Kurz vor dem Jahreswechsel zeichnen die Volkswirte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein durchwachsenes Bild der thüringischen Wirtschaft. Der Konjunkturmotor laufe zwar noch rund, sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert bei der Vorlage des neuen „Konjunkturmonitor Thüringen“. Jedoch seien derzeit keine zusätzlichen Wachstumsimpulse in Sicht. „Wir erwarten in Thüringen für 2015 und 2016 ein reales Wachstum von 1,6 und 1,7 Prozent“, erklärte Burkert. Das Land liegt damit genau gleichauf zu den Prognosen für die gesamte Bundesrepublik.
Das aktuelle Bild der thüringischen Wirtschaft sieht erfreulich aus. Immerhin 88 Prozent der Firmenchefs bewerteten die Lage dank stabiler Auftragseingänge und gut ausgelasteter Kapazitäten als gut bis befriedigend. Das sei der beste Wert seit zwei Jahren, urteilen die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg. In der neuen Publikation weisen sie aber zugleich auf die strukturellen Schwächen der thüringischen Wirtschaft hin, die die Führungskräfte zunehmend skeptisch in die Zukunft blicken ließen. Viele betrachten den steigenden Fachkräftemangel bereits als Geschäftsrisiko Nummer Eins. Die Analysten sehen bis 2020 eine Lücke von 200.000 Stellen entstehen, die kaum zu schließen sei.
Daneben verteuerten hohe Energiepreise und gestiegene Arbeitskosten die Produktion in Thüringen, urteilt das LBBW-Research. Erfreulich sei, dass sich die Situation bei den Energie- und Rohstoffpreisen zurzeit etwas entspanne. Zu den wichtigsten Belastungsfaktoren rechnen die Analysten schließlich auch die geringe Investitionsneigung der Wirtschaft. Positiv, dass die Investitionszurückhaltung zur Zeit tendenziell abnehme.
Unter den ostdeutschen Bundesländern verzeichnete Thüringen im ersten Halbjahr das zweitschwächste Wirtschaftswachstum. Dahinter lag nur noch Sachsen-Anhalt, dessen Wirtschaft stagnierte. Maßgeblich für die unterdurchschnittliche Entwicklung war die thüringische Bauindustrie, die hinter den Erwartungen zurück blieb. Aber auch der Sparzwang im öffentlichen Sektor hat den Analysten zufolge seine Spuren hinterlassen. Der öffentliche Sektor ist in Thüringen für knapp 30 Prozent der Wirtschaftsleistung verantwortlich.