17.11.2025

Wochenausklang bringt US-Zollentlastung

Kapitalmärkte Daily | Die Zölle auf über 200 Agrarprodukte – darunter Kaffee, Tee, Rindfleisch und Tomaten – sollen von den reziproken Zöllen ausgenommen werden.

USA Wirtschaft Flagge Container Handel
USA Wirtschaft Flagge Container Handel

Immer aktuell informiert: Kapitalmärkte Daily

  • USA verkünden neue Deals und Zollausnahmen
  • Chinas Wachstum 2026 höher erwartet
  • Japans BIP in Q3 schwächer

Zollausnahmen für US-Agrarimporte

Am Freitag kündigte Washington an, die Zölle auf über 200 Agrarprodukte wie Kaffee, Tee, Rindfleisch und Tomaten von den Anfang April verhängten reziproken Zöllen auszunehmen. Politisch ist dies der Versuch, nach den verlorenen Regionalwahlen dem Unmut der Bevölkerung wegen der hohen Inflation bei Nahrungsmitteln zu begegnen. So lagen die Preise für Rindfleisch im September auf Jahressicht beispielsweise um fast 15 % höher, jene für Kaffee stiegen um 19 %. Wie stark die jüngsten Maßnahmen den Preisanstieg aber tatsächlich dämpfen, ist fraglich. Denn im Fall von Brasilien, einem der wichtigsten Exporteure von Fleischprodukten in die USA, bleibt der im Juli verhängte „Strafzoll“ von 40 % weiterhin in Kraft. Entscheidend wird zudem sein, in welchem Umfang die USHandelskonzerne die nunmehrige Zollsenkung an die Konsumenten weitergeben werden.

Eine vorläufige Einigung wurde am Wochenende auch mit der Schweiz verkündet. Das südliche Nachbarland konnte nach langer Phase der Unsicherheit nun ebenfalls eine Senkung der US-Zölle auf 15 % (von bisher 39 %) erreichen. Damit ist man den EU-Staaten gleichgestellt. Neben Maschinenbau und Elektrotechnik sollte vor allem die Schweizer Uhrenindustrie von dem Abbau der Handelsbarrieren profitieren. Wie bedeutsam die jetzige Entspannung für die Schweizer Wirtschaft ist, zeigt eine Auswertung des KOF Instituts der ETH Zürich. Demnach könnte das Bruttoinlandsprodukt infolge der Zollsenkung um 0,3 % bis 0,5 % höher liegen als unter dem vorherigen USZollsatz. Fragen werfen aber die – teils unkonkret formulierten – Gegenleistungen der Eidgenossen auf. Denn neben den üblichen Konzessionen (u. a. die Reduktion der Zölle auf US-Produkte sowie Investitionszusagen Schweizer Firmen) scheint Washington nach Berichten der NZZ auch auf mehr Waffenkäufe, die Angleichung von Standards (u. a. bei der Fahrzeugsicherheit) sowie eine engere Kooperation bei Exportkontrollen und Sanktionsregimen zu drängen. Die genaue Ausgestaltung der jetzigen Vereinbarung könnte somit noch für Spannungen sorgen.

China: Anhebung der Wachstumsprognose für 2026

Der vor zwei Wochen vereinbarte Handelsdeal zwischen den USA und China kommt für die chinesische Wirtschaft zur richtigen Zeit. Die am Freitag veröffentlichten Wirtschaftsdaten für Oktober bestätigten die anhaltende Schwäche der Binnennachfrage – insbesondere bei Investitionen, im Einzelhandel und auf dem Immobilienmarkt. Die Senkung der US-Fentanylzölle von 20 % auf 10 % sorgt zugleich für eine spürbare Kostenentlastung chinesischer Exporteure und verringert den Wettbewerbsnachteil gegenüber wichtigen Konkurrenten wie Japan, Korea und Vietnam deutlich. Zwar dürften Chinas Ausfuhren in die USA auch 2026 weiter zurückgehen, jedoch weniger stark als bisher prognostiziert.

Angesichts der schwachen Wirtschaftsentwicklung und der ambitionierten Wachstumsziele im neuen Fünfjahresplan (welcher ein Durchschnittswachstum von 4,5 % p.a. anstrebt) rechnen wir zudem mit einer Ausweitung fiskalund geldpolitischer Maßnahmen über die nächsten Monate. Neben Investitionen in den Energiesektor und Projekte zur Stadterneuerung erwarten wir Anreize zur Förderung privater Investitionen in Chinas Zukunftsindustrien – darunter Halbleiter, Biotechnologie und digitale Infrastruktur. Insgesamt heben wir unsere BIP-Prognose für 2026 um 0,3 Prozentpunkte auf 3,5 % an. Gleichwohl bleiben wir weiterhin vorsichtiger als andere Institute, was das tatsächliche Wachstumsniveau der chinesischen Wirtschaft betrifft. Für die Weltwirtschaft erhöht sich in Folge unsere Wachstumsprognose von 2,7 % auf 2,8 %.

Japans BIP wie erwartet schwächer

Zu Beginn der neuen Handelswoche wurden bereits Wirtschaftsdaten aus Asien gemeldet. Das BIP-Wachstum Japans ging im dritten Quartal mit -0,4 % (q-q) zurück. Angesichts der starken Performance im vorangegangenen Quartal wurde der Rückgang aber gemeinhin erwartet.

Von: Sandro Pannagl, Senior Economist

Termine der Woche

Die wichtigsten Termine, Daten & Prognosen finden Sie immer in unserem Wirtschaftskalender.

Zum Wirtschaftskalender

Diese Publikation richtet sich ausschließlich an Empfänger in der EU, Schweiz und in Liechtenstein. Diese Publikation wird von der LBBW nicht an Personen in den USA vertrieben und die LBBW beabsichtigt nicht, Personen in den USA anzusprechen. Aufsichtsbehörden der LBBW: Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 22, 60314 Frankfurt am Main und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn / Marie-Curie-Str. 24- 28, 60439 Frankfurt. Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater. Wir behalten uns vor, unsere hier geäußerte Meinung jederzeit und ohne Vorankündigung zu ändern. Wir behalten uns des Weiteren vor, ohne weitere Vorankündigung Aktualisierungen dieser Information nicht vorzunehmen oder völlig einzustellen. Die in dieser Ausarbeitung abgebildeten oder beschriebenen früheren Wertentwicklungen, Simulationen oder Prognosen stellen keinen verlässlichen Indikator für die künftige Wertentwicklung dar. Die Entgegennahme von Research Dienstleistungen durch ein Wertpapierdienstleistungsunternehmen kann aufsichtsrechtlich als Zuwendung qualifiziert werden. In diesen Fällen geht die LBBW davon aus, dass die Zuwendung dazu bestimmt ist, die Qualität der jeweiligen Dienstleistung für den Kunden des Zuwendungsempfängers zu verbessern.

Weltweit

LBBW weltweit

Benachrichtigungen

Bleiben Sie mit unseren Benachrichtigungen auf dem neusten Stand.

Es ist ein Fehler aufgetreten

Benachrichtigungen konnten nicht aktiviert werden

Um Benachrichtigungen zu erhalten, ist es erforderlich, dass Sie Benachrichtigungen in Ihren Browsereinstellungen aktivieren bzw. zulassen. Eventuell stehen Benachrichtigungen auf Ihrem Endgerät nicht zur Verfügung.

Wählen Sie die Rubriken für Ihre Benachrichtigungen aus. Sie können diese Einstellung jederzeit ändern.

Es ist ein Fehler aufgetreten