- Vorsteuergewinn 2015 auf 531 Millionen Euro verbessert (Vorjahr: 477 Millionen Euro)
- Dividende in Höhe von 290 Millionen Euro vorgeschlagen (Vorjahr: 313 Millionen Euro)
- Ergebnis trotz anspruchsvollen Umfelds kontinuierlich gesteigert
- Starke Kapitalbasis ausgebaut: Harte Kernkapitalquote 16,4 Prozent und Gesamtkapitalquote 21,9 Prozent (gemäß CRR/CRD IV mit Übergangsregeln)
- Aufgrund von Zukunftsinvestitionen und sich normalisierenden Risikokosten für 2016 Vorsteuerergebnis leicht unter Vorjahresniveau erwartet
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat ihren risikobewussten Wachstumskurs auch im Jahr 2015 fortgesetzt. Das Konzernergebnis vor Steuern stieg auf 531 Millionen Euro nach 477 Millionen Euro im Vorjahr – bei gleichzeitig reduzierten Risikoaktiva und einer verbesserten Kapitalausstattung. Damit konnten die bereits im Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen bestätigt werden. Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz heute in Stuttgart kündigte der Vorstand an, der Hauptversammlung eine Ausschüttung in Höhe von 290 Millionen Euro vorzuschlagen. Dies entspricht 90 Prozent des Bilanzgewinns nach HGB. „Wir haben im Jahr 2015 dank unseres konsequenten Fokus auf dem Kundengeschäft respektabel abgeschnitten und uns eine tragfähige Position erarbeitet, die wir nutzen, um in die Zukunft der Bank zu investieren“, erklärte der LBBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter. Derzeit treibt die Bank umfassende Veränderungsinitiativen voran, mit denen sie die Herausforderungen durch das niedrige Zinsniveau, die wachsenden regulatorischen Anforderungen und die Digitalisierung annimmt.
Grundlage der kontinuierlichen Ergebnisentwicklung in den vergangenen Jahren ist das kundenorientierte Geschäftsmodell, das sich auch 2015 bewährt hat. „Daneben ist eine ausreichende Kapitalkraft heute mehr denn je entscheidend“, sagte der LBBW-Vorstandsvorsitzende Hans-Jörg Vetter bei der Bilanzpressekonferenz. „Deswegen ist es wichtig, dass wir unsere ansehnlichen Kapitalquoten im vergangenen Jahr noch einmal verbessern und unsere Risiken weiter reduzieren konnten", so Vetter. Die risikogewichteten Aktiva gemäß CRR/CRD IV reduzierten sich von 82 Milliarden Euro auf 74 Milliarden Euro. Zugleich stieg die harte Kernkapitalquote (CET 1) von 14,6 Prozent auf 16,4 Prozent (CRR/CRD IV mit Übergangsregelungen). Bei vollständiger Umsetzung (CRR/CRD IV „fully loaded“) lag die harte Kernkapitalquote bei 15,6 Prozent (Vorjahr 13,6 Prozent). Die Gesamtkennziffer übertraf sowohl nach Übergangsregelungen (21,9 Prozent) als auch „fully loaded“ (21,4 Prozent) erstmals die 20-Prozent-Marke. Die Verschuldungsquote (Leverage Ratio), die das Verhältnis vom Kernkapital zum Gesamtengagement der Bank bemisst, betrug gemäß CRR/CRD IV „fully loaded“ 4,7 Prozent. „Damit haben wir die Finanzkraft, um im Kundengeschäft weiter kontrolliert wachsen zu können“, erklärte Hans-Jörg Vetter.
