06.11.2025

Gold bleibt auf Rekordkurs

Der Goldpreis hat im Oktober zum 1. Mal die Marke von 4.000 $ geknackt. Warum der Aufwärtstrend anhalten könnte, erläutert LBBW-Rohstoffexperte Frank Schallenberger

Goldbarren in einem geöffneten Schließfach
Goldbarren in einem geöffneten Schließfach

Der Goldpreis hat im Oktober 2025 zum ersten Mal die Marke von 4.000 USD geknackt.

4300 USD

Goldpreis im Oktober

Der Goldpreis hat in diesem Jahr bereits kräftig zugelegt. Mit über 4.300 USD wurde im Oktober ein neues Allzeithoch erreicht. Zuletzt legte Gold jedoch eine Verschnaufpause ein. Zeit für die Passagiere auszusteigen, Herr Schallenberger?

Frank Schallenberger: Das sehe ich nicht. Wir rechnen damit, dass der Preis für die Unze Gold Mitte nächsten Jahres bei 4.200 Dollar und Ende 2026 bei rund 4.400 Dollar liegen wird – also auf einem neuem Rekordstand. Für die kommenden zwölf Monate besteht bei Gold aus unserer Sicht somit ein Kurspotenzial von rund 10 Prozent.

Was macht Sie da so sicher?

Schallenberger: Was ist schon sicher in dieser Zeit? Wir gehen von einem Basisszenario aus, für das wir in den kommenden zwölf Monaten eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit sehen. Es gibt viele mögliche Entwicklungen und Ereignisse, die den Goldpreis beeinflussen. Die lassen sich nicht alle zuverlässig voraussagen. Prognosen betreffen die Zukunft, das macht sie eben so schwierig (lacht).

Was treibt den Goldpreis an?

Schallenberger: Ganz wesentlich der Ruf als sicherer Anlagehafen und Vermögensschutz. Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, Spannungen im Nahen Osten und zuletzt die erratische US-Handelspolitik – jedes Mal ging der Preis zu Anfang dieser Krisen nach oben. Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Wenn ich in meinem Portfolio einen Teil Gold halte, ist das ein Ausgleich, sollte es an den Wertpapierbörsen turbulent zugehen und andere Anlageklassen wie etwa Aktien an Wert verlieren. Mit Gold können Anlegerinnen und Anleger also definitiv ruhiger schlafen.

Auf Sicht der kommenden zwölf Monate besteht bei Gold ein Kurspotenzial von rund 10 Prozent.

Dr. Frank Schallenberger, Leiter Rohstoff-Research bei der LBBW

Krisen werden hoffentlich nicht zum Dauerzustand. Wer kauft Gold, wenn es nicht gerade kriselt?

Schallenberger: Die größte Käufergruppe ist nach wie vor die Schmuckindustrie. Auf sie entfällt über den Daumen gepeilt etwa 40 % der weltweiten Goldnachfrage. Interessant zu beobachten ist, dass die Nachfrage von dieser Seite in den vergangenen Monaten etwas zurückgegangen ist. Offensichtlich halten sich die privaten Haushalte aufgrund des gestiegenen Preisniveaus mit Schmuckkäufen zurück.

Und wer kauft die anderen 60 % des Goldes, das auf den Markt kommt?

Schallenberger: Vor allem die Anleger und die Notenbanken. Die Nachfrage der Anleger nach Münzen und Barren liegt bereits seit 2021 stabil über der Marke von 1.000 Tonnen pro Jahr. Aber auch die Notenbanken haben 2022 bis 2024 mit Goldkäufen von jeweils mehr als 1.000 Tonnen pro Jahr neue Rekorde aufgestellt. Das ist wirklich erstaunlich!

Was ist denn der Grund dafür? Hamstern die Währungshüter das viele Gold, weil sie fürchten, dass das Papiergeld auf Dauer nichts mehr wert ist?

Schallenberger: Wohl eher nicht. Die Notenbanken schichten vor allem ihre Währungsreserven um. Sie diversifizieren ihr Vermögen, anstatt alle Eier in einen Korb zu legen. Das sollten übrigens auch Privatanlegerinnen und -anleger immer beherzigen. Jahrelang haben die großen Notenbanken ihre Reserven vorwiegend in US-amerikanischen Staatsanleihen angelegt. Das bröckelnde Vertrauen in die US-Regierung, die steigende Verschuldung in den USA, die Frage nach der künftigen Unabhängigkeit der amerikanischen Notenbank und schlechtere Perspektiven für den US-Dollar machen diese Anlagen jedoch momentan weniger attraktiv. Daher setzen viele Notenbanken bereits seit einer Zeit verstärkt auf Gold.

