14.07.2025
Außenhandel China im Juni 2025
Einschätzung | Trotz Zollkonfrontation mit den USA: Chinas Exporte erreichen einen Rekordüberschuss von 586 Mrd. USD im ersten Halbjahr.


Die Exporte legten im Mai mit einem Plus von 5,8 % stärker zu als im Vormonat (+4,8 %), und übertrafen auch die Konsensschätzungen.
Unterdessen stiegen die Importe um 1,1 % (Vormonat: -3,4 %). Das ist der erste Zuwachs auf Jahressicht seit Februar dieses Jahres.
Der Handelsbilanzüberschuss im abgelaufenen Monat stieg auf rund USD 115 Mrd. an (Mai: USD 103 Mrd.).
Unsere Einschätzung zum Außenhandel Chinas
Chinas Exportwirtschaft beendet das erste Halbjahr mit einem deutlichen Ausrufezeichen. Die Zollkonfrontation mit den USA ließ zwar die Exporte dorthin einbrechen, aber eine signifikante Steigerung in andere Regionen (v.a. nach Südostasien und die EU) sowie fallende Importe führten in den ersten sechs Monaten zu einem Rekordüberschuss im Warenhandel von 586 Mrd. US-Dollar. Das entspricht einer Steigerung von rund 35 % im Vergleich zum Vorjahr. In vielen Fällen wurde das Exportwachstum aber teuer erkauft. Die Produzentenpreise verzeichneten zuletzt mit -3,6 % den stärksten Rückgang seit fast zwei Jahren. Ein harter Preiskampf in vielen Industrien sorgt zudem für Margendruck und verhindert eine Stabilisierung der Preise. Die Inlandsnachfrage bleibt auf staatlichen Stimulus angewiesen.
Das zweite Halbjahr wird auch außenwirtschaftlich gesehen ungemein schwieriger. Die USA verschärfen zunehmend ihren Druck auf südostasiatische Staaten, um eine Umleitung chinesischer Waren (oder solche mit hohem chinesischem Wertschöpfungsanteil) zu unterbinden. Der jüngste Deal mit Vietnam ist – trotz noch ausstehender Details – jedenfalls ein Warnsignal an Peking. Hinzu kommen neue Spannungen mit Europa und anhaltender Dissens über den wechselseitigen Marktzugang. Eine erwartbare Abkühlung der Weltkonjunktur in den kommenden Monaten dürfte die Nachfrage zusätzlich dämpfen. Umso wichtiger werden damit zusätzliche Maßnahmen der chinesischen Regierung, die neben den konjunkturellen Herausforderungen auch die strukturellen Probleme auf der Angebotsseite sowie am weiterhin schwächelnden Immobilienmarkt in den Fokus rücken.
Von: Sandro Pannagl, Senior Research Analyst