05.09.2025

Hohe Förderung drückt Ölpreise

Kapitalmärkte Weekly | Allein im 2. Halbjahr 2025 dürfte der Angebotsüberschuss am Ölmarkt mehr als 2 mbpd betragen.

Fässer mit Öl
Fässer mit Öl

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Konjunktur

Die Konjunktur der Eurozone hat im August kaum an Tempo gewonnen. Der kumulierte Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft, der Industrie und Dienstleistungen einbezieht, stieg nach Angaben von S&P Global in der zweiten Veröffentlichung auf 51,0 Punkte, nach 50,9 im Juli. Die zunächst gemeldeten 51,5 Zähler bestätigten sich damit nicht, obwohl Volkswirte genau dies erwartet hatten. Werte über 50 gelten als Zeichen für Wachstum, darunter wird eine Schrumpfung angezeigt. Belastet wurde das Bild vor allem vom Dienstleistungssektor: Der Teilindex sank von 51,0 auf 50,5 Punkte. Der vorläufige Rückgang auf 50,7 war bereits als Signal der Abkühlung gewertet worden. Beobachter machen insbesondere die politischen Krisen in Frankreich und Spanien für die schwächere Dynamik verantwortlich, da Unsicherheit die Investitionsund Konsumbereitschaft hemmt. Insgesamt bleibt die Erholung der Eurozone derzeit weiter fragil.

Zinsumfeld

Der Preisdruck im Euroraum hat im August leicht zugenommen. Eurostat meldete eine Inflationsrate von 2,1 % nach 2,0 % im Vormonat. Ökonomen hatten mit 2,0 % gerechnet. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von 2 % an. Die Kerninflation – ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak – stagnierte bei 2,3 %, erwartet worden war ein Rückgang auf 2,2 %. Damit bleibt sie als zentraler Indikator für den Inflationstrend stabil. Im Monatsvergleich legten die Verbraucherpreise um 0,2 % zu, die Kernrate um 0,3 %. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Lockerung auf der anstehenden Zinssitzung der EZB in der kommenden Woche unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung bis zum Jahresende ist auf Basis der Markterwartungen auf rund 30 % gesunken. Auch EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel sprach sich zuletzt gegen weitere Senkungen aus. Präsidentin Christine Lagarde dürfte in der Pressekonferenz erneut die Datenabhängigkeit der EZB. betonen. In einem Rundfunkinterview hatte sie sich bereits besorgt über die politische Instabilität in Frankreich geäußert, aber die Stabilität der französischen Banken bekräftigt.

Zwei Wechsel gibt es im DAX: Zum 22.09. ersetzen Scout24 und GEA die Vorzugsaktien von Porsche und Sartorius.

Zwei

Wechsel gibt es im DAX

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte haben den typischerweise schwierigen August weitgehend ohne Blessuren überstanden. Mit September hat nun der zweite, unter Rendite/Risiko-Aspekten sogar noch problematischer einzustufende Börsenmonat begonnen. Zum Auftakt gab es sogleich einen Schuss vor den Bug. Zweifel an der Schuldentragfähigkeit so mancher Länder ließen die Anleiherenditen sowie den Goldpreis deutlich steigen und brachten den Börsen einen Rücksetzer. Der Spuk währte aber nur kurz. Weil die Anleger nach der langen Zinspause mit einem Senkungsschritt der US-Notenbank Fed rechnen, schloss der S&P 500 gestern sogar auf einem neuen Allzeithoch. Aber Obacht: Die Bewertungen sind hoch. Verglichen mit ultra-langlaufenden US-Staatsanleihen fällt die Aktienrisikoprämie sogar negativ aus. Die Investoren könnten daher mehr und mehr darüber nachdenken, ob sich in dieser Konstellation die Übernahme von Aktienrisiken noch lohnt. Puffer für Enttäuschungen bleibt daher nicht.

Rohstoffe

Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran hatte den Ölpreis im Juni noch bis auf fast 80 USD getrieben. Nachdem sich die politische Lage im Nahen Osten mittlerweile jedoch beruhigt hat, stehen die Zeichen am Ölmarkt aus mehreren Gründen wieder auf Baisse. So wird die Weltwirtschaft im laufenden Jahr wohl nur um 2,7 % wachsen und damit für die niedrigste Zunahme der Ölnachfrage (mit Ausnahme des Covid-Jahres 2020) seit 2009 sorgen. Trotz der schleppenden Nachfrage lockert die OPEC+ weiter die Förderbremsen. Für September wurde eine weitere Erhöhung der Förderquoten um 0,55 Mio. Barrel pro Tag (mbpd) avisiert. Von April bis September wurden die Quoten damit bereits um fast 2,5 mbpd erhöht. Es scheint so, als wäre dem Kartell der Gewinn von Marktanteilen wichtiger als das Preisniveau: Schlecht für die Ölexporteure – gut für die Verbraucher! Allein im zweiten Halbjahr 2025 dürfte der Angebotsüberschuss am Ölmarkt mehr als 2 mbpd betragen. Und das bedeutet: Der Preis wird vermutlich noch weiter fallen. Bis Mitte 2026 rechnen wir mit einem Niveau von 60 USD bei Brent.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben sollten ab 2026 Nachfrageschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Eine Leitzinssenkung im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,25 % erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Kapitalmärkte erwarten deutliche Zinssenkungen in den USA.
  • Regierungskrise in Frankreich belastet den Euro.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr für Rücksetzer sorgen.
  • Gold bleibt im Aufwärtstrend. ETC-Käufe, US-Zinssenkungen und solide Nachfrage nach Münzen und Barren stützen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-September. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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