12.09.2025

Industrie überrascht mit Stärke – Exporte brechen ein

Kapitalmärkte Weekly | Deutsche Exporte leiden unter der schwächelnden Nachfrage aus den USA und China. Die Industrieproduktion zog überraschend deutlich an.

Containerschiff liegt im Hafen mit Kränen im Hintergrund
Containerschiff liegt im Hafen mit Kränen im Hintergrund

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Konjunktur

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich im Juli zweigeteilt: Während die Exporte unter der schwächelnden Nachfrage aus den USA und China litten, zog die Industrieproduktion überraschend deutlich an. Laut Statistischem Bundesamt sanken die Ausfuhren im Monatsvergleich um 0,6 % auf 130,2 Mrd. Euro, obwohl von Reuters befragte Ökonomen mit einem leichten Plus von 0,1 % gerechnet hatten. Damit setzt sich die Berg- und Talfahrt des Außenhandels fort. Hoffnungsschimmer liefern hingegen die neuesten Produktionsdaten: Im verarbeitenden Gewerbe stieg die Fertigung gegenüber Juni um 1,3 % und damit stärker als erwartet. Besonders der Maschinenbau, die Pharmaindustrie und die Autohersteller sorgten für den Auftrieb. Es war der erste Produktionsanstieg seit März – ein Signal, dass die heimische Industrie trotz globaler Unsicherheiten noch Widerstandskraft besitzt.

Zinsumfeld

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren geldpolitischen Kurs zum zweiten Mal in Folge unverändert belassen – eine Entscheidung, die kaum überraschte. Die Notenbanker hatten zuletzt mehrfach betont, dass die Geldpolitik derzeit angemessen justiert sei und eine abwartende Haltung die gebotene Strategie darstelle. Das Inflationsziel ist weitgehend erreicht, die Inflationserwartungen bleiben fest verankert, während die Konjunktur weiterhin von Unsicherheiten geprägt ist. Die neuen Projektionen des EZB-Stabs unterstreichen diesen Kurs: Für 2025 wird nun mit einer Teuerung von 2,1 % (zuvor 2,0 %) gerechnet, für 2026 mit 1,7 % (1,6 %) und für 2027 mit 1,9 % (2,0 %). Gleichzeitig wurden die Wachstumsprognosen leicht angehoben – 2025 auf 1,2 % (0,9 %), 2026 auf 1,0 % (1,1 %) und 2027 auf unveränderte 1,3 %. Klare Signale für weitere Zinssenkungen sendet die EZB nicht. Stattdessen betont sie, Entscheidungen künftig von Sitzung zu Sitzung abhängig von der Datenlage zu treffen. An den Märkten wird einer Zinssenkung bis Jahresende nur eine geringe Wahrscheinlichkeit eingeräumt – wir erwarten hingegen 2025 noch einen letzten Schritt nach unten.

75.000 Stellen schuf die US-Wirtschaft 2025 pro Monat. Die ursprünglichen Zahlen wurden nach unten revidiert.

75000

Stellen pro Monat 2025

Aktienmärkte

Die neuesten Daten zu US-Konjunktur und -Inflation lieferten der Notenbank eine Steilvorlage: Der Arbeitsmarkt ist, wie die jüngsten Revisionen zeigten, schon seit vorigem Jahr angeschlagen, und die Wirkung der Zölle an der Preisfront lässt noch auf sich warten. Also dürfte die Fed am Mittwoch die Leitzinsen um voraussichtlich 25 Basispunkte senken, während die EZB gestern die Zinsen unverändert ließ. US-Aktien erreichten, mit Zinshoffnungen und KI-Rückenwind, zuletzt neue Allzeithochs. Die KI-Hausse scheint jedoch heißzulaufen, während zugleich die Nervosität wächst. Dies zeigen die Reaktionen auf Nachrichten in dieser Handelswoche: So genügte ein optimistischer Ausblick, den Oracle-Kurs um über ein Drittel anzuheben – wohingegen schwache Gewinndaten die Aktie des Softwarekonzerns Synopsys um über ein Drittel einbrechen ließen. Vor dem Hintergrund der politischen Risiken und der typischerweise saisonal schwachen Börsenphase ist eine defensiveAusrichtung empfehlenswert.

Rohstoffe

Konjunktursorgen, ausgelöst durch die US-Zollpolitik, ließen auch bei Gasoil im Frühjahr die Preise sinken. Der vorläufige Tiefststand wurde im April 2025 bei 558,50 USD/Tonne erreicht. Anschließend erholten sich die Preise jedoch deutlich. Und ab Juni 2025 koppelte sich Gasoil schließlich auch noch vom Ölpreis nach oben ab. Dies dürfte vor allem daran gelegen haben, dass unerwartet hohe Kapazitäten bei den Raffinerien ausgefallen sind. Nach Schätzungen von Bloomberg lagen die Ausfälle im Frühjahr 2025 bei knapp 7 mbpd und erreichten damit den höchsten Stand seit vier Jahren. Die Preise für Gasoil dürften in den kommenden Monaten dennoch etwas stärker nachgeben als die Ölpreise. Für den Euroraum liegt unsere BIP-Wachstumsprognose für 2025 und 2026 lediglich bei jeweils 1,0 %. Die daraus resultierende verhaltene Nachfrage nach Gasoil in Europa dürfte die Preise belasten. Zudem sollten sich die Raffineriemargen in den kommenden Monaten wieder deutlich ermäßigen, nachdem das Gros der im Frühjahr ausgefallenen Raffineriekapazitäten jetzt wieder im Einsatz ist. Ende 2026 dürfte Gasoil daher auf 600 USD/t nachgeben.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben sollten ab 2026 Nachfrageschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Eine Leitzinssenkung im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,25 % erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Kapitalmärkte erwarten deutliche Zinssenkungen in den USA.
  • Regierungskrise in Frankreich belastet den Euro.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr Rücksetzer bringen.
  • Gold bleibt im Aufwärtstrend. ETC-Käufe, US-Zinssenkungen und solide Nachfrage nach Münzen und Barren stützen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-September. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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