25.07.2025

EZB legt Zinspause ein

Kapitalmärkte Weekly | Die Europäische Zentralbank (EZB) hat, wie von uns erwartet, in ihrer jüngsten Sitzung keine geldpolitischen Änderungen vorgenommen.

Das Euro-Zeichen als Skulptur
Das Euro-Zeichen als Skulptur

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Konjunktur

Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich im Juli leicht aufgehellt. Laut den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes legte das verarbeitende Gewerbe zwar zu, blieb mit einem Wert deutlich unter der 50-Punkte-Marke jedoch im Schrumpfungsbereich. Der Dienstleistungssektor überschritt diese Schwelle nur knapp. Die fortgesetzte Aufwärtsbewegung der Indizes ist grundsätzlich ein positives Signal – auch wenn sie durch Unsicherheiten, wie den ungelösten Zollkonflikt zwischen den USA und der EU, gebremst wird. Trotz vereinzelter Meldungen über eine bevorstehende Einigung bleibt eine spürbare Entlastung bislang aus. Entsprechend zeigen sich die Einkaufsmanager deutlich verhaltener als viele Akteure am Kapitalmarkt. Auch vom Konsum kommen derzeit keine Impulse: Das GfK-Konsumklima für August fiel bereits den zweiten Monat in Folge. Die gestiegene Sparneigung der Haushalte wirkt weiter dämpfend und deutet darauf hin, dass eine nachhaltige Erholung der Binnenkonjunktur noch auf sich warten lässt.

Zinsumfeld

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat, wie von uns erwartet, in ihrer jüngsten Sitzung keine geldpolitischen Änderungen vorgenommen. Aus Sicht der Notenbanker sei die aktuelle Ausrichtung angemessen, eine abwartende Haltung erscheine in Anbetracht der Lage geboten. Dafür sprechen unter anderem die auf Kurs liegende Inflationsrate im Euroraum sowie stabil verankerte Inflationserwartungen. Unklar bleibt der mittelfristige Einfluss der US-Zollpolitik unter Trump auf Konjunktur und Preisentwicklung. Geopolitische Spannungen schaffen zwar Unsicherheit, haben bisher jedoch keinen nachhaltigen Anstieg der Energiepreise ausgelöst. In diesem schwierigen Umfeld verzichtet die EZB weiterhin auf geldpolitische Vorfestlegungen. Ihre Linie bleibt: Entscheidungen erfolgen von Sitzung zu Sitzung, datenbasiert und unter Berücksichtigung globaler Risiken. Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir noch eine letzte Senkung des Leitzinses von aktuell 2 % auf 1,75 %.

15-20 % Zoll werden die USA wohl im Durchschnitt auf Importe erheben, wenn die Verhandlungen abgeschlossen sind.

15-20 %

US-Zölle

Aktienmärkte

Nach dem Zolldeal der USA mit Japan dürfte es demnächst wohl auch zu einer Vereinbarung mit der EU kommen. Zudem sind für Montag neue Gespräche der Vereinigten Staaten mit China angesetzt. Der künftige gewichtete US-Zollsatz nimmt daher mehr und mehr Konturen an. Ein Niveau in der Größenordnung von 15-20 % zeichnet sich dabei ab – das sechs- bis achtfache des früheren Werts. Dies wird nicht spurlos an der US-Inflation sowie dem globalen Wirtschaftswachstum vorübergehen. Dass die Aktienkurse trotzdem deutlich höher notieren als vor Trumps Amtsübernahme deutet auf eine gewisse Blauäugigkeit der Anlegerschaft. Nach dem Höhenflug der Kurse sind die Aktienbewertungen angespannt und in den USA sogar besonders hoch. Der Raum für Enttäuschungen ist gering, und die laufende Berichtssaison beiderseits des Atlantiks lieferte bereits erste schwache Zahlen. Daher dürften die Anleger bald wieder auf dem Boden der Tatsachen landen.

Rohstoffe

Der Ölpreis war im Juni aufgrund des Konflikts zwischen Israel und dem Iran zeitweise sehr stark angestiegen. Danach sorgte die ein oder andere positive Konjunkturmeldung dafür, dass Brent sich über der Marke von 70 USD halten konnte. Mittlerweile deutet jedoch viel darauf hin, dass es mit den Preisen wieder nach unten gehen wird. Die Weltwirtschaft wird 2025 voraussichtlich nur um 2,6 % wachsen, und die Ölnachfrage wird in diesem Jahr daher wohl nur um 0,5 mbpd steigen. Das ist der niedrigste Zuwachs (mit Ausnahme des Covid-Jahres 2020) seit 2009. Auf der anderen Seite lockert die OPEC+ weiter die Förderbremsen. Für August wurde eine weitere Erhöhung der Förderquoten um 0,55 mbpd avisiert. Von April bis August wurden die Quoten damit um mehr als 1,9 mbpd erhöht! Wir steuern damit 2025 auf einen sehr hohen Angebotsüberschuss am Ölmarkt von durchschnittlich rund 1 mbpd zu. Und das bedeutet: Der Ölpreis wird weiter fallen. Bis Ende des Jahres dürfte Brent bis auf 60 USD nachgeben.

Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research

Unser großes Bild in Kürze

Vergleichsdiagramm

Konjunktur

  • Deutsches BIP: Auftaktquartal mit +0,4 % Q/Q besser als erwartet.
  • Handelskonflikt mit USA impliziert Abwärtsrisiken. Staatsausgaben könnten 2026 einen Wachstumsschub bringen.
  • Inflation bei 2 %. Globale Verlangsamung vermindert Lohndruck und hält Rohstoffpreise in Schach.

Säulendiagramm

Zinsumfeld

  • Fed: Unveränderte Leitzinsen im Jahr 2025; Fed Funds per Ende 2025 bei 4,50 % erwartet.
  • EZB: Eine weitere Zinssenkung um je 25 Bp. bis Jahresende erwartet, Einlagesatz dann bei 1,75 %.
  • EUR-Langfristzinsen: Auf- und Abwärtsrisiken kurzfristig ausgewogen; auf mittlere Frist Rückkehr in den ansteigenden Trend erwartet.

Diagramm Linie

Aktienmärkte

  • Von den USA ausgehender Handelsstreit belastet die Weltwirtschaft, an den Märkten dominiert jedoch Optimismus
  • Zinssenkungen und Investitionspakete stützen Europas Börsen.
  • Nach starkem erstem Halbjahr an den Aktienmärkten nun Konsolidierung erwartet.

Euro

Devisen

  • Der Abstand zwischen US-Leitzins und EZB-Leitzins sollte sich zunächst noch ausweiten.
  • Erratisches Agieren des US-Präsidenten untergräbt Vertrauen in den US-Dollar.

Öl und Gas

Rohstoffe

  • Rohstoffpreise steigen im ersten Halbjahr. Trübe Konjunkturperspektiven dürfen im zweiten Halbjahr für Rücksetzer sorgen.
  • Gold erreichte Allzeithoch im April. Annäherung im Zollstreit USA/China führt zuletzt aber zu niedrigeren Notierungen.
  • OPEC+ erhöht Förderquoten von April-Augst. Hoher Angebotsüberschuss am Ölmarkt dürfte für fallende Preise sorgen.

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