12.12.2025

Die Fed lockert zum dritten Mal die Zinsschraube

Kapitalmärkte Weekly | Konjunktur, Zinsumfeld , Aktienmärkte und Devisen in dieser Woche.

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Konjunktur

Finanzmarktfachleute äußerten sich Anfang Dezember für die Konjunktur Deutschlands abermals mehrheitlich skeptischer und signalisierten damit, dass die Erwartungen an die kurzfristige wirtschaftliche Entwicklung weiter nachlassen. Der sentix-Konjunkturindex, ein wichtiger Frühindikator, kam um 2,3 Punkte auf nun 22,7 Zähler zurück. Mit -41,8 Punkten ist die Lagebewertung zudem wieder so schlecht wie zuletzt im Februar 2025, was die anhaltend schwache Grunddynamik der deutschen Wirtschaft unterstreicht. Auch für Österreich sank der Indikatortiefer in den negativen Bereich. Für das Eurogebiet und Osteuropa stieg der Index zwar leicht, bewegt sich jedoch weiterhin unter der Nulllinie, die historisch betrachtet eine unterdurchschnittliche Konjunkturentwicklung signalisiert. Im positiven Bereich legte der sentix-Konjunkturindex für Asien ohne Japan, die USA, Lateinamerika und die Welt insgesamt zu. Dagegen tendierte er für Japan abwärts.

Zinsumfeld

Die US-Notenbank hat ihre Geldpolitik der überwiegenden Erwartung gemäß zum dritten Mal in Folge gelockert. Die Währungshüter waren mehrheitlich der Auffassung, dass eine fortgesetzte Eintrübung am US-Arbeitsmarkt eine weitere schrittweise Annäherung an ein neutrales Leitzinsniveau erfordert. Ungeachtet des erneuten Zinssenkungsschritts in den USA standen die Kurse an den großen Staatsanleihemärkten beiderseits des Atlantiks in den vergangenen Tagen über weite Strecken unter Abwärtsdruck. Der rentennegative Auftakt in den Dezember zieht mithin weitere Kreise. Die Rendite 10-jähriger US-Staatstitel zog zeitweilig erstmals seit rund drei Monaten auf ein Niveau von 4,20 % an. Im ultra-langen Laufzeitbereich, also um die 30 Jahre, rückten die Staatsanleiherenditen auf globaler Ebene sogar auf ein neues Jahreshoch vor. Ein relativ kontinuierlicher Renditeanstieg hat in diesem Laufzeitsegment dazu geführt, dass Kursverluste die laufende Verzinsung dieser Anleihen in etwa aufgezehrt haben. Höhere Renditen offerierten die Ultra-Langläufer zuletzt vor der Finanzkrise im Jahr 2008.

Aktienmärkte

n Sachen Geldpolitik denken die Anleger wohl schon an morgen. Mit dem Wechsel an der Fed-Spitze im Mai sind Sorgen um deren Unabhängigkeit verbunden. Dies könnte der Grund sein, warum die US-Renditen am langen Ende trotz der dritten Leitzinssenkung in Folge wieder steigen. Gewinnen langlaufende Staatsanleihen an Attraktivität, geht dies zu Lasten der hoch bewerteten Aktien. Schon jetzt deckt die US-Risikoprämie nur noch einen Bruchteil ihrer höheren Risiken ab. Die Anleger blenden dies gerne aus, solange sie an die Fortsetzung der KI-Story glauben. Diese hat aber Kratzer bekommen. Wegen der immensen Investitionen in KI-Infrastruktur stagniert der Free Cash Flow der „Hyperscaler“, und verlängerte Abschreibungszyklen rechnen ihre Gewinne schön. Auch die Monopolrenditen der KI-Halbleiterunternehmen könnten alsbald unter Druck kommen, und schließlich blähen zirkuläre Geschäfte die Bilanzen auf. Die mit dem KI-Boom verbundenen Risiken sind also deutlich gewachsen

Aufgrund des sinkenden US-Zinsvorteils erwarten wir per Ende 2026 einen Dollar-Abwertung auf 1,22 USD je EUR.

1.22 USD

je EUR

Devisen

Die Renditedifferenz ist seit jeher ein wesentlicher Einflussfaktor für das Wechselkursverhältnis zwischen dem Euro und dem US-Dollar. Zwar hatte der „Liberation Day“ Anfang April 2025, an dem die USA Zollerhöhungen gegenüber nahezu allen Handelspartnern verkündeten, diesen Zusammenhang vorübergehend gestört. Aber seit geraumer Zeit ist die Renditedifferenz wieder der dominante Treiber des Wechselkurses. Sie steht im Fokus unserer Prognose. Während die Zinssenkungsphase der EZB ein Ende gefunden haben sollte, senkte die Fed ihren Leitzins jüngst weiter. In der Vergangenheit gab es zwar hin und wieder längere Phasen, in denen sich der Euro-Dollar-Kurs recht unabhängig von der Renditedifferenz entwickelte. Ein Beispiel ist der Vorstoß von Angela Merkel und Emmanuel Macron für einen „Wiederaufbaufonds“ im Jahr 2020, der die Folgen der Coronapandemie abfedern sollte und den Euro über viele Monate aufwerten ließ. Ein vergleichbarer Einflussfaktor zeichnet sich aktuell aber nicht ab, weshalb wir unsere US-Dollar-Prognose eng an der Renditedifferenz orientieren. Entsprechend erwarten wir bis Ende 2026 eine Abwertung auf einen Wechselkurs von 1,22 US-Dollar je Euro.

Von: Henning Oligmüller, CIIA Investmentanalyst

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: 2025 abgehakt. Aussicht auf leichtes Wachstum 2026, Risiken steigen durch Reformstau.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben werden ab 2026 für Nachfrageplus sorgen.
  • Inflation knapp über 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.
Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, zwei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.
Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • US-Handels- und Zollpolitik bremst die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert Optimismus, vor allem dank KI-Hausse.
  • Investitionspakete und Konjunkturhoffnungen stützen Europas Börsen.
  • Nachdem die schwierigen Börsenmonate überstanden sind, dürfte bis zum Jahresende nun wenig anbrennen
Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.
Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.
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