07.11.2025

Künstliche Intelligenz und Arbeitsmarkt

Risiken für Berufseinsteiger, Chancen für erfahrene Spezialisten.

AI KI Künstliche Intelligenz Aktienmarkt
AI KI Künstliche Intelligenz Aktienmarkt

Kraemers Klartext

Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Berufsbilder. Manuelle oder repetitive Tätigkeiten wie Datenverarbeitung, Logistik oder einfache Verwaltungsaufgaben sind besonders betroffen. KI ist in der Lage, zeitaufwendige Tätigkeiten zu automatisieren, was zu einem Rückgang von Jobs für Berufseinsteiger führen kann. Denn frischgebackene Absolventen, etwa in juristischen oder beratenden Berufen, verbringen den Karrierestart häufig damit, zu programmieren, zu recherchieren oder Präsentationen und Briefings zu erstellen. Es ist absehbar, dass die KI das bald billiger und besser kann.

Erfahrene Spezialisten werden auch in einer KI-Welt gefragt bleiben. Aber auch die Arrivierten haben ja mal als Anfänger die Kärrnerarbeit gemacht. Wie werden Menschen die Karriereleiter hinaufklettern, wenn die unteren Sprossen fehlen?

KI-Produktivitätsgewinne sind keine Halluzination

Noch ist die befürchtete Job-Apokalypse nicht erkennbar. In den USA, wo die Adaption von KI schon weiter ist, hat sich die relative Arbeitslosenrate junger Akademiker nur wenig verändert (siehe Abb.). Vielleicht ist es noch zu früh, um landesweite Trends zu identifizieren. Eine neue Studie von Seyed Hosseini und Guy Lichtinger von der Universität Harvard zeigt ein differenzierteres Bild. Sie haben die Beschäftigungsentwicklung von Berufseinsteigern und etablierten Angestellten in den USA auf Unternehmensebene untersucht und festgestellt, dass die Zahl der Juniormitarbeiter zuletzt rückläufig war, während die Zahl der Seniors weiter stieg. Aber in Unternehmen, die ab 2022 aktiv Spezialisten für die Integration von KI in Unternehmensprozesse gesucht haben, ging die Zahl der jungen Mitarbeiter um fast 8 % schneller zurück als in denjenigen, die keine KI-Integratoren einstellten. Junge Menschen machen sich zunehmend Sorgen .

In den allermeisten Fällen war der Rückgang auf weniger Einstellungen von jüngeren Mitarbeitern zurückzuführen, seltener auf Entlassungen. Aber das könnte sich bald ändern: Denn in den vergangenen Wochen haben gerade Tech-Unternehmen, die im Epizentrum der KI-Revolution stehen (wie Amazon oder Meta) den Abbau zehntausender Arbeitsplätze angekündigt, vor allem in der Verwaltung. Ein Menetekel?

Abb.: Arbeitslosenrate in den USA

20-24-Jährige mit Bachelorabschluss minus Arbeitslosenrate Gesamtbevölkerung (Zwölfmonatsdurchschnitt)

US Arbeitslosenrate 20-24-jährige mit Bachelorabschluss minus Arbeitslosenrate Gesamtbevölkerung (12-Monatsdurchschnitt)
Quelle: Bureau of Labor Statistics, LBBW Research. Letzte Beobachtung: August 2025.

Hoffnung und Wirklichkeit bei der KI-Einführung

Aber vielleicht wird auch nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird? KI-Skeptiker verweisen gerne auf das sogenannte Solowsche Paradox, benannt nach dem Wachstumsforscher und Nobelpreisträger Robert Solow. Er konstatierte trocken, dass man Computer überall sehen könne, außer in den Statistiken zur Produktivitätsentwicklung. Das hört sich clever an. Allerdings ist bereits heute erkennbar, dass insbesondere sehr große Unternehmen dank KI satte Produktivitätsgewinne einfahren. Bei kleineren Unternehmen herrscht (noch) Fehlanzeige.

Das ist ein Problem für uns. Denn Deutschland ist von kleineren und mittleren, häufig familiengeführten Unternehmen geprägt. Und die sind typischerweise nicht die Speerspitze der KI-Bewegung. Zugleich wird unser Land durch die Bevölkerungsentwicklung immer stärker vom Fachkräftemangel gezeichnet werden. Deutsche Unternehmen müssten die neue Technologie also eigentlich mit besonderer Inbrunst annehmen.

Tun sie aber nicht. Eine Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat ergeben, dass bisher nur 27 % der mittelständischen Unternehmen in Deutschland KI-Anwendungen nutzen und 17 % den Einsatz planen. Es herrscht Skepsis, gerade im Mittelstand, wo mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen die Rolle von KI zur Abmilderung von Fachkräftemangel als gering bis nicht existent einschätzen. Viele Mittelständler sind derzeit nicht bereit oder in der Lage, KI umfassend zu implementieren. Fehlendes Fachwissen, Zeit- und Ressourcenmangel sowie Datenschutz werden oft als Hindernisse genannt.

Das verheißt nichts Gutes für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Volkswirtschaft. Die Demografie ist kaum veränderbar. Die schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter muss deshalb umso produktiver sein, wenn wir unseren Wohlstand halten wollen. Unsere Unternehmen dürfen sich dem technologischen Fortschritt nicht entziehen. Denn KI könnte den langen Trend fallender Produktivitätswachstumsraten umkehren. Wenn wir bei KI Zuschauer bleiben, droht die wirtschaftliche Stagnation sich zu verfestigen. Und dann haben junge Menschen – selbst wenn ihre Zahl in Zukunft sinkt – mit Sicherheit schlechtere Perspektiven. Nur Mut!

Von: Dr. Moritz Kraemer, Chefvolkswirt und Leiter Research

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