07.03.2025
Heute ist Equal Pay Day
Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen bleiben hoch.


Heute, am 7. März, ist Equal Pay Day. Denn heute sind 18 % des Jahres 2025 vorbei – ja, wirklich! –, und bei 18 % lag 2023 auch der sogenannte Gender Pay Gap (GPG), also die durchschnittliche Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen. Mit anderen Worten: Bis heute Morgen waren Frauen in Deutschland im Vergleich zu Männern quasi ehrenamtlich beschäftigt.
Abb. 1: Gender Pay Gap in den G7-Ländern
in %
Definition: % des Medianeinkommens der Männer. Die OECD Definition unterscheidet sich von der Definition, auf die im ersten Absatz Bezug genommen wird
Der Gender Pay Gap: eine erste Annäherung
Was die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt angeht, ist Deutschland durchaus überdurchschnittlich. 75 % der Frauen sind erwerbstätig. Der OECD Durchschnitt liegt bei 71 %. Aber was den sogenannten GPG angeht, stehen wir nicht so toll da. Der GPG liegt in Deutschland konstant oberhalb der internationalen Norm (siehe Abb. 1). Immerhin ist seit 30 Jahren ein kontinuierlicher Abwärtstrend zu erkennen. Aber der Fortschritt läuft im Schneckentempo. Schreiben wir den Trend der vergangenen drei Jahrzehnte fort, würde der GPG in Deutschland erst in rund 90 Jahren verschwinden. Zudem ist die zuvor positive Entwicklung seit der Pandemie wieder rückläufig (siehe Abb. 2).
Abb. 2: Gender Pay Gap im Zeitablauf
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Weshalb der Gender Pay Gap noch immer so hoch ist
Natürlich liegt der Einwand nahe, hier würden Äpfel mit Birnen verglichen. Dies stimmt zum Teil auch. Denn der berufliche Werdegang von Frauen und Männern ist noch immer sehr unterschiedlich. Vergleicht man die Verdienste beider Geschlechter mit gleichen Qualifikationen, Karriereniveaus, Berufen und demselben Beschäftigungsumfang, schrumpft der so bereinigte GPG. Aber auch dann gilt noch lange nicht das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Weitgehende Gleichheit existiert nur in den unteren Einkommenssegmenten, in denen Mindestlöhne oder Tarifverträge vorherrschen.
Frauen arbeiten überproportional oft in Teilzeit. Das bedeutet auch, dass das Vorankommen in der Karriere schwerer ist. Je höher man in der Hierarchie geht, desto seltener sind Frauen anzutreffen. Erschwerend kommt hinzu, dass Frauen den Löwenanteil der unbezahlten sogenannten Care Arbeit machen, also etwa Kinder großziehen oder Eltern pflegen, aber auch „das bisschen Haushalt“, Einkaufen, Wäsche und so weiter.
Frauen haben auch eine höhere Affinität zu Berufen, in denen die Verdienstaussichten eher mau sind – von Zahnarzthelferinnen über Erzieherinnen bis zu Friseurinnen. Es fängt also schon früh mit tradierten Rollenbildern an. Der Anteil von Frauen in Deutschland, die technische Fächer studieren, gehört innerhalb der OECD zu den niedrigsten überhaupt. Der typische Lohnunterschied in frauen- und männerdominierten Berufen ist ein wichtiger Faktor des strukturellen GPG und hilft, die Hartnäckigkeit des Verdienstunterschieds zu verstehen.
Was die Politik unternehmen kann
Die Politik kann helfen, Arbeit für Frauen einfacher und attraktiver zu machen. Dazu zählt eine bessere Versorgung mit Betreuungsangeboten für Kinder und Senioren. Mütter von Schulkindern arbeiten im Durchschnitt wöchentlich vier bis sechs Stunden weniger als gewünscht. Gesamtwirtschaftlich entspricht das einem ungenutzten Potenzial von 645.000 Vollzeitstellen. Aber auch die Beseitigung kontraproduktiver finanzieller Anreize, wie etwa durch das Ehegattensplitting hervorgerufen, gehören auf den Prüfstand. Und schließlich tut sich die Politik selbst nicht gerade als Vorbild hervor: Im neuen Bundestag sind nur noch 32 % der Abgeordneten weiblich, viel weniger als vor zehn Jahren. Die Spanne reicht dabei von 12 % (AfD) bis 61 % (Grüne)!
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