13.08.2024

Reinhold Würths bedeutendes Lebenswerk

Dem Kunden zuhören: So verwandelte Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth eine Schraubenhandlung in den weltgrößten Händler für Montage- und Befestigungsmaterial.

Blick von oben auf die Unternehmenszentrale von Würth
Blick von oben auf die Unternehmenszentrale von Würth

Am Anfang stand der Leiterwagen, schwer beladen mit Schrauben aus der Fabrik L & C Arnold. Während Adolf Würth die Kunden besuchte und Aufträge hereinholte, transportierte sein Sohn Reinhold die Päckchen mit dem Leiterwagen für den Versand zum Künzelsauer Bahnhof. Bisweilen wurden auch direkt aus dem Leiterwagen schon einmal Schrauben verkauft. Abnehmer gab es viele in den Nachkriegsjahren, sodass Adolf Würth bald einen Mitarbeiter im Nebengebäude der Künzelsauer Schlossmühle einstellen konnte. Dazu kam 1949 der Sohn als Lehrling. Als der Vater fünf Jahre später überraschend starb, war Reinhold Würth gerade mal 19 Jahre alt. Für ihn eine Selbstverständlichkeit, die Geschäfte fortzuführen. „Ich ging sofort auf Reise, habe Kunden besucht, habe Kunden geworben und habe schnell gemerkt: Das funktioniert.“

Das funktioniert bis heute. Die Schraubengroßhandlung aus Künzelsau ist Weltmarktführer in der Herstellung, der Entwicklung und im Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial. Das Sortiment der Würth-Gruppe umfasst mehr als eine Million Produkte. Im Geschäftsjahr 2023 hat der Konzern einen Umsatz von 20,4 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis von 1,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Aktuell beschäftigt das Unternehmen mehr als 88.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon über 8.000 bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG, dem größten Einzelunternehmen der Würth-Gruppe.

Der schönste Beruf? Verkäufer!

Reinhold Würth hat sich längst aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen. Der Abstand erlaubt ihm, gelassen auf sein Lebenswerk zurückzublicken. „Es hat sich alles immer sehr schön entwickelt“, sagt Würth. Denn natürlich hat der Unternehmer – der sich selbst als „Arbeitstier“ bezeichnet – maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Würth-Gruppe zum global präsenten Weltmarktführer entwickelt hat. So hatte Würth als erster Händler in der Branche sogenannte Musterkarten. Die Schrauben waren auf Samt abgebildet und die Kunden konnten sagen: Von der und der möchte ich welche. „Es gibt keinen schöneren Beruf als den des Verkäufers“, sagt Würth.

Verkaufen ist viel mehr Zuhören als Sprechen.

Tipp von Adolf Würth an seinen Sohn Reinhold Würth

Zwei Lehren hat ihm sein Vater mitgegeben. Die erste: „Verkaufen ist viel mehr Zuhören als Sprechen.“ So kann Würth die Nachfrage durch das entsprechende Angebot befriedigen – und das bestenfalls als Erster. Wer zuhört, erfährt auch, wo der Kunde ein Problem hat. Durch solche Hinweise hat Würth viele eigene, neue Produkte entwickelt. Die zweite Lehre: „Qualität schlägt Preis.“

Mutig die Internationalisierung vorantreiben

Die Kundennähe und eine mutig (und früh) begonnene Internationalisierung sieht Reinhold Würth als Schlüssel für das stürmische Wachstum seines Unternehmens. 1962 wurde die erste Auslandsgesellschaft eröffnet, heute ist die Würth-Gruppe in 80 Ländern aktiv.

„Ich bin schon ein bisschen stolz auf das, was geworden ist“, sagt der Unternehmer und klingt dabei durchaus bescheiden. Das hat seinen Grund: Arroganz sieht er als größte Gefahr für das Unternehmen. Nichts gegen ein gesundes Selbstbewusstsein: „Wenn es mit einer gewissen Bescheidenheit verbunden ist, ist alles in Ordnung.“ Deshalb hat der mittlerweile 89-Jährige vor allem einen Wunsch, wie sein Lebenswerk weitergeführt werden soll: So, „dass die Arroganz nicht einzieht“.

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Sonja Stäfe-Anderka

Sonja Stäfe-Anderka

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