26.09.2025

ifo-Umfrage zeichnet ein ernüchterndes Bild

Kapitalmärkte Weekly | Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September spürbar eingetrübt.

Zinskurve mit mit einem Kugelschreiber überprüft
Zinskurve mit mit einem Kugelschreiber überprüft

Immer aktuell informiert: Kapitalmärkte Weekly

Konjunktur

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im September spürbar eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der im August noch überraschend gestiegen war, ist entgegen den Erwartungen deutlich gefallen. Sowohl die aktuelle Lagebewertung der Unternehmen als auch ihre Geschäftserwartungen gaben nach. Damit steht der Rückgang im Kontrast zu den zuvor veröffentlichten Frühindikatoren: Sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen als auch die Einkaufsmanagerindizes für September deuteten auf eine gewisse Erholung hin. Doch die Umfrageergebnisse des ifo-Instituts machen deutlich, dass die Aufwärtstendenz der vergangenen Monate fragil bleibt. Vieles spricht dafür, dass die deutsche Wirtschaft bis zum Jahresende kaum aus der Nähe der Stagnation herauskommt. Damit steigt der Druck auf Politik und Notenbank, die Rahmenbedingungen für Wachstum und Investitionen zu verbessern.

Zinsumfeld

EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel gibt sich zuversichtlich: Die Inflation liegt mit 2 % exakt am Zielwert der Europäischen Zentralbank. Auf einer Konferenz in Frankfurt sprach er von einem „stabilen Ausblick“ – auch über den mittleren Zeithorizont hinaus. Die Prognosen des EZB-Stabs stützen diese Sicht: Für 2025 wird eine Teuerungsrate von 2,1 % erwartet, 2026 von 1,7 % und 2027 von 1,9 %. Doch die Debatte im Rat zeigt, wie unsicher die Lage bleibt. Während Isabel Schnabel auf Aufwärtsrisiken verweist, sieht Luis de Guindos die Risiken als ausgewogen. Dass das Gremium keine gemeinsame Bewertung abgibt, verweist auf unterschiedliche Einschätzungen, wie belastbar die Stabilität tatsächlich ist. Für die Märkte bedeutet das: Eine endgültige Entwarnung ist verfrüht, die Inflationsfrage bleibt trotz des Zwischenstopps bei 2 % ein Unsicherheitsfaktor. Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen legte im Wochenverlauf zu. In der Spitze wurde knapp die Marke um 2,78 % erreicht.

Die (OECD) korrigierte ihre Wachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2025 um 0,1 Prozentpunkte auf 0,3% nach unten.

0.3

OECD Wachstumsprognose für Deutschland

Aktienmärkte

Er hat es wieder getan: Trump erhöht die Zölle für „Drugs and Trucks“ sowie „Küche und Bad“. Zwischen 50 % und 100 % werden auf Importe dieser Produkte aufgeschlagen. Dies wird die durchschnittlichen Zollsätze von derzeit 17,4 % noch weiter erhöhen. Bisher schlägt sich die US-Konjunktur dennoch nach wie vor gut, wie die jüngsten Daten von dieser Woche zeigten. Die Aktienmärkte reagierten auf die guten Daten allerdings verschnupft, weil sinkende Leitzinsen damit weniger wahrscheinlich werden. Schon zuvor hatte Powell die Zinssorgen der Marktteilnehmer geschürt. Bei dieser Gelegenheit thematisierte er auch die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten. Damit blieb er rhetorisch deutlich mäßiger als Alan Greenspan, der 1996 von „irrational exuberance“ sprach. Bekanntlich lief die Hausse damals noch einige Jahre weiter. Der entscheidende Unterschied zu damals: Heute ist der S&P 500 mit einem KGV von fast 23 bewertet, damals war es nur ein Gewinn-Vielfaches von 16.

Rohstoffe

Der Goldpreis hat im September mit fast 3.800 USD einen neuen Rekord aufgestellt. Der jüngste Aufschwung ist vor allem auf die Fed zurückzuführen. Nachdem die US-Notenbank die Türe für Zinssenkungen bereits Ende August weit geöffnet hatte, war der seit April anhaltende Seitwärtstrend Geschichte. Der schnelle Anstieg bei Gold ließ mittlerweile doch einige Warnlampen angehen, die für eine Überhitzung des Marktes sprechen, wie z.B. ein Relativer-Stärke-Indikator auf Rekordniveau. Daneben bleibt die Schmucknachfrage schwach und auch die Notenbanken halten sich mit Goldkäufen zurück. Allerdings sinken die Opportunitätskosten der Goldhaltung mit niedrigeren Zinsen in den USA. Daneben dürfte der US-Dollar in den nächsten 15 Monaten noch weiter abwerten. Last but not least sind die Gold-ETCs in Kauflaune. Sie haben ihre Bestände in diesem Jahr bereits um 350 Tonnen aufgestockt und damit die Nachfrageschwäche bei Schmuck und Notenbanken überkompensiert. Wir gehen davon aus, dass die Goldhausse weiter anhält und erhöhen unsere Prognose: Ende 2026 dürfte Gold bei 4.000 USD pro Feinunze notieren.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben sollten ab 2026 Nachfrageschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Abstand zwischen dem US-Leitzins und dem EZB-Leitzins sollte im weiteren Verlauf des Jahres zunehmen, im Jahr 2026 dürfte aber eine Einengung erfolgen.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr Rücksetzer bringen.
  • Gold bleibt im Aufwärtstrend. ETC-Käufe, US-Zinssenkungen und solide Nachfrage nach Münzen und Barren stützen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-Oktober. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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