19.09.2025

ZEW-Konjunkturerwartungen überraschen mit Anstieg

Kapitalmärkte Weekly | Entgegen den Prognosen der Analysten hat sich die Stimmung unter den Finanzmarktakteuren im September unerwartet aufgehellt.

Bauarbeiter auf einer Baustelle
Bauarbeiter auf einer Baustelle

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Konjunktur

Entgegen den Prognosen der Analysten hat sich die Stimmung unter den Finanzmarktakteuren im September unerwartet aufgehellt. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen stieg um 2,6 Punkte auf 37,3 Zähler und signalisiert damit zunehmenden Optimismus für die kommenden sechs Monate. Noch im August war der vielbeachtete Frühindikator unter dem Eindruck des Zollabkommens zwischen den USA und der EU deutlich zurückgefallen. Zwar trübte sich die Bewertung der aktuellen Lage leicht ein, und auch die Vorlaufindikationen für das kommende ifo-Geschäftsklima deuten per saldo auf eine verhaltene Grundtendenz hin. Doch der Anstieg des Erwartungssaldos nährt die Hoffnung, dass sich die Konjunktur im weiteren Jahresverlauf stabilisieren könnte. Damit bleiben die Erwartungen an schnelle Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank vorerst gebremst – der Markt rechnet weiterhin mit einer abwartenden Haltung der Währungshüter.

Zinsumfeld

Die US-Notenbank (Fed) hat – wie erwartet – den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Für Aufmerksamkeit sorgte der neue Fed-Governor Stephen Miran, zugleich Vorsitzender des Council of Economic Advisers im Weißen Haus, der für eine deutlichere Senkung um 0,5 % plädierte. Selbst die bislang als „taubenhaft“ geltenden Ratsmitglieder Christopher Waller und Michelle Bowman stellten sich hinter die vorsichtigere Linie der Mehrheit. Brisant ist der Schritt nicht nur wegen des politischen Drucks, sondern auch aufgrund der neuen Fed-Prognosen. So wurden die Wachstumserwartungen für 2025 und 2026 auf 1,6 % bzw. 1,8 % angehoben. Parallel dazu rechnet die Notenbank mit einer Arbeitslosenquote von bis zu 4,5 % im laufenden Jahr, während die Inflation wohl erst 2028 das Ziel von 2,0 % erreichen wird. Damit trifft eine robuste Konjunktur auf hartnäckige Preissteigerungen. Fed-Chef Jerome Powell betonte, der Arbeitsmarkt profitiere von der geänderten Migrationspolitik, während jüngste Preisschübe auf einmalige Zolleffekte zurückgingen. Da die Zinssenkung erwartet war, blieben die Marktreaktionen verhalten.

Nach dem Rücksetzer im August kletterte der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen nun wieder etwas nach oben.

37.3

ZEW-Index

Aktienmärkte

Dass die US-Notenbank ihren Zinssenkungspfad nach einer längeren Pause wiederaufnimmt ist historisch nahezu einmalig. Lediglich im Rahmen der Corona-Pandemie war dies schon einmal zu beobachten. Damals war jedoch der externe Schock der weltweiten Lockdowns hierfür ursächlich. In den 1970er- und 80er-Jahren wurde ein früherer Zinssenkungskurs zwar mehrmalig wiederaufgenommen. Zuvor hatte die Fed ihren Leitzins allerdings jeweils erhöht, nur um kurze Zeit später die Kehrtwende einzuleiten. Grund für diesen Zickzackkurs waren stagflationäre Tendenzen. Solche existieren derzeit zwar nicht. Allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass Trumps Zollpolitik hierzu führen könnte, weshalb ein solches Risikoszenario zumindest bedacht werden sollte. In diesem Umfeld erlitten US-Aktionäre damals einen realen Kursverlust, welcher durch die vereinnahmten Dividenden lediglich abgeschwächt wurde. Mit dem sinkenden realen BIP-Wachstum gingen zudem niedrigere KGVs einher. Stattdessen glänzte Gold.

Rohstoffe

Die Kupferpreise an der LME zeigen weiterhin Stärke: Seit April im Aufwärtstrend übersprang der Kurs letzte Woche erstmals seit März wieder die Marke von 10.000 USD/mt. Angedrohte US-Importzölle auf alle Arten von Kupfer sorgten in der ersten Jahreshälfte für einen Nachfrageboom. Doch selbst nach Trumps überraschender Entscheidung, Zölle nur auf Halbfertigprodukte zu erheben, konnten sich die Preise halten. Eine robuste Nachfrage, u. a. aus Chinas Automobilsektor, sowie Hoffnungen auf eine schnelle Zinswende in den USA wirkten bisher stützend. Zugleich rücken vermehrt Angebotsrisiken (u. a. in Chile und Indonesien) in den Vordergrund. Vorerst dürfte die Rally aber eine Pause einlegen. Rekordlagerbestände in den USA, eine sinkende globale Wachstumsdynamik sowie regionale und geopolitische Risiken werden die Herbst- und Wintermonate bestimmen. Längerfristig bleiben wir jedoch weiterhin optimistisch. Mehr Infos dazu sowie zu anderen wichtigen Rohstoffen, finden Sie in unserer gestern erschienen Ausgabe Commodities Quarterly Q3 2025.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben sollten ab 2026 Nachfrageschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Abstand zwischen dem US-Leitzins und dem EZB-Leitzins sollte im weiteren Verlauf des Jahres zunehmen, im Jahr 2026 dürfte aber eine Einengung erfolgen.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr Rücksetzer bringen.
  • Gold bleibt im Aufwärtstrend. ETC-Käufe, US-Zinssenkungen und solide Nachfrage nach Münzen und Barren stützen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-September. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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