06.06.2025
EZB senkt Zinsen erneut - Zinspause wahrscheinlich
Kapitalmärkte Weekly | Verbraucherpreise in der Euro-Zone sinken stärker als erwartet, EZB senkt Einlagesatz. Weitere Zinssenkung im Herbst?


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Konjunktur
Die Industrie im Euroraum zeigt Anzeichen einer Erholung. Das belegen die endgültigen Zahlen der Einkaufsmanagerindizes (PMI) für Mai: Der Industrie-PMI für die Eurozone stieg um 0,4 Punkte auf 49,4 – das ist der höchste Stand seit August 2022. Damit nähert sich der Wert der wichtigen Schwelle von 50 Punkten, ab der von einem wirtschaftlichen Aufschwung gesprochen wird. Griechenland führt das Länder-Ranking mit einem beschleunigten Wachstum an, dicht gefolgt von Spanien. Deutschland bildet hingegen das Schlusslicht, wenngleich die Geschäftseinbußen hier so gering ausfielen wie seit drei Jahren nicht mehr. Mit 48,3 Punkten lag das deutsche Industrie-Barometer aber weiterhin im kontraktiven Bereich und fiel im Mai marginal unter den Vormonatswert. Allerdings sollten Anleger auch die positiven Tendenzen der vergangenen drei Monate im Blick haben. So verbesserten sich die Auftragseingänge, die Industrieproduktion und auch die Exportdaten. Weiter sorgen die angekündigten Steuererleichterungen für Investitionen dafür, dass optimistischer in die Zukunft geblickt werden kann.
Zinsumfeld
Die Verbraucherpreise in der Euro-Zone sind im Mai stärker gesunken als erwartet. Während die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft im April noch bei 2,2 % verharrte, sank sie im Mai auf Jahressicht um 0,3 Prozentpunkte. Sie liegt damit unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 %. Auch die Kerninflation verringerte sich deutlicher als vom Markt prognostiziert – von 2,7 % auf 2,3 %. Vor diesem Hintergrund war die gestrige Senkung des Einlagesatzes von 2,25 % auf 2,00 % keine große Überraschung. Nun wird die EZB aber eine Sommerpause einlegen, nach der klarer sein dürfte, ob die USZollpolitik noch zu tieferen Verwerfungen für Realwirtschaft und Inflation führt. Deutliche Schrammen wird die US-Politik aber schon nach heutigem Wissen im Konjunkturbild des Euroraums hinterlassen. Wir rechnen daher damit, dass die EZB den Einlagesatz im September noch einmal um 25 Basispunkte senken wird.
Aktienmärkte
Die Deadline für Verhandlungen über die von US-Präsident Donald Trump verhängten und später temporär ausgesetzten reziproken Zölle endet zwar erst am 8. Juli. Die Frist für Zollvorschläge der hiervon betroffenen Staaten an die USA lief jedoch schon diese Woche aus. Demnächst dürfte daher neue Bewegung in den Handelsstreit kommen. Die im Rahmen der Erleichterungsrally markant gestiegenen Aktienkurse suggerieren dabei, dass es zu keinem bleibenden Schaden kommen wird. Weil die US-Zölle nach Abschluss der Verhandlungen jedoch wohl bei einem Vielfachen des Ausgangsniveaus liegen dürften, gehen wir davon aus, dass die Kurse über ihr Ziel hinausgeschossen sind. Dies signalisieren auch die inzwischen erreichten Bewertungen. Während die heimischen Indizes DAX und Euro Stoxx ihr fundamental gerade noch gerechtfertigtes Niveau inzwischen ausgereizt haben, ist der S&P 500 gemäß unserer Einschätzung sogar klar überbewertet.
Rohstoffe
Der Platinpreis wird in den nächsten Monaten vermutlich durch eine verhaltene Nachfrage aus der Automobilbranche belastet. Allerdings sollte das Edelmetall von einer anziehenden Schmucknachfrage profitieren. Zudem wird die Minenproduktion in 2025 voraussichtlich etwas schwächer ausfallen als 2024. Auch die Marktbilanz sollte die Preise stützen. Wir rechnen bei Platin für 2025 mit einem Angebotsdefizit in Höhe von 550 Mio. Unzen. Insgesamt sollte der Platinpreis damit über weiteres Potenzial verfügen und bis Mitte 2026 auf 1 200 USD ansteigen. Auch Palladium dürfte durch die verhaltene Autokonjunktur belastet werden. Zwar wird die Minenproduktion im laufenden Jahr voraussichtlich schwächer ausfallen als 2024; die Zeiten hoher Angebotsdefizite am Palladiummarkt dürften aber wohl vorerst vorbei sein. Wir rechnen bei Palladium für 2025 mit einer ausgeglichenen Marktbilanz. Da jedoch auch für 2026 mit rückläufigen Absatzzahlen in der Automobilbranche zu rechnen ist, sollte Palladium kaum über größeres Potenzial nach oben verfügen. Bis Mitte 2026 dürfte der Preis auf 925 USD nachgeben.
Von: Antje Laschewski, Research für Privat- und Unternehmenskunden
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