28.11.2025
Risikofreude an den Märkten nimmt wieder zu
Kapitalmärkte Weekly | Die Risikostimmung der Finanzmarktakteure dreht dieser Tage im Wochenrhythmus.
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Konjunktur
Die Stimmung in den deutschen Unternehmen verschlechterte sich im November gegenüber Oktober. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank um 0,3 auf 88,1 Zähler. Die Geschäftserwartungen trübten sich deutlich um 1,0 auf 90,6 Punkte ein, die Lageeinschätzung verbesserte sich dagegen leicht um 0,3 Zähler. Im laufenden Jahr war der Indikator bisher lediglich im August zurückgekommen und hatte in den anderen Monaten zugelegt oder sich seitwärts entwickelt. Die Werte kamen in allen Wirtschaftsbereichen zurück. Nur im Dienstleistungssektor gingen sie im November leicht nach oben (+0,5 Punkte, nach +3,0 Punkten im Oktober), wo die bessere Lagebeurteilung die niedrigeren Erwartungen überkompensierte. Dagegen zeigten sich das verarbeitende Gewerbe, der Handel und der Bau pessimistischer, hier kamen die Gesamtindikatoren und die Erwartungen nach unten. Für 2026 erwarten wir aufgrund der staatlichen Neuinvestitionen einen BIP-Anstieg in Höhe von 0,8 %.
Zinsumfeld
Die Risikostimmung der Finanzmarktakteure dreht dieser Tage im Wochenrhythmus. In den vergangenen Tagen standen die Zeichen wieder auf „Risk on“, denn die Anleger stellten ihre vorherig gehegten Sorgen bezüglich der Kursrisiken im KI-Sektor offenbar einstweilen zurück. „Dovishe“ Äußerungen aus der Führungsriege der US-Notenbank dürften einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben, die Stimmung am Markt zu heben. Der Vizechef des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC), John Williams, sieht demnach Spielraum für eine weitere Zinssenkung „in naher Zukunft“. Diese Einlassung hat die Spekulationen derMarktteilnehmer auf einen geldpolitischen Lockerungsschritt im Dezember wieder angeheizt und den leicht „hawkishen“ Eindruck des Fed- Protokolls zur Oktober-Sitzung aus den Köpfen verdrängt. Laut den Terminsätzen am USD-Geldmarkt ist ein 25-Bp-Zinsschritt auf der Fed- Sitzung am 10. Dezember nunmehr zu rund 80 % eingepreist. Die 10-jährige US-Benchmarkrendite rutschte im Zuge dessen erstmals seit rund vier Wochen wieder bis zur 4 %-Marke ab.
Wertentwicklung verbuchte der S&P 500 auf Wochensicht. Der Deutsche Leitindex lag mit +2,1 % leicht darunter.
Aktienmärkte
Wenig Umsatz an den Börsen, viel Umsatz im Einzelhandel: Es wird spannend zu sehen sein, wie es tatsächlich um das Konsumverhalten rund um den Black Friday bestellt ist. Und ob auf die zwar freundliche, aber umsatzarme Handelswoche eine Jahresendrally folgt, ist fraglich. Der Rückenwind von der Zinsseite dürfte wieder abflauen; eine US-Leitzinssenkung im Dezember weitgehend eingepreist sein. Der Blick richtet sich auf 2026: Weitere Zinsschritte der Fed dürften den Dollar schwächen, was wiederum die ohnehin teuren US-Aktien aus Sicht des hiesigen Anlegers noch unattraktiver macht. Trotz aller Rückschlagsrisiken gehören aber auch US-Titel weiterhin in die Depots. Dies hat etwa die Aktie der Google-Mutter Alphabet zuletzt eindrucksvoll bewiesen. Auch in Europa gibt es mit Blick auf 2026 interessante Anlagemöglichkeiten. Unsere Favoritensektoren Banken, Finanzdienstleister, Gesundheit, Industrie, Telekom und Versorger sehen einen gesunden Mix offensiver und defensiver Branchen vor.
Rohstoffe
Der Ölmarkt blieb diese Woche unruhig. Nachdem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj signalisiert hatte, er sei bereit, den von den USA unterstützten Friedensplan voranzutreiben, erreichte ein Fass der Sorte Brent ein Fünf-Wochen-Tief. Dies könnte den Weg für eine Lockerung der Sanktionen gegen russische Ölfirmen ebnen. Äußerungen von US-Präsident Donald Trump untermauerten dies. Der Russland- Ukraine-Krieg wirkt aber weiterhin als Volatilitätstreiber. Nachdem bei nächtlichen Drohnenangriffen zu Beginn der Woche das russische Schwarzmeerterminal bei Noworossijsk beschädigt wurde, setzte das Caspian Pipeline Consortium (CPC) die Ölverladungen aus. Der Stopp war jedoch nur vorübergehend, da die Anlage weitgehend intakt blieb. Dennoch wurden die November-Exporte von etwa 1,55 auf rund 1,45 Mio. Barrel pro Tag gesenkt. Die CPC-Pipeline ist eine der wichtigsten Exportrouten für kasachisches Rohöl zu den Weltmärkten, wovon das meiste nach Europa und Asien geliefert wird. Aufgrund neuer Angriffe und schlechten Wetters könnte es zu weiteren Preisschwankungen
Von: Henning Oligmüller, CIIA Investmentanalyst
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