17.10.2025

Konjunktursorgen drücken die Inflationserwartungen

Kapitalmärkte Weekly | Der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen fiel im Oktober uneinheitlich aus.

Zug mit Containern rollt am Bahnhof vorbei
Zug mit Containern rollt am Bahnhof vorbei

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Konjunktur

Der ZEW-Index für die Konjunkturerwartungen fiel im Oktober uneinheitlich aus. Er ging für Deutschland leicht um 2,0 auf 39,3 Punkte nach oben. Zusammen mit dem Plus im September um 2,8 Zähler konnte damit aber der deutliche Einbruch von September nicht ausgeglichen werden. Für das Eurogebiet sanken die aktuellen Konjunkturerwartungen dagegen um 3,4 auf 22,7 Zähler. Dies dürfte insbesondere auf die Regierungskrise in Frankreich zurückzuführen sein. Immerhin blieb der Indikator damit im positiven Bereich. Im Zuge der US-Zollankündigungen im April war der Saldo unter die Nulllinie abgestürzt. Die Lageeinschätzung trübte sich für beide Regionen ein, für Deutschland etwas stärker als für den Euroraum und überdies auf einem niedrigeren Niveau. Wie bereits der sentix-Index in der vergangenen Woche, zeigten sich die Finanzmarktfachleute auch beim ZEW-Indikator zumindest für Deutschland etwas zuversichtlicher als zuvor.

Zinsumfeld

Die langfristigen Inflationserwartungen am EUR-Zinsmarkt schwächten sich jüngst weiter ab und erreichten ein Viermonatstief. Erklären lässt sich dies durch eine Zunahme globaler Konjunktursorgen unter den Marktakteuren. Die neuerlichen Zolldrohungen von US-Präsident Trump gegen China rufen in Erinnerung, dass der Handelskonflikt nicht gelöst, sondern nur auf Eis gelegt war. Ein merklicher Rücksetzer bei den Rohölpreisen in den vergangenen Tagen zeigt einen möglichen Kanal, über welchen eine Eskalation im Handelskonflikt Abwärtsdruck auf die Inflation ausüben könnte. Eine verstärkte Umlenkung billiger chinesischer Exportwaren nach Europa kommt als weiterer Kanal in Frage. Die tatsächliche Inflationsentwicklung dürfte sich dagegen aus heutiger Sicht für den Rest dieses Jahres kaum verändern. Die Headline-Rate könnte im laufenden Monat zunächst seitwärts tendieren, bevor sie um die Jahreswende wegen negativer Basiseffekte nach unten rutscht. Zum Start des kommenden Jahres besteht dann die Aussicht auf ein Erreichen der 2%-Marke, die für die EZB das Maß aller Dinge darstellt.

Der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord. Im Fahrwasser des Goldes erreichte Silber einen neuen Höchststand von 54 USD pro Feinunze.

4335 USD

je Unze

Aktienmärkte

China zeigte sich im Handelskrieg mit den USA lange Zeit besonnen. Die jüngsten Ankündigungen Pekings zu Seltenerdmetallen müssen nun jedoch als Frontalangriff gegenüber den USA und anderen Industrienationen gewertet werden. Weil China über die mit Abstand größten Reserven an Seltenen Erden und zudem über ein Quasi-Monopol bei deren Weiterverarbeitung verfügt – und diese in nahezu allen Zukunftsindustrien unabdingbar sind – hat Peking alle Trümpfe in der Hand. Trump reagierte hierauf mit der Ankündigung von zusätzlichen Strafzöllen in Höhe von 100 %, machte kurze Zeit später aber einen Rückzieher. Dies beruhigte die Märkte zwar. Im Unterschied zu früher ging der sogenannte „TACO-Trade“ jedoch nur bedingt auf. Die Anleger trauen dem Braten nicht. Trump muss schließlich reagieren, sonst würde er sein Gesicht verlieren. In dieser Gemengelage scheint geradezu irrational, dass US-Aktien in der Breite inzwischen sogar weit teurer sind als im Vorfeld der platzenden Dotcom-Bubble im Jahr 2000.

Rohstoffe

Mit dem IMP-Index misst das Institut der deutschen Wirtschaft das Preisniveau der wichtigsten Importmetalle in Euro. Im September stieg der Index zum Vormonat kräftig um 4,5 % auf 594,5 Punkte. Bei unverändertem US-Dollar hätte er sogar noch um einen Prozentpunkt stärker zugelegt. Für europäische Metalleinkäufer lag das Preisniveau damit nur noch 2 % unter seinem bisherigen Höchststand. Diesen hatte der IMPIndex im April 2022 mit 606,9 Punkten erreicht. Ohne die USD-Abwertung seit Jahresanfang würde der Index sogar 11 % darüber notieren. Der September-Wert war der vierthöchste, den der IMP-Index bisher überhaupt erreicht hat. Seinen zwischenzeitlichen Tiefstand von 482,2 Zählern im August 2023 übertraf er zuletzt um 23 %. Für das deutliche Plus im vergangenen Monat war die Verteuerung mehrerer Metalle verantwortlich. Gold und Silber erreichten Allzeithochs (siehe Kasten). Auch Kupfer lag nach einem Anstieg um 3,2 % im September nur noch rund 2 % unter seinem Rekordwert. Die Indexschwergewichte Aluminium und Eisenerz legten um 2,2 % bzw. 3,5 % zu.

Von: Henning Oligmüller, CIIA Investmentanalyst

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben werden ab 2026 für Nachfrageplus sorgen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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