27.10.2025
USA und China: Eskalation im Zollstreit abgewendet
Einschätzung | USA und China melden Fortschritte nach intensiven Verhandlungen am Rande des APEC-Gipfels in Malaysia.
Nach intensiven zweitägigen Verhandlungen am Rande des APEC-Gipfels in Malaysia haben die USA und China nach eigenen Angaben Fortschritte bei der Beilegung diverser Streitpunkte erzielt. Obwohl konkrete Details bisher nur spärlich bekannt gegeben wurden, scheint eine weitere Eskalation im Zollstreit abgewendet. So verzichten die USA offenbar auf die angedrohte Erhöhung der Einfuhrzölle um 100 %. Im Gegenzug dürfte China eine verlängerte Übergangsfrist bei der Einführung der Exportkontrollen für Seltene Erden gewähren. Darüber hinaus zeichnet sich ein möglicher Kompromiss hinsichtlich der US-amerikanischen Hafengebühren für chinesische Schiffe sowie bei zuletzt verschärften Technologierestriktionen ab. US-Präsident Donald Trump könnte den erzielten Fortschritt vor allem durch die (scheinbar zugesagte) Erhöhung chinesischer Agrarimporte aus den USA als politischen Erfolg verbuchen. Zuletzt hatte die Volksrepublik ihre Käufe von US-Sojabohnen – die zuvor rund die Hälfte der US-Sojaproduktion ausmachten – im Zuge des Handelsstreits drastisch reduziert. Die abschließenden Details der Vereinbarung sollen am Donnerstag in Südkorea bei einem Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Staatspräsidenten Xi finalisiert werden.
Die jetzige Entspannung dürfte von Unternehmen und Finanzmärkten jedenfalls mit Erleichterung aufgenommen werden. Der Handel zwischen den beiden Volkswirtschaften bleibt – trotz bestehender Hürden – vorerst aufrecht. Dennoch sehen wir in der erzielten Einigung nur einen Aufschub der grundlegenden Konflikte zwischen beiden Staaten. Die Verhandlungspartner konzentrierten sich primär auf „low-hanging fruits“, also vergleichsweise weniger kontroverse Themen. Dementsprechend rechnen wir auch nicht mit einer substanziellen Reduktion der seit Jahresanfang verhängten US-Zölle in Höhe von 30 % auf chinesische Importe. Ein solches Zugeständnis würde dem erklärten Ziel der US-Regierung widersprechen, das Handelsdefizit mit China zu verringern. Zudem würden die USA mit einem solchen Schritt die Beziehungen zu anderen asiatischen Handelspartnern untergraben, die als Folge dessen einem ähnlichen Zollniveau wie China unterliegen würden. Unabhängig davon ist die Einigung zwischen den USA und China aber ein positiver Schritt. Die Entschärfung der (handels-)politischen Spannungen sollte – zumindest kurzfristig – die Märkte stabilisieren und mehr Planungssicherheit für die kommenden Monate geben.
Von: Sandro Pannagl, Senior Strategy Research Analyst