Vor dem Hintergrund der historisch niedrigen Zinsen, steigender Kosten durch die Regulatorik und massiver Veränderungen des Kundenverhaltens durch die Digitalisierung investierte die LBBW 2015 in verschiedene Umbauprogramme, die vor allem auf mehr Effizienz und Qualität abzielen. Beispielsweise bereitet die LBBW die Einführung des neuen Kernbankensystems vor, die 2017 erfolgen wird. Mit dem Wechsel auf das System OSPlus, das bereits bei über 400 Sparkassen im Einsatz ist, hebt die Bank Synergien und schafft die Basis für eine stärkere Digitalisierung, Standardisierung und Optimierung ihrer Geschäftsprozesse. In der Marktfolge läuft ein auf mehrere Jahre angelegtes Projekt namens „Roadmap 2020“, das beispielsweise über eine stärkere Standardisierung die Abwicklung von Krediten schneller und kostengünstiger machen soll. Darüber hinaus richtet der Konzern seine Aktivitäten im Kapitalmarktgeschäft neu aus, um seine Kunden künftig noch stärker lösungs- statt produktbezogen beraten zu können. Nicht zuletzt passt die Bank das Privatkundengeschäft an die veränderten Nutzungsgewohnheiten der Kunden an. Ziel des Projekts BW|morgen ist der Umbau zur leistungsstarken Multikanalbank im Laufe der kommenden vier Jahre. Dazu werden die digitalen Angebote ausgebaut und das Standortnetz angepasst. „Für diese Vorhaben, mit denen wir uns zukunftssicher aufstellen, investieren wir bis zum Jahr 2020 mehr als 400 Millionen Euro“, erklärte Hans-Jörg Vetter.
Die operativen Segmente im Überblick
Den größten Beitrag zum Konzernergebnis leistete erneut das Segment Corporates mit 791 Millionen Euro, auch wenn das durch Einmalerträge aus dem Beteiligungsgeschäft geprägte Vorjahresergebnis von 906 Millionen Euro nicht ganz erreicht wurde. Zudem belasteten das dauerhaft niedrige Zinsniveau und der intensive Wettbewerb insbesondere im Großkundengeschäft die Margen. Stützend wirkten dagegen die konservative Risikostrategie der Bank und die Qualität des Kreditportfolios, die zu einem Rückgang der Risikovorsorge führten.
Das Vorsteuerergebnis des Segments Retail/Sparkassen ging von 70 Millionen Euro auf 2 Millionen Euro zurück. Ursächlich waren vor allem nochmals zunehmende Aufwendungen für Gesamtbank- und IT-Projekte. Weiterhin schlugen Rückstellungen für die bereits erwähnte Neuausrichtung des Privatkundengeschäfts zu Buche. Obwohl die Kundeneinlagen stiegen, brachte das Einlagengeschäft wegen des niedrigen Zinsniveaus geringere Erträge.
Das Segment Financial Markets verbesserte sein Vorsteuerergebnis erheblich um 141 Millionen Euro auf 232 Millionen Euro. Die Bank verzeichnete eine lebhafte Nachfrage ihrer Kunden nach Absicherungsprodukten gegen Zins- und Währungsrisiken. Überdies fielen die Bewertungsabschläge für Kontrahentenrisiken (im Wesentlichen Credit Valuation Adjustments) geringer aus.
Aufwands- und Ertragspositionen nach IFRS
Das Zinsergebnis ging von 1 878 Millionen Euro im Vorjahr auf 1 654 Millionen Euro zurück. Ursächlich waren vor allem das niedrige Zinsniveau und durch Fälligkeiten verminderte Forderungsbestände. Darüber hinaus belasteten rechnungslegungsspezifische Effekte sowie ein Anstieg der Aufwendungen bei Handels- und Sicherungsderivaten, deren Bewertungserfolge aufgrund der IFRS-Ausweismethodik im Fair-Value-Ergebnis gezeigt werden.
Der Aufwand für die Risikovorsorge sank aufgrund der ausgewogenen Risikopolitik und der guten wirtschaftlichen Lage in den Kernmärkten beträchtlich auf 55 Millionen Euro (Vorjahr: 104 Millionen Euro). Das Provisionsergebnis betrug 498 Millionen Euro nach 518 Millionen Euro im Vorjahr. Während sich das Wertpapier- und Kommissionsgeschäft sowie das Konsortialgeschäft gut entwickelten, waren die Erträge aus dem Vermittlungsgeschäft sowie aus Kreditprovisionen und Bürgschaften rückläufig.
