10.10.2025

Deutsche Industrie bleibt in der Krise

Kapitalmärkte Weekly | Im August ist die Industrieproduktion deutlich stärker als erwartet eingebrochen.

Metallverarbeitung und Lagerung in Fabrikraum
Metallverarbeitung und Lagerung in Fabrikraum

Immer aktuell informiert: Kapitalmärkte Weekly

Konjunktur

Im August ist die Industrieproduktion deutlich stärker als erwartet eingebrochen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Gesamtproduktion um 4,3 % gegenüber dem Vormonat, ohne Energie- und Bauwirtschaft sogar um 5,3 %. Ein weiterer herber Rückschlag für die ohnehin angeschlagene Konjunktur. Zwar führten laut Destatis Sondereffekte wie Werksferien und Produktionsumstellungen zu einem Rückgang von über 18 % in der Automobilindustrie. Doch auch abseits des Fahrzeugbaus verzeichneten nahezu alle größeren Branchen ein Minus – ein klares Zeichen allgemeiner Nachfrageschwäche. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal erneut schrumpft. Statt eines erhofften „Herbstes der Reformen“ droht ein „Winter des Missvergnügens“. Angesichts der jüngsten Zahlen fällt es zunehmend schwer, am bislang positiven Konjunkturausblick für 2026 festzuhalten.

Zinsumfeld

Die politische Entwicklung in Frankreich beunruhigt seit längerem die Finanzmärkte. Präsident Macron setzte den Parteien nun eine letzte Frist zur Bildung einer Regierung und bestellte die von ihm als geeignet angesehenen Formationen in den Elysée-Palast ein. Nach dem Scheitern seines Parteigängers Lecornu bleibt als letzte Option, der gemäßigten Linken die Führung zu überlassen. Rechnerisch ist eine knappe Mehrheit für ein Bündnis von Sozialisten, Kommunisten und Grünen mit den Fraktionen der Mitte denkbar. Primäre Aufgabe der neuen Regierung wäre die Verabschiedung eines Haushaltsgesetzes. Ein Opfer steht dabei schon fest: Die Rentenreform würde zurückgedreht. Dies widerspricht zwar jeder wirtschaftlichen Vernunft, die große Mehrheit der Wähler will jedoch eine Rückkehr zur Rente ab 62. Für Frankreichs Bonität sind das keine guten Aussichten. Die Renditen französischer Staatsanleihen sanken im Wochenverlauf wieder, ebenso die Risikospreads. Zuvor war die Rendite zehnjähriger französischer Bonds auf 3,58 % gestiegen und hatte damit erstmals über den Niveaus von Griechenland und Italien gelegen.

Der VStoxx, gängiges Maß für die Risikowahrnehmung der Anleger, ist wieder unter seinen langjährigen Mittelwert von 18,0 % gefallen.

17.2 %

VStoxx

Aktienmärkte

Handelskonflikte und hybride Angriffe, Daueraufregung in Washington und zuletzt eine Staatskrise in Frankreich: Die Anleger haben sich an ein höheres Risikoniveau gewöhnt. Der DAX zeigt nach einer langen Konsolidierung Anzeichen, sein Seitwärtsband nach oben zu verlassen. Damit würde er die Bewegung von Euro Stoxx 50 und S&P 500 nachvollziehen. Positiv stimmt in dieser Hinsicht, dass eine Reihe von Titeln, die lange Zeit vernachlässigt wurden, nun neue Dynamik entfalten. Für eine Jahresendrally stehen die Ampeln jedoch noch nicht auf grün. Die Haushaltsblockade in den USA kann dieses Mal nicht als Folkloreritual abgetan werden. Sie ist eines der letzten Machtmittel, mit dem die Demokraten den von der Trump-Regierung angestrebten Umbau der USA in Richtung Autokratie noch stoppen können. Zieht sich der Streit in die Länge, dürfte er die Börsen zunächst belasten.

Rohstoffe

An neue Rekorde beim Goldpreis hat man sich mittlerweile gewöhnt. Und jetzt ist auch die Marke von 4.000 USD geknackt. Es gibt einige Argumente, dass die Hausse weiterläuft: Der US-Dollar wird vermutlich weiter abwerten, die Fed wird die Zinsen weiter senken, die US-Handelspolitik bleibt unvorhersehbar und die Gold-ETCs (Käufe im laufenden Jahr bereits über 400 Tonnen) werden zunächst wohl weiter zukaufen. Man sollte aber nicht vergessen, dass die Notenbanken sich in den letzten Monaten mit Gold-Käufen eher zurückgehalten haben und dass die Nachfrage nach Goldschmuck weiter sehr schwach ist! Daneben signalisieren der sehr hohe Abstand zur 200-Tage-Linie (aktuell über 900 USD) und ein RSI (Relative-Stärke-Indikator) auf Rekordniveau eine absolute „Überkauftheit“ des gelben Metalls. Nach einem Anstieg um über 50 % im laufenden Jahr (auf USD-Basis) könnte damit tatsächlich langsam die Zeit für eine Konsolidierung am Goldmarkt gekommen sein.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben sollten ab 2026 Nachfrageschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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