08.08.2025

Rückschlag für die Industrie

Kapitalmärkte Weekly | Die deutsche Industrie musste im Juni einen Dämpfer hinnehmen.

Zinskurve mit mit einem Kugelschreiber überprüft
Zinskurve mit mit einem Kugelschreiber überprüft

Immer aktuell informiert: Kapitalmärkte Weekly

Konjunktur

Die deutsche Industrie musste im Juni einen Dämpfer hinnehmen: Wie Destatis mitteilte, sanken die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe real um 1,0 % gegenüber dem Vormonat. Der zuvor gemeldete Rückgang für Mai wurde hingegen von -1,4 % auf -0,8 % revidiert. Die Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen – vor allem angesichts der bereits schwachen Daten aus dem Maschinenbau. Deutlich unter Druck stand der Bereich „Sonstiger Fahrzeugbau“ mit einem Einbruch der Bestellungen um 23,1 %. Auch die Automobilbranche (-7,6 %) sowie die Metallerzeugung (-12,9 %) verzeichneten kräftige Rückgänge. Ohne Berücksichtigung von Großaufträgen ergab sich hingegen ein leichtes Plus von 0,5 %. Ein Effekt aus dem jüngsten Zollkompromiss zwischen den USA und der EU ist in den Juni-Zahlen noch nicht erkennbar. Hier bleibt abzuwarten, ob die kommenden Monate positive Impulse bringen. Für den Moment zeigt sich die Konjunktur erneut mühsam.

Zinsumfeld

Die Inflation in Deutschland blieb im Juli bei 2,0 % und damit im Vergleich zum Vormonat stabil. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Preise in EU-harmonisierter Berechnung (HVPI) sogar nur um 1,8 %. Dazu trug wieder der Rückgang der Energiepreise bei – im Juli sanken diese um 3,4 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Zudem schwächte sich die Inflation für die hoch gewichteten Dienstleistungen weiter ab (3,1 % nach 3,3 %). Die Teuerung ohne Nahrungsmittel und Energie, auch als Kernrate bezeichnet, verharrte bei 2,7 % und damit wie der Gesamtindex auf dem Vormonatsniveau. Auch im Euroraum lag die Inflation im Juli unverändert zum Juni-Wert bei 2,0 %. Die aus Sicht der Inflationsbekämpfung bedeutende Kernrate blieb laut Eurostat ebenfalls stabil und zwar bei 2,3 %. Berechnet wird sie ohne Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak. Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen verharrte in dieser Woche in einer engen Handelsspanne von lediglich 10 Basispunkten.

Aktienmärkte

Der Start in den August war recht volatil und gewissermaßen ein Abbild des bisherigen Börsenjahres „en miniature“. Nach einem durch schwache Arbeitsmarktdaten und neue Zollsätze ausgelösten Kursrutsch berappelte sich der Aktienmarkt in der laufenden Handelswoche wieder. Zuletzt keimten Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine auf, weil Trump Putin treffen möchte. Diese erhöhte Volatilität zum Start in die typischerweise saisonal schwächeren Börsenmonate dürfte noch eine Weile anhalten. Auf Enttäuschungen sind die Aktienmärkte indes nur schlecht vorbereitet, wenn man die hohen Bewertungsrelationen als Beleg hierfür heranzieht. Dennoch ist zu konstatieren, dass die moderaten Kurszuwächse in den USA überwiegend von steigenden Gewinnerwartungen getragen waren – auch und insbesondere im weit überdurchschnittlich bewerteten Technologiesektor. Dort ging die Rekordfahrt zuletzt weiter, weil auch der Investitionsboom in KI weiterläuft.

Zollsatz wollen die USA zukünftig auf Importe aus der Schweiz erheben, weit mehr als die 15 % auf EU-Waren.

39

Prozent

Rohstoffe

Anfang Juli kündigte US-Präsident Donald Trump einen Zoll von 50 % auf Kupferimporte ab 1. August an. Bereits im Vorfeld sorgte dies für starke Vorzieheffekte: Die US-Nachfrage nach Kupfer stieg, Lager wurden gefüllt, die Preise kletterten auf Rekordniveau, während sie international nachgaben. Mit der offiziellen Unterzeichnung der Zollverordnung folgte die Ernüchterung: Der 50%-Zoll betrifft lediglich Halbfertigprodukte wie Drähte und Rohre, die weniger als 10 % der US-Kupfernachfrage abdecken. Raffiniertes Kupfer, das etwa 50 % des Verbrauchs ausmacht, sowie Kupferkonzentrate bleiben außen vor. Prompt brachen die US-Kupferpreise an einem Tag um bis zu 22 % ein. Damit glichen sich die Preise an der US-Börse Comex und der London Metal Exchange (LME) wieder an. Kurzfristig bleibt der Druck bestehen, solange Vorratskäufe ausbleiben und Lagerbestände auf den Weltmarkt zurückfließen. Mittel- bis langfristig dürfte jedoch die wachsende globale Nachfrage, insbesondere durch Rechenzentren und die Energiewende, dem Kupfermarkt Unterstützung geben.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,3 % Q/Q, in Q2 dann minus 0,1 % Q/Q.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben könnten 2026 einen Wachstumsschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Unveränderte Leitzinsen im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,50 % erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um je 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Abstand zwischen US-Leitzins und EZB-Leitzins sollte sich zunächst noch ausweiten.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr für Rücksetzer sorgen.
  • Gold erreichte Allzeithoch im April. Annäherung im Zollstreit USA/China führt zuletzt aber zu niedrigeren Notierungen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-Augst. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte für fallende Preise sorgen.

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