24.10.2025

China: Fragile Konjunktur trotz Lichtblicken

Kapitalmärkte Weekly | Chinas Wirtschaft wuchs im 3. Quartal 2025 um 4,8 % – weniger als im Vorquartal (5,2 %) und so schwach wie seit Q3 2024 nicht mehr.

Hausgemachter Aufschwung in China
Hausgemachter Aufschwung in China

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Konjunktur

Chinas Wirtschaft wuchs im dritten Quartal 2025 nach offiziellen Zahlen um 4,8 % – weniger als im Vorquartal (5,2 %) und so schwach wie seit Q3 2024 nicht mehr. Belastet wird die Konjunktur von einer flauen Binnennachfrage und der anhaltenden Immobilienkrise. Zwar legte die Industrieproduktion im September um 6,5 % zu, getragen von der verarbeitenden Industrie mit 7,3 % und dem Bergbau mit 6,4 %, doch Energieerzeugung und Versorgung blieben hinter den Erwartungen zurück. Die Kapazitätsauslastung sank auf 74,6 %, die Anlageinvestitionen gingen um 0,5 % zurück, im Immobiliensektor gar um 13,9 %. Der Einzelhandel wuchs nur um 3,0 % – der geringste Zuwachs seit über einem Jahr. Trotz stärkerer Nachfrage nach Nahrungsmitteln und Kosmetika bleibt die Konsumdynamik verhalten. Laut Statistikamt bleibt die Konjunktur fragil, auch wenn die 5,2 % Wachstum der ersten neun Monate das Jahresziel von rund 5 % erreichbar erscheinen lassen.

Zinsumfeld

Die Unsicherheit über die US-Zollpolitik bleibt hoch, während sich die Konjunktur- und Preisentwicklungen in den großen Wirtschaftsräumen zunehmend uneinheitlich zeigen. Für die US-Notenbank Fed ist die Lage besonders heikel: Seit dem Beginn des „Shutdowns“ agiert sie weitgehend im Blindflug, da zentrale Wirtschaftsdaten fehlen. Für fundierte Zinsentscheidungen wären aktuelle Informationen zu Wachstum, Arbeitsmarkt und Inflation entscheidend, doch aufgrund des Haushaltsstreites sind die Statistikbehörden geschlossen. Immerhin sollen an diesem Freitag die überfälligen Inflationsdaten nachgereicht werden. Je länger die Haushaltsblockade andauert, desto größer werden die Risiken für die US-Konjunktur. Gleichzeitig steigen jedoch die Erwartungen an weitere Zinssenkungen: Der Markt preist bereits mit nahezu 100 % Wahrscheinlichkeit einen Schritt im Oktober und einen weiteren im Dezember ein. Auch wir erwarten eine Rücknahme der Leitzinsen um 25 Basispunkte am kommenden Mittwoch.

Trotz „Shutdown“ werden die US-Inflationszahlen für September heute veröffentlicht. Wir erwarten einen Anstieg um 0,5 % zum Vormonat.

0.5 %

Anstieg US-Inflation zum Vormonat

Aktienmärkte

Die schwierigen Börsenmonate sind beinahe überstanden. Die Akteure ließen sich von Störfeuern in den vergangenen Wochen nur kurzzeitig irritieren. Die Sorgen um eine Krise der Regionalbanken in den USA wurden abgeschüttelt, und Donald Trump schürte zuletzt Hoffnung auf eine Entspannung im Handelsstreit mit der Volksrepublik China. Zudem werden sich die Zinshoffnungen am Mittwoch ziemlich sicher bewahrheiten, wenn die US-Notenbank die Leitzinsen wohl um weitere 25 Basispunkte senken wird. An diesem Tag dürften jedoch die KI-Granden Alphabet, Meta und Microsoft der Fed die Show stehlen: Deren Berichte zum dritten Quartal, wie auch diejenigen von Amazon und Apple am Donnerstag, werden vermutlich höheren Einfluss auf den restlichen Jahresverlauf an den Aktienmärkten haben. Aus statistischer Sicht ist der Boden jedoch bereitet für einen freundlichen Jahresausklang: Bei positiver DAX-Performance von Januar bis Oktober folgten in 20 von 24 Fällen weitere Kursgewinne bis zum Jahresende.

Rohstoffe

Anfang September kam es in Indonesiens Grasberg-Mine, der zweitgrößten Kupfermine weltweit, zu einem tödlichen Unglück. Durch die Katastrophe kamen große Teile der Produktion zum Erliegen. Mit der vollständigen Wiederaufnahme der Produktion ist erst 2027 zu rechnen. Daneben trägt auch Peru, der global zweitgrößte Kupferproduzent, zur Verschärfung der Angebotslage bei. Politische Proteste und soziale Unruhen haben durch ihre Häufung seit Anfang 2025 wiederholt den Bergbau beeinträchtigt. Diese aktuellen Entwicklungen verdeutlichen die strukturelle Anfälligkeit des Kupfermarktes. Während die Nachfrage nach Kupfer, bedingt durch die Elektrifizierung der Wirtschaft – von Elektrofahrzeugen bis hin zum Ausbau solar- und windbetriebener Energieinfrastrukturen – stabil hoch bleibt, setzen Angebotsschocks den Markt regelmäßig unter Druck. Im Laufe des Jahres 2026 sollte mit der schrittweisen Wiedereröffnung der Grasberg-Mine zwar eine Entspannung auf der Angebotsseite einkehren, aber der Markt dürfte weiterhin knapp bleiben. Bis Ende 2026 dürfte Kupfer weiter auf 11.500 USD/Tonne zulegen.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben werden ab 2026 für Nachfrageplus sorgen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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