Das Ergebnis aus erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten legte kräftig um 347 Millionen Euro auf 226 Millionen Euro zu. Getragen wurde diese Entwicklung unter anderem von einem lebhaften Neugeschäft mit Absicherungsprodukten gegen Fremdwährungs- und Zinsrisiken in Folge der 2015 wieder volatileren Märkte. Unterstützend wirkten überdies niedrigere Bewertungsabschläge für Finanzinstrumente (im Wesentlichen Credit Valuation Adjustments). Hinzu kommen Erträge aus Sicherungsderivaten, denen wie oben beschrieben aufgrund der IFRS-Ausweismethodik entsprechende Aufwände insbesondere im Zinsergebnis gegenüberstehen.
Das Finanzanlage- und at Equity-Ergebnis betrug 94 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten ein hoher Einmalertrag aus dem Beteiligungsgeschäft und positive Bewertungs- und Realisierungseffekte aus Wertpapieren zu einem Ergebnissprung auf 263 Millionen Euro geführt; Effekte in dieser Größenordnung blieben im Berichtsjahr aus.
Das sonstige betriebliche Ergebnis verbesserte sich deutlich auf 134 Millionen Euro (2014: 101 Millionen Euro). Positiv entwickelte sich beispielsweise die Tochtergesellschaft LBBW Immobilien, die ihre Erträge aus Immobilieninvestments steigerte und verschiedene Projektentwicklungen erfolgreich abschloss.
Die Verwaltungsaufwendungen konnten mit 1 782 Millionen Euro annähernd auf dem Vorjahresniveau (1 770 Millionen Euro) gehalten werden, obwohl erneut hohe Kosten für die Umsetzung regulatorischer Anforderungen und für den Umbau der IT-Architektur anfielen. Beispielsweise investiert die LBBW wie oben ausgeführt in die Einführung eines neuen Kernbankensystems.
Die Aufwendungen für Bankenabgabe und Einlagensicherung , die wegen ihrer hohen Bedeutung erstmals gesondert ausgewiesen werden, betrugen 73 Millionen Euro. Der Posten enthält die Beiträge der Bank zum Restrukturierungsfonds nach europäischen Vorgaben und zum Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe. Für die an das Land Baden-Württemberg zu entrichtende Garantieprovision wendete die LBBW 121 Millionen Euro auf. Das Restrukturierungsergebnis von minus 44 Millionen Euro enthält im Wesentlichen Rückstellungen für den Umbau des Standortnetzes und Personalmaßnahmen im Zuge der bereits beschriebenen Neuausrichtung des Privatkundengeschäfts.
Das Konzernergebnis vor Steuern verbesserte sich im Jahr 2015 auf 531 Millionen Euro nach 477 Millionen Euro im Jahr zuvor. Das Konzernergebnis nach Steuern ging aufgrund eines höheren Steueraufwands – im Vorjahr war aufgrund von Sondereffekten eine außergewöhnlich niedrige Steuerquote zu verzeichnen – um 15 Millionen Euro auf 422 Millionen Euro leicht zurück.
Ergebnis nach HGB
Das Jahresergebnis vor Steuern nach HGB-Rechnungslegung stieg um 53 Millionen Euro auf 385 Millionen Euro, das Jahresergebnis nach Steuern betrug 322 Millionen Euro (2014: 313 Millionen Euro). Der Vorstand wird der Hauptversammlung eine Dividende in Höhe von 290 Millionen Euro vorschlagen, das entspricht rund 90 Prozent des Bilanzgewinns.
Ausblick
Die LBBW rechnet 2016 mit einem weiterhin niedrigen Zinsniveau und einer stabilen wirtschaftlichen Situation in ihren Kernmärkten. Vor dem Hintergrund erhöhter Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Bank, einer sich normalisierenden Risikovorsorge und moderatem Wachstum im operativen Kundengeschäft erwartet die Bank ein Konzernergebnis vor Steuern leicht unter dem Niveau des Vorjahres.