11.07.2025

Industrie legt zu – Bau schwächelt

Kapitalmärkte Weekly | Die deutsche Industrie hat im Mai überraschend zugelegt. Besonders stark präsentierte sich die Automobilbranche. Ein Dämpfer kam vom Bau.

Zwei Mitarbeiter in PKW-Produktionsstätte
Zwei Mitarbeiter in PKW-Produktionsstätte

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Konjunktur

Die deutsche Industrie hat im Mai überraschend zugelegt. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Gesamtproduktion von Industrie, Bau und Energieversorgern gegenüber dem Vormonat um 1,2 %. Besonders stark präsentierten sich die Automobilbranche mit einem Plus von 4,9 % sowie die Energieversorgung mit 10,8 %. Auch die Pharmaproduktion legte um 10 % zu. Experten hatten lediglich mit einer Stagnation gerechnet, nachdem der Ausstoß im April noch um 1,6 % zurückgegangen war. Im Zeitraum März bis Mai ergibt sich ein Zuwachs von 1,4 % gegenüber den drei Vormonaten. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von einer Fortsetzung der Erholung, warnte aber vor Unsicherheiten durch mögliche US-Strafzölle. US-Präsident Trump kündigte an, bald über konkrete Zollsätze für Exporte in die USA zu informieren. Ein Dämpfer kam vom Bau: Dort ging die Produktion im Mai um 3,9 % zurück. Auch das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe bleibt laut ifo Institut angespannt.

Zinsumfeld

Der Rückhalt für eine rasche Zinssenkung, wie sie US-Präsident Donald Trump fordert, ist innerhalb der US-Notenbank laut Protokoll der jüngsten Sitzung gering. Laut den am Mittwoch veröffentlichten Mitschriften sprachen sich nur „ein paar Währungshüter“ für eine Senkung bereits im Juli aus. Die Mehrheit der 19 Ausschussmitglieder äußerte hingegen Bedenken wegen des Inflationsdrucks infolge von Trumps Zollpolitik. In den Protokollen heißt es, die meisten Teilnehmer hielten Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf für wahrscheinlich. Ein möglicher Preisschock durch Zölle dürfte nur „vorübergehend oder moderat“ ausfallen. Die Federal Reserve beließ den Leitzins am 18. Juni bei 4,25–4,50 %. Zwei Mitglieder des Direktoriums zogen eine Senkung auf der Sitzung am 29./30. Juli in Betracht. Nach dem jüngst überraschend robusten Arbeitsmarktbericht gelten Lockerungen im Juli an den Terminmärkten jedoch als unwahrscheinlich.

Mit seiner Wertentwicklung hängte Platin in diesem Jahr alle anderen Anlagen ab.

50 %

Platin Wertentwicklung

Aktienmärkte

Trump feiert: Er hat seinen „One Big Beautiful Bill Act“ durchgeboxt und damit Steuererleichterungen vor allem für Reiche und Topverdiener erreicht. Dass dies die US-Staatsverschuldung massiv ausweiten dürfte: geschenkt. Auch in puncto Handelsstreit gegen den Rest der Welt schaltet der US-Präsident einen Gang höher und erhöht einen Zollsatz nach dem anderen. Wie soll man inmitten dieses gigantischen Experiments mit ungewissem Ausgang als Anleger agieren? Wir empfehlen, defensiv zu bleiben, und weiterhin die internationale Diversifikation außerhalb der USA zu stärken. Genauso, wie Donald Trump sich von kollabierenden Kursen beeindrucken ließ und mäßigte („TACO“), lassen ihn steigende Kurse grade übermütig werden: Das TACO-Akronym würden wir nun durch „TAGO“ ergänzen: „Trump always gets overconfident“. Donald Trump hegt übermäßiges Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. TACO und TAGO zusammen dürften die Party früher oder später ausbremsen,denn Übermut tut selten gut.

Rohstoffe

Platin hat sich nach seinem Zehn-Jahres-Hoch von 1.435 US-Dollar je Feinunze Ende Juni leicht zurückgezogen, liegt im laufenden Jahr aber weiterhin rund 50 % im Plus. Ein wesentlicher Treiber ist die deutlich gestiegene Schmucknachfrage aus China, die sich vom Rekordtief der Vorjahre erholt hat. Als Platin im Mai nur rund ein Drittel so teuer war wie Gold, verlagerte sich das Interesse zunehmend auf das weiße Metall. Trotz des starken Kursanstiegs rechnen Analysten weiterhin mit einem Angebotsdefizit von etwa 966.000 Feinunzen. Wir gehen in unserer Prognose für 2025 von einem Defizit von 550.000 Feinunzen aus. Auch mittelfristig dürfte das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben, denn neue Minen benötigen bis zu neun Jahre, um ihre volle Kapazität zu erreichen. Da sie neben Platin auch Palladium und Industriemetalle fördern, müssen die Betreiber bei Investitionsentscheidungen auch die Preisentwicklung dieser Metalle berücksichtigen. Der kräftige Preissprung im Juni dürfte sich so nicht wiederholen. Wir erwarten den Übergang in eine Korrekturbewegung.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,4 % Q/Q besser als erwartet.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben könnten 2026 einen Wachstumsschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Unveränderte Leitzinsen im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,50 % erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um je 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit dürfte die Weltwirtschaft bremsen.
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Abstand zwischen US-Leitzins und EZB-Leitzins sollte sich zunächst noch ausweiten.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Bloomberg Commodity Index erreicht im Februar Zweijahreshoch. US-Zollpolitik sorgt im April für deutliche Korrektur.
  • Gold erreicht Allzeithoch im April. Annäherung im Zollstreit USA/China führt zuletzt aber zu niedrigeren Notierungen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-Juli. Konflikt Israel/Iran sorgte für hohe Volatilität beim Ölpreis

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