19.12.2025
Lasst uns froh und munter sein!
Warum 2025 trotz allem auch ein sehr gutes Jahr war.
Kraemers Klartext
Das Glühweinglas ist heute nicht nur halb voll. Es ist randvoll!
Der Klartext war in letzter Zeit leider nicht unbedingt ein Hort der guten Laune und des überbordenden Optimismus. Im Jahr 2025 haben die meisten Ausgaben meiner Kolumne eher problematische Themen wie Stagnation, Handelskonflikt, Klimawandel und Reformstau behandelt. Heute machen wir das mal anders.
Denn nächste Woche ist Weihnachten, und da soll auch von diesen Zeilen eine feierlichere Stimmung ausgehen. Deshalb warte ich heute – wie schon in der Jahresendausgabe 2024 – mit einem entschieden positiven Jahresrückblick auf. Das Glühweinglas ist heute nicht nur halb voll. Es ist randvoll! Bei aller notwendigen Analyse der wachsenden Herausforderungen gab es nämlich auch 2025 wieder viel Positives. Als ich meine Kolleginnen und Kollegen des LBBW Research nach guten Nachrichten fragte, kamen so viele Rückmeldungen, dass ich mich dafür entschuldige, nicht alles aufnehmen zu können. Eine solche Fülle hatte ich nicht erwartet. Schon mal eine erste gute Nachricht!
„Die Wirtschaft leidet, aber mir geht’s gut“
Während seit mehr als drei Jahren eine Mehrheit der Befragten in Deutschland der Ansicht ist, die allgemeine Lage sei schlecht, schätzen die Deutschen ihre eigene Situation als weiter sehr positiv ein (siehe Abb. 1). Die persönliche Erfahrung deckt sich immer weniger mit der Nachrichtenlage.
Abb. 1: Einschätzung der wirtschaftlichen Lage
Differenz aus Antworten „gut“ und „schlecht“.
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Besonders zufrieden dürften diejenigen sein, die im zu Ende gehenden Jahr voll investiert waren. Der DAX legte ein drittes Mal in Folge satt zweistellig zu (20 % plus gegenüber dem Jahresultimo 2024!). Gold und Silber sind auf neue Rekordstände geklettert und haben den Anlegern fantastische Gewinne beschert. Gleichzeitig hat der Ölpreis nachgegeben und dafür gesorgt, dass sich die Preise für Benzin und Heizöl weiter auf relativ niedrigem Niveau befinden. Gute Nachrichten also für Verbraucher! Und auch wenn Donald Trump alles in seiner Macht Stehende in die Waagschale wirft, den internationalen Warenaustausch zu torpedieren, wuchs der Welthandel 2025 unbeirrt weiter (siehe Abb. 2). Die Produkte flossen teilweise in andere Zielländer, aber der Handel blieb munter. Die Weltwirtschaft zeigt sich flexibel.
Abb. 2: Wachstum des Welthandels (%)
Unternehmen begeben ein Rekordvolumen an Anleihen
Unternehmen begaben so viele Anleihen wie überhaupt noch nie. Bis November lag das Emissionsvolumen Euro-denominierter Anleihen bei 535 Mrd. EUR, ein Plus von 23 %. Die Nachfrage hielt stand und trug sogar zu sinkenden Risiko-Spreads bei. Die Kapitalmarktfinanzierung für Unternehmen war also so positiv wie selten zuvor. Auch die Ratings haben sich 2025 überwiegend verbessert. Das gilt übrigens auch für die Staaten im Euroraum: Italien, Portugal, Griechenland, Spanien und Slowenien durften sich über Upgrades freuen.
Deutschlands Autobauer können es doch noch
Das industrielle Sorgenkind überhaupt waren zuletzt der Automobilsektor und seine Zulieferer. Aber auch von ihnen gibt es gute Nachrichten: Fast zwei Drittel der bis Oktober in Deutschland neu zugelassenen E-Fahrzeuge stammten von heimischen Herstellern. 2023 lag der Wert noch unter 50 %. Also sind VW & Co. keineswegs chancenlos gegen die chinesische Konkurrenz. Weshalb es da der Aufweichung der EU-Verbrennerregelung bedurfte? Vielleicht ist die Industrie ja schon weiter als die Politik, die bisweilen offenbar noch in der Golf-Diesel-Welt festhängt.
Auch beim Ausbau der digitalen Infrastruktur geht es voran: Ursprünglich sollten bis zum Jahresende 50 % aller Anschlüsse für Wohneinheiten, Unternehmen und Behörden mit Glasfaser abgedeckt sein. Tatsächlich lag die Quote bereits im Sommer bei 53 % und übertraf damit das Ausbauziel vorzeitig. Läuft! Selbst in der Künstlichen Intelligenz beginnt Deutschland mitzumischen, und das nicht nur mit der vielzitierten KI-Gigafactory in Heilbronn. Es gibt mittlerweile 32 Einhörner, also Start-ups mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Mrd. EUR. Ganz klar, da ist noch viel Luft nach oben. Aber ein Anfang ist gemacht.
Was es sonst noch gab
Deutschland wurde Basketballweltmeister mit einem herausragenden Dennis Schröder. Der VfB Stuttgart gewann mit dem LBBW-Brustring den DFB-Pokal, und die DFB-Auswahl hat sich für die WM 2026 qualifiziert und realistische Chancen auf einen Sieg in der Gruppenphase gegen Curaçao. Und in München haben sich etwa zwei Drittel der Bürger für eine Olympiabewerbung ausgesprochen. So sieht Zuversicht aus!
Mögen Sie ebenso zuversichtlich ins neue Jahr blicken! Wir können uns hier am 9. Januar wiedersehen. Ich würde mich freuen. Bis dahin wünsche ich Ihnen gesegnete Weihnachten und einen guten Start in ein noch besseres Jahr 2026!
Von: Dr. Moritz Kraemer, Chefvolkswirt und Leiter Research
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