können, ist dies nicht möglich und der nötige Strukturwandel wird blockiert. „Afrika trägt dabei die ökonomische Hauptlast des Klimawandels“, sagt LBBW-Analyst Dr. Guido Zimmermann. Im Zuge der Erderwärmung dürfte das Bruttoinlandsprodukt des Kontinents am meisten leiden. So kommen Studien zu dem Ergebnis, dass die klimainduzierten Kosten für Afrika doppelt so hoch sind wie die für die USA, Eurasien, Russland und Lateinamerika. Und das, obwohl Afrika lediglich für 7 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist.
In der Automatisierung des verarbeitenden Gewerbes sieht das LBBW Research eine weitere Herausforderung für die Schwellenländer. „Je mehr Routine-Jobs es gibt, desto stärker ist die Beschäftigung von der Automatisierung und Roboterisierung betroffen“, so Experte Zimmermann. Dies versperre den Schwellenländern die Möglichkeit, ihr Potenzial, einen beträchtlichen Teil der Arbeitskräfte zu beschäftigen, auszunutzen. In der Vergangenheit haben davon zum Beispiel China, Korea und Japan profitiert. Dadurch müssen sie zu früh in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung ihre Chance im Dienstleistungssektor suchen und drohen, frühzeitig zu deindustrialisieren.
Für Afrika bedeutet das düstere Zukunftsaussichten. Die Automatisierung behindert den üblichen Weg der Industrialisierung, während gleichzeitig aufgrund der hohen Bevölkerungswachstumsraten immer mehr junge Arbeitskräfte auf den Markt drängen. Zudem dürfte der Klimawandel insbesondere der Landwirtschaft stark zu schaffen machen. Wegen dieser Gründe dürfte der Migrationsdruck aus Afrika weiterhin hoch bleiben. Für Südostasien sind die Analysten dagegen optimistischer: Die durch Re-Shoring, also die Produktionsrückverlagerung aus dem Ausland, und Automatisierung verloren gegangenen Stellen könnten kompensiert werden. Dies liege an einer generell steigenden Exportnachfrage und einer höheren Binnennachfrage. Jene können dafür sorgen, dass wieder neue Stellen geschaffen werden.