01.08.2025
Deutsche Wirtschaft wieder geschrumpft
Kapitalmärkte Weekly | Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal 2025 leicht an Schwung verloren.


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Konjunktur
Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal 2025 leicht an Schwung verloren. Das Bruttoinlandsprodukt sank um 0,1 % gegenüber dem Vorquartal – ein Rückgang, der im Rahmen der Erwartungen lag. Die Hauptverantwortung trug hierfür der schwache Außenhandel. Nach einem exportbedingten Aufschwung zu Jahresbeginn, ausgelöst durch Vorzieheffekte vor US-Zollerhöhungen, folgte nun die Gegenbewegung. Auch die Investitionen entwickelten sich rückläufig und belasteten die Gesamtleistung zusätzlich. Im Jahresvergleich ergibt sich kalenderbereinigt ein leichter Anstieg des BIP um 0,4 %, nach 0,0 % im ersten Quartal. Damit zeigt sich die deutsche Konjunktur zwar widerstandsfähig, aber ohne echte Dynamik. Im Euroraum insgesamt läuft es etwas besser. In diesem Kontext haben wir unsere Prognosen unter anderem für das BIP von Euroraum und USA, Zinsen, für die Aktienmärkte und EURUSD überarbeitet.
Zinsumfeld
Angesichts des verbleibenden Inflationsdrucks wird die EZB bei den anstehenden Sitzungen im September und Oktober wohl von Zinssenkungen absehen. Die US-Notenbank Fed beließ auf ihrer Tagung am vergangenen Mittwoch ihre Leitzinsspanne bei 4,25 bis 4,5 % – trotz politischem Druck von Präsident Trump und Gegenstimmen der Gouverneure Bowman und Waller. Diese beiden forderten angesichts sinkender Inflation und eines schwächer werdenden Arbeitsmarktes Zinssenkungen. Somit stimmten erstmals seit 1993 stimmten mehrere Mitglieder gegen den Beschluss. Notenbankchef Powell betonte, für die September- Sitzung sei die Zinsentscheidung offen. Die Fed erklärte zudem, die Konjunktur habe sich im ersten Halbjahr moderat abgekühlt, der Arbeitsmarkt bleibe jedoch solide. Die Inflation gehe zurück, liege aber weiter über der Zielmarke. Im zweiten Quartal wuchs die US-Wirtschaft annualisiert um 3 %. Die Importe sanken um über 30 % und kehrten die Sondereffekte des Vorquartals um. Die Inflation lag bei 2,1 %, die Kernrate bei 2,5 %. Die Rendite zweijähriger US-Anleihen stieg im Wochenverlauf in der Spitze auf 3,93 %.
Drei der 40 DAX-Werte stehen zusammen für 49 % der Indexperformance in diesem Jahr – eine schlechte Marktbreite.
Aktienmärkte
Entgegen Donald Trumps bisheriger Ankündigung treten die vereinbarten oder unilateral verhängten höheren Zollsätze für Einfuhren in die USA erst am 7. August in Kraft. Wie hoch der gewichtete US-Zollsatz liegen wird, zeichnet sich somit mehr und mehr ab, wenngleich noch Unsicherheiten für einzelne wichtige Länder wie China oder Kanada bestehen. Mit August und September beginnen nun die beiden Monate, die den Aktienmärkten bisher am häufigsten Kursverluste beschert haben. In diesem Jahr stimmen uns weitere Faktoren vorsichtig. Trotz der Belastung durch stark erhöhte Zölle sind Aktien teuer geworden. In den USA liegt die Bewertung sogar so hoch wie selten zuvor. Zudem fehlt es der Hausse beiderseits des Atlantiks an Marktbreite. Die gute Indexentwicklung täuscht daher über die Schwäche großer Teile der Aktienmärkte hinweg. Eine solche Konstellation kann zwar noch einige Zeit lang anhalten. Auf längere Sicht ist diese jedoch negativ.
Rohstoffe
Die Entwicklung am Silbermarkt bleibt eng an die konjunkturelle Lage gekoppelt. Anders als bei Gold, das nur zu etwa 8 % industriell genutzt wird, entfallen bei Silber rund 60 % der Nachfrage auf industrielle Anwendungen. Besonders die Solarbranche treibt den Bedarf: Lag der Verbrauch für Photovoltaik 2021 noch bei 90 Mio. Unzen, waren es 2023 bereits über 190 Mio. Unzen. Für 2025 erwarten wir trotz abgeschwächter Dynamik erneut rund 190 Mio. Unzen. Die Nachfrage nach Münzen und Barren dürfte bei 190 Mio. Unzen stagnieren, die Schmucknachfrage um 6,7 % auf 195 Mio. Unzen sinken. Insgesamt dürfte die Silbernachfrage 2025 um 3 % auf 1,125 Mrd. Unzen zurückgehen – und dennoch bleibt das Marktangebot zum fünften Mal in Folge defizitär. Dieses wird auf rund 100 Mio. Unzen geschätzt. Ein weiterer Treiber des jüngsten Preisanstiegs ist die Investmentnachfrage: Silber-ETCs haben ihre Bestände um etwa 70 Mio. Unzen ausgeweitet. Nach der Rally rechnen wir jedoch mit einer Konsolidierung. Gründe sind schwache Konjunktur, nachlassende Solarnachfrage und ein möglicher Rückgang beim Goldpreis. Die Feinunze Silber dürfte bis Jahresende unter 35 USD fallen.
Von: Martin Siegert, CMT Head of Technical Market Research
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