- Prognose zur Inflation im Jahresdurchschnitt 2023: Deutschland bei 8,7 Prozent, Euroraum bei 8,0 Prozent
- Rezessionsprognose 2023 für Deutschland: (BIP) bei minus 1,5 Prozent, Euroraum bei minus 0,8 Prozent
- EZB-Einlagesatz Ende kommenden Jahres bei 3,0 Prozent
- DAX schließt Ende 2023 bei 15.500 Punkten mit einem ordentlichen Plus
- Ölpreis kommt 2023 unter Druck: Brent sinkt Richtung 85 US-Dollar
Angesichts einer Vielzahl von Belastungsfaktoren rechnet das LBBW Research für 2023 nur mit wenigen Lichtblicken. „Nach dem Annus horribilis 2022 erwarten wir 2023 den Tiefpunkt der Wirtschaftsentwicklung“, sagt Chefvolkswirt Moritz Kraemer. Gebe es zur Abwechslung aber auch unerwartet gute Nachrichten, wie das Ende der Pandemie, eine weitere Entspannung bei den Lieferketten oder ein Ende des Ukraine-Kriegs, werde die europäische Wirtschaft schnell wieder in den Vorwärtsgang finden.
Zuvor jedoch sehen die Analysten deutliche Bremsspuren. War die Inflation in Deutschland im Oktober erstmals seit 1951 zweistellig, so werde sie bis Februar 2023 bis auf 12 Prozent klettern. Ein Rekordwert in der Geschichte der Bundesrepublik. Besonders die Preise für Gas und Strom werden für Verbraucher und Industrie in den kommenden Monaten weiter steigen. „Wenn die Inflation ab dem Frühjahr wieder zurückgeht, dann heißt das ja nicht, dass die Preise wieder fallen. Sie steigen nur langsamer“, erklärt Kraemer. Sicher sei zudem, dass der Anstieg der Energiepreise in Zukunft weitere Güter im Warenkorb der Statistiker verteuern werde.
Teure Energie bedroht die deutsche Industrie
Besorgt blicken die Analysten auf die langfristigen Folgen der Entwicklung. Erste Unternehmen prüfen bereits temporäre Werksschließungen oder -verlagerungen ins preiswertere Aus-land, sollten die Energiepreise dauerhaft hoch bleiben. Die gegenwärtige Energiekrise mit Rekordpreisen und Gasliefer-engpässen schade der Wettbewerbsposition der deutschen Industrie im weltweiten Vergleich überproportional, urteilen sie. Investitionen in energieintensive Betriebe würden so lange sinken, bis wieder Klarheit über eine kostengünstige Energie-versorgung herrsche. Die Inbetriebnahme der ersten Flüssig-Erdgas-Terminals an der Nordsee dürfte zwar die Gaspreise drücken. Eine Rückkehr der Preise auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg bedeute dies jedoch nicht.
Sinkende Investitionen der Unternehmen und zurückhaltende Konsumausgaben der Verbraucher werden Deutschland im nächsten Jahr in die Rezession führen. Für 2023 prognostiziert das LBBW Research der größten Volkswirtschaft der Eurozone einen Rückgang des BIP um 1,5 Prozent, der Währungszone ein Minus von 0,8 Prozent. Zusammen mit steigenden Zinsen dürfte die Rezession dazu führen, dass die Insolvenzen zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder deutlich anschwellen. Als Lichtblick für die gebeutelte deutsche Wirtschaft rechnet das LBBW Research damit, dass sich die anhaltenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten weiter entspannen.
Wenig überraschend, dass die Analysten dem Aktienmarkt für 2023 eine zunächst weiter schwierige Phase voraussagen. Seit Jahresbeginn hätten einzelne Aktienmärkte zwar bereits ein Fünftel ihres Werts verloren. Weitere Kursrückgänge sind jedoch wahrscheinlich, weil die bevorstehende Rezession und eine Fülle absehbar schlechter Nachrichten zu Prognosesenkungen und Herabstufungen führen dürften. Aktuell basierten noch viele Bewertungen auf allzu hohen Gewinnerwartungen. Die Wall Street sei sogar noch höher bewertet als im langjährigen Mittel.
Die Börsen könnten sich ab der Jahresmitte wieder erholen
Der Vergleich mit vergangenen Börseneinbrüchen spricht dafür, dass eine Börsenerholung noch nicht endgültig in Sicht ist. Jedoch halten die Analysten einen Turnaround zur Jahresmitte für wahrscheinlich: „In wenigen Monaten werden sich die Märkte in einer Erholung befinden.“ Bis zum Jahresende 2023 soll es mit 15.500 Punkten sogar für ein ordentliches Plus reichen.
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