Spechen auch die fallenden Leitzinsen für einen weiter höheren Goldpreis?

Schallenberger: Absolut! Die EZB hat es ja bereits vorexerziert. Und die Fed ist mittlerweile auch in den Zinssenkungsmodus übergeschwenkt. Gold wirft eben keine Zinsen oder Dividenden ab – daher sind hohe Zinsen in der Regel Gift für den Goldpreis, weil eben die „Konkurrenz“ bei der Geldanlage zu attraktiv ist. Wenn aber die Zinsen fallen, sinken damit auch die so genannten „Opportunitätskosten“ der Goldanlage. Wir rechnen immerhin noch damit, dass die US-Notenbank die Leitzinsen in den USA noch um einen halben Prozentpunkt weiter absenkt – damit verbessern sich auf jeden Fall die Rahmenbedingungen für Goldinvestments.

Frank Schallenberger, Leiter Rohstoff-Research bei der LBBW

Wenn die Zinsen fallen, wird es wieder interessanter aus Geldmarktanlagen auszusteigen und beispielsweise in Gold zu investieren.

Dr. Frank Schallenberger, Leiter Rohstoff-Research bei der LBBW

Der hohe Preis könnte die Produzenten animieren, mehr Gold zu fördern und auf den Markt zu werfen. Warum rechnen Sie trotzdem mit steigenden Preisen?

Schallenberger: Beim Gold reagiert das Angebot nur sehr behäbig auf Preisveränderungen, jedenfalls nicht so flexibel wie etwa beim Rohöl, wo ein Kartell wie die OPEC vergleichsweise schnell die Förderquoten rauf- oder runterfahren kann. Neue Projekte oder ein Hochfahren der Kapazitäten kostet die Minenbetreiber viel Geld und in der Regel auch viel Zeit. Auch die Recyclingquoten, etwa durch Einschmelzen von altem Schmuck, bewegen sich nur langsam. Viel entscheidender für die weitere Goldpreisentwicklung ist, dass der Bedarf nach einem sicheren Hafen am Kapitalmarkt hoch bleibt, dass die Notenbanken weltweit mehr und mehr Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven kaufen und dass die US-Leitzinsen weiter sinken werden.

Warum sollten die Zinsen weiter sinken?

Schallenberger: Die Konjunktur in den USA läuft nicht so gut – für 2026 erwarten wir nur ein Wirtschaftswachstum von 1,5 %. Und die Inflationsrate dürfte im laufenden Jahr wohl wieder unter die Marke von 3 % fallen. Damit hat die US-Notenbank ausreichend Spielraum, mit niedrigeren Zinsen die Konjunktur wieder anzuschieben.

Stellt sich dann nur die Frage, ob man in physisches Gold oder in verbriefte Anlageformen investieren sollte?

Schallenberger: Das ist eine Frage der persönlichen Risikoeinstellung. In der Finanzkrise 2008 hat sich gezeigt, dass ich auch mit einem Goldzertifikat Geld verlieren kann, weil die Bank, die das Papier ausgegeben hat, pleitegegangen ist. Das kann mir bei einer Goldmünze, die ich in Händen halten kann, nicht passieren. Mit dieser Anlageform habe ich das Ausfallrisiko auf null gesenkt.

Mit physischem Gold kann ich im Fall des Falles aber auch nicht das Brot beim Bäcker bezahlen, oder?

Schallenberger: Das wird schwierig. Daher müsste man bei einer wirklich extremen Krise auch kleinere Stückelungen parat haben. Wenn es nur um ein Brot geht, ist Silber vielleicht geeigneter. Das ist dann quasi das „Kleingeld“ in der Krise. Das Münzkabinett der BW-Bank bietet zu beiden Edelmetallen eine breite Auswahl sowohl an Münzen als auch Barren in unterschiedlichen Stückelungen an. Genauso wichtig ist dabei, dass wir ein verlässlicher, fairer Handelspartner sind. Wenn es denn wirtschaftlich wirklich mal ganz schlimm kommen sollte, können Sie jederzeit eine Einheit aus dem Goldbestand im Münzkabinett eintauschen.

Dr. Frank Schallenberger ist Leiter Rohstoff-Research bei der LBBW. Er beobachtet seit rund 20 Jahren die weltweiten Märkte für Industriemetalle, Edelmetalle und energetische Rohstoffe. In der Publikation Commodities Quarterly steht alles Wissenswerte zu den Rohstoffmärkten. Diese Informationen sind für Unternehmenskunden interessant, die Rohstoffe im Einkauf nachfragen, aber auch für Anleger, die in die Assetklasse Commodities investieren wollen.

Das Interview führte die LBBW Redaktion.

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Frank Schallenberger, Leiter Rohstoff-Research bei der LBBW

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