22.08.2025

Märkte auf Richtungssuche

Kapitalmärkte Weekly | Die Finanzmarktteilnehmer haben das Highlight-Ereignis der laufenden Woche fest im Blick: Die Rede des Fed-Chef Powell.

Federal Reserve Building in Washington DC USA
Federal Reserve Building in Washington DC USA

Immer aktuell informiert: Kapitalmärkte Weekly

Konjunktur

Der HCOB-Einkaufsmanagerindex für die deutsche Privatwirtschaft stieg im Juli leicht um 0,3 auf 50,9 Punkte und erreichte damit ein Fünf monatshoch. Damit liegt der Indikator weiterhin knapp über der Marke von 50 Punkten, die den rezessiven vom expansiven Bereich trennt. Der positive Trend ist auf das verarbeitende Gewerbe zurückzuführen, hier gewann der entsprechende Einkaufsmanagerindex (PMI) 0,8 auf 49,9 Punkte. Der PMI für den Dienstleistungssektor sank dagegen leicht um 0,5 auf 50,1 Punkte. Für den Euroraum fiel die Entwicklung ähnlich aus. Der Gesamtindikator legte um 0,2 auf 50,9 Punkte zu. Der PMI für die Industrie erreichte mit einem Plus um 0,7 auf 50,5 Punkte sogar den Wachstumsbereich. Der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen sank dagegen um 0,3 auf 50,7 Zähler. Die Einkaufsmanager der Indus trie scheinen das angekündigte Handelsabkommen zwischen den USA und der EU günstiger zu beurteilen als die Finanzmarktfachleute.

Zinsumfeld

Die Finanzmarktteilnehmer haben das Highlight-Ereignis der laufenden Woche fest im Blick und trauen sich offenbar nicht so recht aus der Deckung, bevor Fed-Chef Powell am heutigen Freitag (16 Uhr MESZ) seine mit Spannung erwartete Rede in Jackson Hole hält. Das alljährliche Notenbankertreffen ist Jerome Powells letzter Auftritt in diesem Rahmen. Die Debatte über seine Nachfolge, turnusgemäß im Mai 2026, läuft bereits seit einiger Zeit auf Hochtouren. Im Zuge dessen lässt Präsident Trump keine Gelegenheit aus, die Notenbanker in raubeiniger Manier unter Druck zu setzen, damit sie die von ihm gewünschten Zinssenkungen liefern. So solle Lisa Cook, von Joe Biden nominiertes Mitglied im Fed-Direktorium, nach Meinung des Präsidenten sofort ihren Posten freimachen, weil sie bei Hypothekenanträgen betrogen habe. Die Investorengemeinde, welche sich offenbar an Trumps regelmäßige Attacken bereits gewöhnt hat, reagierte nur kurzzeitig mit leichter Verunsicherung auf seinen neuerlichen Beeinflussungsversuch. Sollte letzterer erfolgreich sein, könnte der Präsident früher als gedacht einen weiteren Posten im Fed-Direktorium mit einem Loyalisten besetzen.

Aktienmärkte

Der DAX schwankte im bisherigen Wochenverlauf so wenig wie noch nie in diesem Jahr – gerade mal 1,1 % umfasste die Schwankungsbreite. Dabei mangelt es an Einflussfaktoren nicht. Die Anleger sind entweder gelassener geworden oder warten auf die wirklich marktbewegenden Nachrichten. Hier könnte bereits heute Nachmittag Jerome Powell für Bewegung sorgen. Das jährliche Notenbanker-Stelldichein im malerischen Städtchen Jackson Hole war in der Vergangenheit schon manchmal für Überraschungen gut. Ebenso bedeutend für den weiteren Fortgang der Aktienmarkthausse dürfte die Lage der IT-Konzerne sein: Hier säten Sam Altman von OpenAI und eine MIT-Studie zuletzt Zweifel an der Nachhaltigkeit vieler KI-Geschäftsmodelle. Das rentabelste Business im KI-Kosmos hat derzeit Nvidia. Gründer und CEO Huang wird am Mittwoch bei der Zahlenvorlage diese Zweifel entweder zerstreuen – oder einem unruhigen Spätsommer den Weg bereiten. Die hohen Bewertungen bieten nur wenig Puffer für Enttäuschungen.

Fünfundneunzig Prozent der im S&P 500 Technology Index enthaltenen Unternehmen haben besser als erwartete Q2-Zahlen berichtet.

95

Prozent

Rohstoffe

Angesichts der Verhandlungen zur Beendigung des Russland-Ukraine-Krieges setzen einige Marktteilnehmer derzeit auf eine Lockerung der Sanktionen gegen russische Exporte. Dies betrifft aktuell wohl auch Erdgas. Auch wenn es derzeit unwahrscheinlich erscheint, dass in naher Zukunft tatsächlich wieder russisches Erdgas in Richtung Westeuropa fließen wird, gibt der Erdgaspreis vor dem Hintergrund geopolitischer Entspannungen nach. Erdgas zur Lieferung in einem Monat notierte an der niederländischen Terminbörse TTF bei etwa 31 Euro je Megawattstunde – und somit auf dem tiefsten Niveau seit dem Frühjahr 2024. Auf dem aktuellen Preisniveau dürften weitere signifikante Preisrückgänge unwahrscheinlich sein. Zum einen haben sich erst kürzlich die EU-Staaten darauf geeinigt, die Importe aus Russland bis Ende 2027 komplett einzustellen. Primär beziehen sie das Erdgas via Pipeline aus Norwegen oder in verflüssigter Form (LNG) aus den USA. Zum anderen sollen perspektivisch die LNG-Importe aus den USA ausgeweitet werden. Außerdem sind die deutschen Gasspeicher mit aktuell 67 % weit weniger gefüllt als vor Jahresfrist.

Von: Henning Oligmüller, CIIA, Investmentanalyst

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,1 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben könnten 2026 einen Wachstumsschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Unveränderte Leitzinsen im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,50 % erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um je 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Abstand zwischen US-Leitzins und EZB-Leitzins sollte sich zunächst noch ausweiten.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr für Rücksetzer sorgen.
  • Gold erreichte Allzeithoch im April. Annäherung im Zollstreit USA/China führt zuletzt aber zu niedrigeren Notierungen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-Augst. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte für fallende Preise sorgen.

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