Die Zinsen steigen. Und jetzt?

Wenn die Zinsen steigen, werden CFOs und Treasurer aktiv. Was sie alles tun können? Ein paar der Möglichkeiten stellen wir hier vor.

Kolleginnen besprechen Projekt auf digitalen Tablets

Manchmal passiert Gutes wie von selbst. Derzeit verkünden die Treasurer vieler Unternehmen stolz eine höhere Eigenkapitalquote. Der Grund: Der Rechnungszins für Pensionsrückstellungen ist im vergangenen Jahr gestiegen. Rein rechnerisch haben diese Unternehmen also mehr als genügend Kapital zurückgelegt, um später Pensionszusagen an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erfüllen. Das sieht gut aus in den Bilanzen.

Steigende Zinsen sind also keineswegs unbedingt schlecht für Unternehmen, wie dieses Beispiel zeigt. Der Zinsanstieg kann auch unerwartete oder überraschende positive Effekte haben. „In steigenden Zinsen liegen viele Chancen“, sagt Barko Schwinke, Leiter der LBBW-Niederlassung Nürnberg, beispielsweise durch Bewertungsgewinne bei Zinssicherungen oder für Importeure durch vorteilhafte Entwicklungen bei Devisenkursen. „Um diese Chancen zu nutzen, muss man einen guten Überblick haben und zielgerichtet aktiv werden.“ Bei seinen Kundinnen und Kunden sieht er: „Da passiert einiges, es wird zunehmend von Abwarten auf Agieren umgeschaltet.“

Barko Schwinke, Leiter der LBBW-Niederlassung Nürnberg

Um die Chancen durch steigende Zinsen zu nutzen, muss man einen guten Überblick haben und zielgerichtet aktiv werden.

Barko Schwinke, Leiter der LBBW-Niederlassung Nürnberg
Laechelnder Geschaeftsmann mit Tablet am Fenster

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Trend 1: Zinssicherung

Die Zinssicherung ermöglicht flexible Zinssätze – etwa bei Kontokorrentlinien – nach oben zu deckeln. „Bereits im Frühjahr 2022 klopften die ersten CFOs wegen einer Zinssicherung bei uns an“, erinnert sich Unternehmenskundenberater Ralf Hötzel. Diese Kunden freuen sich jetzt über Cash-Vorteile. Gut strukturierte Zinssicherungen helfen auch jetzt noch. Deshalb spricht die LBBW mit allen Unternehmenskundinnen und -kunden, ob sie Interesse haben. Hötzel: „Das Interesse ist unverändert groß.“

Trend 2: Factoring

Wenn Kredite aufgrund steigender Zinsen teurer werden, macht sich das schlecht in der Bilanz. Deshalb ersetzen zunehmend mehr Unternehmen kurzfristige Kredite durch den Verkauf von Forderungen, sprich: Factoring. Die Kundenberaterinnen und -berater der LBBW und die Expertinnen und Experten der LBBW-Tochter SüdFactoring berichten: Das Factoring-Geschäft hat noch mal angezogen.

Trend 3: degressives Leasing

Ob die angekündigte Rezession wirklich kommt? Viele Unternehmen freuen sich derzeit über volle Auftragsbücher, und die werden erst einmal abgearbeitet. Das bedeutet auch, dass in den nächsten Monaten viel Geld hereinkommen wird. Entsprechend werden neue Leasing-Verträge ausgestaltet und die Kosten nach vorn gezogen. Sollte die Rezession später doch kommen, sind die Belastungen geringer.

Ralf Hötzel, LBBW-Unternehmenskundenberater

Wenn mir die Zinsen weglaufen, schaue ich: Wie kann ich bei meinen Geschäftsprozessen für mehr Effizienz sorgen?

Ralf Hötzel, LBBW-Unternehmenskundenberater

Trend 4: IT-Investitionen

Investitionen in Informationstechnologien (IT) nehmen derzeit stark zu. Vor allem wollen Unternehmen sich besser gegen Cyberangriffe wappnen. Sie erkennen zusehends, wie hochprofessionell die Angreifer vorgehen – und dass sie auf demselben Level gegensteuern müssen. Und zwar sofort. Wenn möglich, nutzen Unternehmen die Option, ihre IT-Investitionen auf einen Schlag abzuschreiben.

Trend 5: effiziente Prozesse

„Wenn mir die Zinsen weglaufen, schaue ich: Wie kann ich bei meinen Geschäftsprozessen für mehr Effizienz sorgen?“, sagt LBBW-Berater Hötzel. Ein überraschendes Ergebnis: Beispielsweise wird sogar das Reisekostenmanagement interessant. Und plötzlich ist bei Unternehmenskunden die LBBW-Software gefragt, die das Abrechnen von Reisekosten erleichtert.

Gerade bei guter Konjunktur könnte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter anheben.

Elmar Völker, Analyst bei LBBW Research

Die hohen Zinsen bleiben – vorerst

Diese Trends dürften so bald nicht abflauen, denn mit den Zinsen wird es wohl weiterhin nach oben gehen. „Wir sind noch weit entfernt vom Ende“, sagt Elmar Völker vom LBBW Research. Er erwartet einen Anstieg der Leitzinsen um mindestens einen Prozentpunkt in den kommenden Monaten. Das werde die Konjunktur allerdings nicht abdrosseln: „Die Stimmung war schlechter als die Lage“, sagt Völker und freut sich, „dass wieder mehr Optimismus aufkommt“.

Falls die Rezession wirklich moderat ausfallen wird, heißt das keineswegs, dass die Zinsen umgehend wieder fallen. „Gerade bei guter Konjunktur könnte die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter anheben“, sagt LBBW-Analyst Völker, „um damit die Inflation zu bekämpfen.“

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Barko Schwinke, Leiter der LBBW-Niederlassung Nürnberg

Barko Schwinke

Leiter Unternehmenskunden Nürnberg
Ralf Hötzel, LBBW-Unternehmenskundenberater

Ralf Hoetzel

Unternehmenskundenberater Nürnberg