14.11.2025

Stimmungseintrübung dämpft Konjunkturhoffnung

Kapitalmärkte Weekly | Die jüngste Erhebung des ZEW-Instituts zeigt: Die Stimmung unter Finanzanalysten hat sich im November überraschend verschlechtert.

Automobilherstellung in der Fabrik
Automobilherstellung in der Fabrik

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Konjunktur

Die jüngste Erhebung des ZEW-Instituts zeigt: Die Stimmung unter Finanzanalysten hat sich im November überraschend verschlechtert. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen sank leicht auf 38,5 Punkte, obwohl Volkswirte mit einem Anstieg auf 42,0 gerechnet hatten. Auch wenn die Lageeinschätzung marginal auf –78,7 Punkte zulegte, bleibt sie tief im negativen Bereich. Die am Montag veröffentlichte Sentix-Umfrage hatte bereits auf eine fragile wirtschaftliche Verfassung hingedeutet – der erneute Rückgang bestätigt diesen Trend. Trotz vereinzelter Lichtblicke bleibt die konjunkturelle Lage in Deutschland von Unsicherheit geprägt. Unternehmen berichten wieder häufiger von Materialengpässen und einem zunehmenden Wettbewerbsdruck. Das Vertrauen in eine baldige Erholung schwindet. Von den neuen ZEW-Zahlen dürfte die Europäische Zentralbank allerdings unbeeindruckt bleiben. Eine Zinssenkung zum Jahresende gilt weiterhin als unwahrscheinlich.

Zinsumfeld

Isabel Schnabel, Direktorin der EZB, stellte in London klar, dass die die Geldpolitik in der Währungsunion trotz der jüngsten Entspannung bei den Preisen nicht sorglos werden dürfe. Die Wirtschaft zeige erste Erholungsanzeichen, die Produktionslücke schließe sich, und zusätzliche fiskalische Impulse dürften die Aktivität weiter anheizen. Genau diese Mischung lässt die Inflationsrisiken leicht nach oben tendieren. Panik sei jedoch fehl am Platz, betonte Schnabel – ein abrupter Anstieg der Teuerung stehe nicht bevor. Dennoch werde der Trend fallender Inflationsraten in den kommenden Monaten kaum ungebrochen weiterlaufen. Besonders die nach wie vor kräftigen Preissteigerungen bei Lebensmitteln bleiben ein Problemfeld. Im Oktober sank die Inflation im Euroraum auf 2,1 % nach 2,2 %, damit nur knapp über der Zielmarke von 2 %. Die Entlastung bei Nahrungs- und Genussmitteln half, ändert aber nichts daran, dass der Preisdruck nicht vollständig verschwunden ist. Für die EZB-Sitzung im Dezember erwarten die Märkte daher eine stabile Zinspolitik ohne neue Signale.

49 % der bisher vorgelegten Quartalszahlen von DAX-Unternehmen übertrafen die Markterwartungen.

Aktienmärkte

Die Erholung nach dem schon zu Wochenbeginn absehbaren Ende des Shutdowns währte nur kurz: Eigentlich sollten die Akteure nun bald klarer sehen, nachdem die Statistikämter wieder vollumfänglich ihrer Arbeit nachgehen können. Doch so einfach ist es nicht: Es wird noch eine Weile dauern, bis sich der Datennebel lichtet. Ohnehin ist die US-Konjunktur sehr vom Faktor „KI“ abhängig: Ohne die massiven Investitionen in Rechenzentren läge die Investitionstätigkeit darnieder. Auch der Konsum wird vor allem von den Vermögenden getragen, die von den steigenden Aktienkursen profitieren. Jene erhielten zuletzt einen Dämpfer. So lange die dynamische Investitionstätigkeit der großen Hyperscaler rund um Meta, Google und Amazon weitergeht, sollte es bei diesem Dämpfer bleiben. Allerdings mahnen bereits einige Parallelen zur Dot-Com-Blase zur Vorsicht. Es gibt auch außerhalb der US-Megacaps attraktive Anlagemöglichkeiten, wie etwa die überwiegend positive DAX-Berichtssaison gezeigt hat.

Rohstoffe

Die Gaspreise zeigen sich zu Beginn der Heizperiode erstaunlich stabil – trotz sinkender Speicherstände und fortbestehender Unsicherheiten in der europäischen Versorgungslage. Der für das Preisniveau maßgebliche TTF-Terminkontrakt in Amsterdam notiert seit September konstant bei etwa 32 EUR je Megawattstunde (MWh) und hat sich in den vergangenen vier Wochen kaum bewegt. Dies überrascht, da die Nachfrage in den Wintermonaten traditionell steigt. Gleichzeitig sind die europäischen Speicher deutlich schwächer gefüllt als im Vorjahr: Aktuell liegt der Füllstand bei rund 83 %, zwölf Prozentpunkte unter dem Wert des vergangenen Jahres und rund neun Prozent unter dem saisonalen Durchschnitt. In Deutschland beträgt die Auslastung derzeit 75 %. Die EU-Staaten haben zudem beschlossen, ab 2027 kein russisches Flüssiggas (LNG) mehr zu importieren – eine Entscheidung mit langfristigen Folgen für die Energiesicherheit. Noch wirkt der Markt ruhig, doch angesichts der geopolitischen Risiken und der bevorstehenden Kältephase könnte diese Ruhe trügerisch sein.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: 2025 abgehakt. Aussicht auf leichtes Wachstum 2026, Risiken steigen durch Reformstau.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben werden ab 2026 für Nachfrageplus sorgen.
  • Inflation knapp über 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, zwei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nachdem die schwierigen Börsenmonate überstanden sind, dürfte bis zum Jahresende nun wenig anbrennen.

Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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