07.11.2025

Industrieproduktion: Autobauer retten die Septemberbilanz

Kapitalmärkte Weekly | Ein kräftiger Schub aus der Automobilbranche hat im September für ein kleines Aufatmen in der deutschen Industrie gesorgt.

Automobilherstellung in der Fabrik
Automobilherstellung in der Fabrik

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Konjunktur

Ein kräftiger Schub aus der Automobilbranche hat im September für ein kleines Aufatmen in der deutschen Industrie gesorgt. Wie das Statistische Bundesamt meldet, legte die Produktion im Produzierenden Gewerbe gegenüber dem Vormonat um 1,3 % zu. Im August war die Industrieproduktion noch deutlich um revidierte 3,7 % eingebrochen – zuvor war sogar ein Minus von 4,3 % gemeldet worden. Doch trotz dieser kurzfristigen Erholung bleibt die Lage angespannt. Der Zuwachs gleicht eher einem Strohfeuer als einer echten Trendwende. Wie schon bei den Auftragseingängen kann das Plus die strukturellen Probleme nicht überdecken. Die Hoffnung auf eine nachhaltige Belebung im kommenden Jahr ist vorhanden, ruht jedoch auf immer dünnerem Fundament. Deutschland braucht jetzt keine kosmetischen Maßnahmen, sondern mutige, wachstumsfördernde Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie dauerhaft zu sichern.

Zinsumfeld

Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsen in der vergangenen Woche vorerst unverändert gelassen. Grund dafür seien laut EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel stabile Datenlagen und der Wunsch, neue Projektionen im Dezember abzuwarten. Erst dann wolle man über den weiteren Kurs entscheiden. Die Notenbank halte sich angesichts der unsicheren Lage alle Optionen offen – ein Zeichen der Vorsicht, aber auch der Handlungsbereitschaft. Für Deutschland zeigt sich Nagel zuversichtlich: Die Wirtschaft könne im kommenden Jahr auf einen moderaten Wachstumspfad einschwenken, sofern Zukunftsinvestitionen klug gesetzt würden. Europa insgesamt bleibe mit seinem Binnenmarkt, starken Unternehmen und gut ausgebildeten Fachkräften eine attraktive Wachstumsregion. Zugleich mahnte Nagel die Bundesregierung zu Reformen in der Rentenpolitik: Angesichts der alternden Gesellschaft müsse länger gearbeitet werden, um den Wohlstand künftiger Generationen zu sichern. Im Wochenverlauf legte die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen in der Spitze auf 2,68 % zu. Dies ist die höchste Notiz seit Anfang Oktober.

Aktienmärkte

Deutschlands Aktien sind im internationalen Vergleich zuletzt zurückgefallen. Das ist aber nicht den hiesigen politischen Querelen zuzuschreiben, sondern einem Zwischenstopp der Zugpferde SAP, Telekom und Rheinmetall. In der Berichtssaison überwogen die positiven Gewinnüberraschungen, und auch nach vorne gerichtet gab es eine Reihe ermutigender Signale. Mehr Bedenken wirft die Entwicklung an der Wall Street auf. Die Protagonisten des KI-Booms benötigen riesige Summen für ihre Investitionen. Hierfür reichen die Cashflows nicht aus, weshalb sie sich immer stärker am Rentenmarkt verschulden. Ungemach droht auch von der Politik. In Washington vertiefen sich die Gräben zwischen den Parteien weiter, die Demokraten wittern nach den Wahlen Morgenluft. Ein Ende des Shutdowns ist nicht in Sicht, das macht Planung mehr und mehr zum Blindflug und dürfte die Stimmung belasten.

Rohstoffe

Der Konflikt um seltene Erden zählt wohl zu den zentralen geopolitischen Themen dieses Herbstes. Seit China im Sommer den Export dieser Metalle und sie enthaltender Magnete einschränkte und im September weitere Restriktionen ankündigte, wurde die Abhängigkeit des Westens erneut deutlich. Sowohl klassische Industrien wie der Automobilbau als auch Zukunftsbranchen wie Künstliche Intelligenz sind auf diese Rohstoffe angewiesen. In den 1990er-Jahren führten die USA noch bei der Verarbeitung seltener Erden, doch wegen der energieintensiven und umweltschädlichen Prozesse verlagerte sich die Industrie zunehmend nach Asien. Heute erfolgen rund 90 % der Verarbeitung und ein Großteil der Förderung in China. Eine kurzfristige Rückverlagerung ist kaum realistisch, da China über spezialisiertes Know-how und innovative Verfahren verfügt, die im Westen weitgehend fehlen. Um Europas Abhängigkeit zu verringern, bieten sich dennoch Ansätze: Neben dem Ausbau des Recyclings sollten gezielt Partnerschaften mit gleichgesinnten Ländern mit signifikanten Vorkommen (u.a. Indien, Australien) etabliert werden.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,3 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben werden ab 2026 für Nachfrageplus sorgen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Notenbanker auf den geldpolitischen Lockerungspfad zurückgekehrt, drei weitere Zinssenkungen bis Jahresende 2026 erwartet.
  • EZB: Zinssenkungsphase beendet; Einlagesatz bis mindestens Ende 2026 unverändert bei 2,00 % erwartet.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Renditevorteil von kurz laufenden US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit kongruenter Laufzeit dürfte abnehmen
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise 2025 mit unterschiedlicher Entwicklung: Hausse bei Edelmetallen, Anstieg bei Basismetallen, Ölpreise fallen.
  • Goldhausse setzt sich fort. Nach Sprung über die 4.000 USD ist zunächst eine Verschnaufpause wahrscheinlich.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-November. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte Preise drücken.

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