Fed-Chef Jerome Powell bekräftigt die Kernbotschaft aus dem jüngsten Zinsentscheid: Die Notenbank bleibt in einer abwartenden geldpolitischen Haltung. Konjunktur und Arbeitsmarkt zeigen sich solide, die Inflation ist noch etwas erhöht. Die Inflationswirkung der US-Zollpolitik birgt Unsicherheit, ihr Ausmaß hängt von der letztendlichen Höhe der Zollsätze ab. Noch ist unklar, ob die zu erwartende Inflationssteigerung temporär oder dauerhaft ausfallen wird.
Unsere Einschätzung zum Rechenschaftsbericht von Fed-Chef Powell
In den wenigen Tagen seit dem Zinsentscheid vom 18. Juni hat sich die geldpolitische Lagebeurteilung erwartungsgemäß nicht nennenswert verändert. Einige US-Notenbanker haben zuletzt mit einer Zinssenkung bereits auf der nächsten Sitzung im Juli geflirtet. Einer solchen Tendenz hat sich der führende US-Währungshüter, soweit man dies erkennen kann, nicht angeschlossen. Eine schnelle Rückkehr auf den Zinssenkungspfad deutet sich daher weiterhin nicht an. Eine unmittelbar bevorstehende Lockerung der Geldpolitik bleibt u.E. ungeachtet der fortwährenden Sticheleien des US-Präsidenten somit eine Außenseiterwette. Die Tür könnte sich indes ein Stück weiter öffnen, falls die Inflationsdaten für den Monat Juni erneut keinen spürbaren Preisaufwärtsdruck in Folge der Zölle zeigen. Sollte sich die US-Regierung überdies in den kommenden Wochen mit einer Reihe von Handelspartnern auf Abkommen zur Entspannung des Handelskonflikts einigen, dann könnten auch die US-Notenbanker klareren Blickes nach vorne schauen.
Von: Elmar Völker, Senior Fixed Income Analyst