Nach einem verhaltenen Auftaktquartal hat das Geschäft mit Schuldscheinen im zweiten Quartal wieder an alte Rekordstände angeknüpft. „Der Markt ist im zweiten Quartal regelrecht explodiert. Das Transaktionsvolumen betrug rund 9,8 Milliarden Euro und damit das Dreifache der im ersten Quartal verzeichneten rund 3,2 Milliarden Euro“, beobachtete LBBW-Analystin Barbara Ambrus. Vor einem Jahr wurden in den ersten sechs Monaten Schuldscheindarlehen (SSD) für insgesamt 7,6 Milliarden Euro ausgegeben, davon 3,5 Milliarden Euro im zweiten Quartal 2018.
Die Analystin weitete angesichts des erreichten Volumens und aktuellen Transaktionsumfeldes ihre bisherige Marktschätzung für 2019 aus. „Wir sehen das Volumen zum Jahresende in einem Korridor von 23 bis 25 Milliarden Euro.“ Bislang war sie von rund 23 Milliarden Euro und damit einem Ergebnis auf Vorjahreshöhe ausgegangen. Im Rekordjahr 2017 waren rund 27 Milliarden Euro begeben worden.
Im ersten Halbjahr verzeichnete das LBBW Research 18 Debüttransaktionen, darunter als ersten asiatischen Schuldschein die Transaktion des indischen Mischkonzerns Reliance Industries. Ausländische Unternehmen und deutsche Darlehensnehmer machten in den ersten sechs Monaten jeweils rund die Hälfte der Kreditnehmer aus. Im zweiten Quartal stieg der Anteil ausländischer Unternehmen jedoch weiter an. So gab es 10 Transaktionen aus Österreich, 9 aus Frankreich sowie weitere aus Skandinavien und den Benelux-Staaten.
Unternehmen mit Finanzierungsbedingungen sehr zufrieden
In den ersten drei Monaten 2019 war der Markt nur sehr verhalten in den Tritt gekommen, bevor im April eine spürbare Trendwende einsetzte. „Die Unternehmen sind mit den Finanzierungsbedingungen weiter sehr zufrieden und nutzten die Gelegenheit, sich günstig zu refinanzieren, strategische Liquidität aufzubauen oder Investitionen und Akquisitionen zu finanzieren“, sagte Barbara Ambrus.
Im zweiten Quartal suchten nicht nur zahlreiche Unternehmen erstmals nach Schuldschein-Investoren. Das beliebte Finanzierungsinstrument selbst erfuhr eine weitere Neuerung. Der Dürr-Konzern nahm 200 Millionen Euro über einen nachhaltigen Schuldschein ein, bei dem die Verzinsung an das Nachhaltigkeitsrating des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers gekoppelt ist. Die Transaktion wurde von der LBBW und ING arrangiert und teilweise über die digitale Finanzierungsplattform Debtvision vermarktet.