Kommende Woche tritt die Demokratische Partei der USA zusammen, um Vizepräsidentin Kamala Harris formal als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl zu nominieren. Seit Bidens Rückzug deuten die Umfragen auf ein völlig offenes Rennen hin. Der Trump-O-Meter des LBBW-Research, der die Wahrscheinlichkeit eines Wahlsieges des republikanischen Kandidaten Donald Trump berechnet, zeigt das eindrücklich.
Durch die US-Gesellschaft zieht sich ein tiefer Graben
Als ich während Bill Clintons Amtszeit in den USA lebte und arbeitete, war ich schockiert über den immer feindseligeren Umgang der beiden politischen Lager miteinander. Die Demokraten gönnten den Republikanern die Butter auf dem Brot nicht – und umgekehrt. Aber im Vergleich zu heute war der Umgang ausgesprochen gepflegt. Niemand hätte in den Neunzigerjahren die Integrität des Wahlprozesses in Frage gestellt. Niemand wäre auf die Idee gekommen, den politischen Gegner als „Ungeziefer“ zu bezeichnen – wie es Trump getan hat. Gerade aus deutscher Perspektive läuft es mir da kalt den Rücken herunter.
Im Gegenteil: Ein wundervolles Beispiel respektvollen politischen Umgangs aus dieser Epoche ist der Brief, den der Republikaner George H. Bush nach seiner Wahlniederlage seinem zuvor erbittert bekämpften demokratischen Nachfolger Bill Clinton auf seinem Schreibtisch im Oval Office hinterließ.
Die USA hat in der Vergangenheit Gräben überwunden
Heute wird selbst die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation massiv von der Politik überschattet. Man hört immer wieder, dass die US-Gesellschaft noch nie so gespalten gewesen sei wie heute. Das stimmt nicht. Veranstaltungsort des demokratischen Krönungsparteitags in der kommenden Woche wird Chicago sein. Dort fand er auch im August 1968 statt. Und damals stand das Land am Abgrund. Zerrissen durch den Vietnamkrieg und gewalttätige Rassenunruhen. Im März erklärte der demokratische Amtsinhaber Lyndon B. Johnson, nicht für die Wiederwahl zu kandidieren. Seine hartnäckige Haltung,den Vietnamkrieg bis zum bitteren Ende weiterführen zu wollen, hatte seine Position innerhalb der Partei zunehmend geschwächt. Im April wurde Martin Luther King Jr. in Memphis ermordet. Im Juni fiel der Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy einem Attentat zum Opfer.
Als die Delegierten im Hilton Chicago zusammentraten, um den Vizepräsidenten Hubert Humphrey offiziell zum demokratischen Kandidaten zu benennen, herrschten draußen tagelang bürgerkriegsähnliche Zustände. Fast 12.000 Chicagoer Polizisten, 7.500 Soldaten und mehr als 5.000 schwerbewaffnete Nationalgardisten mussten das Konferenzgebäude absichern.
Zum Präsidenten gewählt wurde 1968 der Republikaner Richard Nixon. Er trat im Zusammenhang mit der Watergate Affäre 1974 zurück, um einem Amtsenthebungsverfahren zuvorzukommen.
Kann die USA die Heilung nach 1968 wiederholen?
Weshalb ich Sie heute auf diesen historischen Diskurs mitgenommen habe? Um zu zeigen, dass die heute durch Trump symbolisierte Spaltung und Verrohung der USA nicht unumkehrbar ist. Man mag an seinen populistischen Auswüchsen schier verzweifeln und mit Unbehagen daran denken, was geschehen könnte, sollte Trump im November knapp verlieren. Aber die Geschichte lehrt uns: Eine Gesellschaft kann an den Rand des Abgrunds geraten, sich dann aber eines besseren besinnen und ihre Mitte wiederfinden. Das ist keine Prognose. Es ist eine Hoffnung, die wir nicht aufgeben dürfen.
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