01.08.2025
Don’t fight the Fed!
Donald Trump kann es einfach nicht lassen. Sollte er aber.


Kraemers Klartext
„Don’t fight the Fed!“, ist eine bewährte Regel unter Finanzmarktakteuren. Die Erfahrung lehrt, dass am Ende immer verliert, wer sich gegen die erwartete zinspolitische Marschrichtung der amerikanischen Notenbank positioniert. Neuerdings hat dieser Satz eine ganz neue – nämlich politische – Bedeutung erlangt. Vor allem einer zieht gegen die Federal Reserve Bank in die Schlacht: Donald Trump. Aber eigentlich bekämpft er nicht die Fed in Gänze, sondern nur den Vorsitzenden des US-Zentralbankrates, Jerome „Jay“ Powell, den er dereinst in seiner ersten Amtszeit selbst für das Amt nominiert hat.
Wenn’s schief geht, ist Powell als Schuldiger identifiziert
Das passt zu Trumps Tendenz, alles auf die persönliche Schiene zu verlagern. Mit Institutionen hat er es nicht so. Folgerichtig vergeht kaum eine Woche, in der Trump Powell nicht öffentlich mit beleidigenden Attributen tituliert. Regelmäßig droht er auch, Powell (dessen Amtszeit als Vorsitzender im Mai 2026 endet) vorzeitig zu entlassen. Eine rechtliche Grundlage dafür gibt es nicht. Zuletzt schrieb der US-Präsident dem Fed-Chef handschriftlich einen Brief, den er in einer Pressekonferenz medienwirksam vorzeigen ließ. Darin forderte er Powell auf, die Leitzinsen auf 1 % zu senken. Von derzeit 4,5 %! Angriffe auf Zentralbanker wie diese sind in halbwegs zivilisierten Staaten abseits Erdoğans Türkei ohne Beispiel. Und brandgefährlich.
Jay Powell hält die Stellung
Es sollte dem US-Präsidenten zu denken geben, dass jedes Mal, wenn er mit Powells Rausschmiss droht, die Märkte abschmieren. Und sich jedes Mal, wenn er – wie so oft – zurückrudert, wieder erholen. Denn anders als er verstehen die Marktteilnehmer, dass eine massive Zinssenkung trotz hartnäckiger Inflation und nach wie vor robustem Arbeitsmarkt die langfristigen Zinsen erhöhen und die ohnehin nicht nachhaltige Staatsverschuldung weiter verteuern würde. Die Fed kann eben nur die Geldmarktzinsen steuern. Das lange Ende bestimmt der Markt.
Die Fed bleibt tapfer: keine Zinssenkungen!
Powell verhält sich bei der ganzen Sache bewundernswert stoisch und hält Kurs. Die Inflationswirkung der Zölle kommt erst noch, und so kurz nach dem Inflationsdesaster im und nach dem Jahr 2022 will die Notenbank sicher nicht riskieren, noch einmal die Kontrolle über die Preisstabilität zu verlieren. Und sie möchte wohl auch nicht in den Ruch geraten, wie ein willfähriger Erfüllungsgehilfe des Präsidenten zu wirken. Deshalb sind Trumps Poltereien für seinen Wunsch nach deutlich niedrigeren Zinsen kontraproduktiv. Das LBBW Research erwartet für den weiteren Jahresverlauf entsprechend auch keine US-Zinssenkungen.
Schaulaufen potenzieller Nachfolger
Nichtsdestotrotz läuft bereits das Vorspiel für Powells Nachfolge. Christopher Waller, Fed-Direktoriumsmitglied und früher eher geldpolitischer Falke, läuft sich schon warm und hat zuletzt vehement für einen raschen Zinssenkungspfad plädiert. Als Favorit gilt derzeit Kevin Hassett, Vorsitzender des Nationalen Wirtschaftsrats, der seit einem Jahrzehnt zu Trumps innerem Zirkel gehört. So lange hält sich dort niemand, der nicht bedingungslose Loyalität beweist. Aber bis zur Entscheidung fließt noch viel Wasser den Potomac hinab. Bei Trumps Wankelmut gilt vielleicht auch hier: Wer als Papst in das Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.
Die Federal Reserve ist schwer politisch zu unterwandern
Die gute Nachricht zum Schluss: Die Fed ist politisch schwerer zu infiltrieren als der Trump bereits gefällige Supreme Court. Das Entscheidungsgremium der Fed, der sogenannte Offenmarktausschuss (FOMC), besteht aus zwölf Personen, von denen nur sieben von der Regierung dem Kongress zur Nominierung vorgeschlagen werden können. Unter diesen sieben wiederum laufen nur bei zweien die Mandate während Trumps Amtszeit aus. Die Hoffnung auf verantwortungsvolle Geldpolitik bliebe also auch unter einem MAGA-Vorsitzenden vorerst lebendig.
Von: Dr. Moritz Kraemer, Chefvolkswirt und Leiter Research
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