14.07.2025

Zollnews diese Woche nur zweitrangig

Kapitalmärkte Daily | Die jetzige Zolldrohung an die EU dürfte eher Verhandlungstaktik statt finales Ergebnis sein.

USA Wirtschaft Flagge Container Handel
USA Wirtschaft Flagge Container Handel

Immer aktuell informiert: Kapitalmärkte Daily

  • „Blauer Brief“ auch an EU & Mexiko
  • Fundamentaldaten im Zentrum
  • Chinas Exporte finden ihren Weg

„Blauer Brief“ auch an EU & Mexiko

Nach tagelangem Warten erhielten am Wochenende mit Mexiko und der EU nun auch die letzten zwei der fünf wichtigsten US-Handelspartner Post aus Washington. Beide Volkswirtschaften müssen sich auf einen Zoll von 30 % einstellen, sollte bis Anfang August keine Einigung mit den USA erzielt werden. Für Mexiko ist der Zollsatz schmerzhaft, aber verkraftbar. Denn Waren, welche die Vorgaben des nordamerikanischen Freihandelsabkommens USMCA erfüllen, können nach Aussagen des US-Handelsministers Lutnick auch weiterhin zollfrei gehandelt werden. Das trifft auf mehr als 80 % (!) der Exporte Mexikos in die USA zu. Aus europäischer Sicht ist der neue Zollsatz hingegen ein Rückschlag. Nicht nur ist er höher als der Anfang April angedrohte Satz von 20 %, sondern er übersteigt auch die Zollsätze andere wichtiger Handelspartner der USA, wie beispielsweise Japan oder Korea.

Die jetzige Zolldrohung an die EU dürfte jedoch eher Verhandlungstaktik statt finales Ergebnis sein. Denn in vielen Fragen gab es bereits eine Verständigung. Und die EU-Kommission ging zuletzt auch vom Vorhaben einer Digitalsteuer ab. Betroffen von einer solchen wären vor allem US-Techkonzerne. Trump lässt in dem Schreiben zudem Verhandlungsspielraum erkennen. Im Brief wird erwähnt, dass man bei Investitionszusagen europäischer Unternehmen bzw. Staaten doch noch zu Ausnahmen bereit wäre. Es bleiben 18 Tage für eine Einigung.

Ein Zoll von 30% auf EU-Waren würde nichts Gutes verheißen. Das sich gerade entwickelnde Wachstum würde unmittelbar abgewürgt. Ein Exportüberschuss von über 1% des BIP wäre in Gefahr.

235 Mrd.

Exportüberschuss EU mit USA; USD

Fundamentaldaten im Zentrum

Für die Märkte dürften die Handelsgespräche auch vorerst in den Hintergrund treten. Viel spannender werden diese Woche ohnehin die Fundamentaldaten sein. Neben dem Start der Berichtssaison an den Börsen (eingeläutet von den US-Großbanken am Dienstag) werden vor allem die US-Inflationszahlen für Juni Aufmerksamkeit erhalten. Während es bisher nur wenige Anzeichen anziehender Preise gab, dürfte sich die US-Zollpolitik nun erstmals deutlicher in den Daten widerspiegeln. Wir rechnen mit einem Plus auf Monatsbasis von 0,3 % (Mai: 0,1 %). Am Mittwoch und Donnerstag bieten zudem das „Beige Book“ der Fed sowie die US-Einzelhandelsumsätze Einblick in die derzeitige Wirtschaftslage. In Europa stehen neben Daten zur Industrieproduktion für den Euroraum und dem ZEW-Index für Deutschland am Dienstag u.a. auch Inflationsdaten für Großbritannien am Mittwoch auf der Agenda.

Chinas Exporte finden ihren Weg

In Fernost wurden über Nacht bereits die ersten Wirtschaftsdaten gemeldet. Die chinesischen Exporte zeigten sich auch im Juni robust und verbuchten einen Anstieg von 5,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Während die Ausfuhren in die USA erneut erwartbar nachgaben (-16 %), stützten jene in die ASEAN-Staaten (+17 %) und die EU (+8 %) die Exportwirtschaft. In vielen Fällen wird das Wachstum dabei aber teuer erkauft. Die Produzentenpreise verzeichneten zuletzt mit -3,6 % den stärksten Rückgang seit fast zwei Jahren. Ein harter Preiskampf in vielen Industrien sorgt zudem für Margendruck. Dies dürfte in naher Zukunft in einigen Sektoren (u.a. in der Solarindustrie) zu einer Konsolidierung führen. Eine solche wird auch von der chinesischen Regierung zunehmend gefordert. Der ruinöse Wettbewerb führt nämlich nicht nur zur Fehlallokation von Ressourcen, sondern verhindert auch eine nachhaltige Stabilisierung der Preise.

Bereits morgen stehen die Zahlen für das chinesische BIP im zweiten Quartal an. Das Wachstum dürfte angesichts der starken Exporte zwar höher ausfallen, als noch im April erwartet, aber die Inlandsnachfrage bleibt auf staatlichen Stimulus angewiesen. Die zweite Jahreshälfte wird zudem deutlich herausfordernder werden.

Von: Sandro Pannagl, Senior Research Analyst

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